Die Sphaeren
einem Latrinegraben. »Obwohl mir der Tod derzeit gar nicht so unattraktiv erscheint.«
Schließlich zog die Wolke weiter, es klarte wieder auf, und ein starker Wind wehte über den Hügel. Ferbin und Holse platschten über die schlammige Kuppe. Der vom Himmel gefallene Schlamm machte alles noch sumpfiger, und ihre Füße
versanken darin. Auch die Caude kamen nur schwer voran, und mit lautem Schnaufen wiesen sie darauf hin, wie wenig sie davon hielten, unter solchen Bedingungen gehen zu müssen. Der Schlamm stank wie Dung. Ferbin und sein Diener wischten sich so viel wie möglich von Haut und Kleidung, bevor er eine Kruste bildete.
»Jetzt könnten wir eine Dusche in Form von sauberem Regen vertragen, nicht wahr, Sir?«
»Wie wär’s mit dem kleinen Teich dort vorn?«, fragte Ferbin.
»Gute Idee, Sir«, sagte Holse und führte die Caude zu einem nicht weit entfernten flachen Tümpel. Die Tiere wieherten und widersetzten sich, aber schließlich brachte er sie dazu, ins Wasser zu stapfen, das ihnen nur halb bis zu den Bäuchen reichte.
Die beiden Männer wuschen die Caude und reinigten sich anschließend selbst, so gut es ging. Die Tiere waren noch immer unglücklich, und beim Startlauf rutschten sie mehrmals aus. Im letzten Augenblick gelang es ihnen, über die Bäume aufzusteigen, und sie flogen in den späten Nachmittaghimmel.
Ferbin und Holse setzten den Flug fort, als die Abenddämmerung einsetzte, obwohl die Caude jammerten und immer wieder tiefer gingen. Nur langsam und mit viel Gemurre reagierten sie auf das Zerren an den Zügeln. Tief unter ihnen musste es Bauernhöfe, Dörfer und kleine Städte geben, aber sie sahen nichts davon. Der Wind kam von links und versuchte ständig, sie in Richtung der Türme abzudrängen, die sie auf der linken Seite passieren mussten. Die Wolken bildeten
etwa einen halben Kilometer über ihnen eine geschlossene Decke. Sie blieben darunter – sich in der Nacht in einer Wolke zu verirren, hätte das Ende für sie bedeuten können.
Schließlich sahen sie etwas, das sie für den D’nengoalischen Turm hielten: eine breite, blasse Präsenz, die aus einem weiten Moor ragte und das letzte Glühen reflektierte, das Obor an der Unterseite des Himmels weit über der Achten hinterlassen hatte.
Der D’nengoalische Turm war auch als Durchlöcherter Turm bekannt: Durch die Löcher konnte man in sein Inneres gelangen und so das Routennetz erreichen, durch das die Oct – und auch die Aultridia – reisten. So glaubten viele; Ferbin wusste, dass ursprünglich alle Türme »durchlöchert« gewesen waren, und in gewisser Weise war das auch heute noch der Fall.
Jeder Turm wies dort, wo er sich unten verbreiterte, Hunderte von Portalen auf, Auslassöffnungen für die Flüssigkeit, mit der die Involucra angeblich die Welt hatten füllen wollen. Auf der Achten lagen die Portale unter mindestens hundert Metern Erde und Wasser, aber die meisten Türme wiesen auch noch andere Öffnungen auf, die allerdings schon vor langer Zeit von den Oct und Aultridia versiegelt worden waren. Gerüchten zufolge – denen die Oct nicht widersprachen – hatten andere Völker und andere Herrscher Schächte tief in den Boden gegraben und versucht, die dortigen Portale zu öffnen, nur um festzustellen, dass sie für jeden undurchdringlich waren, der nicht über die für Reisen zwischen den Sternen notwendige Technik verfügte. Hinzu kam die Erkenntnis: Wer an den Portalen herumzupfuschen versuchte, zog den Ärger der Oct auf sich. Die betreffenden Herrscher
waren getötet und ihre Völker auf andere, weniger versöhnliche Ebenen verteilt worden.
Nur ein Turm von Tausend verfügte noch über ein Portal, das Zugang zum Inneren erlaubte, zumindest in einer sinnvollen Höhe – Teleskope hatten hoch über der Atmosphäre Dinge gezeigt, bei denen es sich um Portale handeln mochte, Hunderte von Kilometern über dem Boden. Deutliches Zeichen für einen Durchlöcherten Turm war ein kleinerer – nach menschlichen Maßstäben noch immer recht hoher – Zugangsturm in der Nähe.
In der Düsternis war der d’nengoalische Zugangsturm erstaunlich schwer zu finden. Unter der dichter werdenden Wolkendecke flogen sie einmal um den Turm herum, fühlten sich dabei wie eingezwängt zwischen dem von unten aufsteigenden Dunst und den tiefer sinkenden Wolken. Ferbin befürchtete zuerst, dass sie in der Dunkelheit gegen den kleineren Turm prallen könnten – die Umstände zwangen sie, in einer Höhe von nur hundert Metern
Weitere Kostenlose Bücher