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Die Sphaeren

Die Sphaeren

Titel: Die Sphaeren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iain Banks
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sich, wurde so dunkel wie die Nacht, und die Caude schliefen prompt ein.
    Der Schotterregen knisterte in den Baumwipfeln über ihnen und wurde langsam lauter. Die Kuppe des Hügels und ein letzter heller Streifen am Himmel verschwanden.
    »Was gäbe ich jetzt für eine Pfeife mit gutem Unge-Kraut«,
sagte Holse und seufzte. »Es ist ziemlich ärgerlich, nicht wahr, Sir?«
    Ferbin konnte in der Düsternis kaum das Gesicht seines Dieners erkennen, obwohl es nur etwas mehr als eine Armeslänge entfernt war.
    »Ja«, erwiderte er und warf einen Blick auf das Chronometer in seiner Jacke. »Jetzt können wir das Ziel nicht mehr bei Tageslicht erreichen.«
    Einige von den Blättern gefilterte Tropfen des Silse-Regens klatschten auf sie herab. Einer landete auf Ferbins Nase und rann zum Mund. Er spuckte aus.
    »Mein alter Vater verlor einmal eine ganze Xirze-Ernte wegen eines scheußlichen Silse-Unwetters«, sagte Holse.
    »Nun, es zerstört, aber es baut auch auf«, meinte Ferbin.
    »Ich habe gehört, in dieser Hinsicht sind diese Unwetter wie Könige«, bemerkte Holse. »Sir.«
    »Wir brauchen beides.«
    »Auch das habe ich gehört, Sir.«
    »In anderen Welten gibt es weder Silse noch klebrigen Regen. So heißt es.«
    »Tatsächlich? Nutzt sich dort das Land einfach ab, bis es verschwindet?«
    »Offenbar nicht.«
    »Nicht einmal nach einer ganzen Weile, Sir? Gibt es in jenen Welten keinen Regen – ich meine natürlich gewöhnlichen Regen -, der mit der Zeit die Hügel abträgt und sie in Seen, Meere und Ozeane schwemmt?«
    »Ja, ich denke schon. Aber offenbar haben sie dort auch hydrologische Systeme, die von weiter unten neues Land entstehen lassen können.«

    »Von weiter unten«, wiederholte Holse, und es klang skeptisch.
    »Ich erinnere mich an eine Unterrichtsstunde, in der es hieß, dass sie Ozeane aus flüssigem Gestein haben, und diese flüssigen Felsen fließen nicht nur wie Flüsse, sondern auch bergauf und quellen aus den Gipfeln von Bergen«, sagte Ferbin.
    »Tatsächlich, Sir.« Holse schien zu glauben, dass Ferbin ihm jene Art von absurden Unsinn glauben machen wollte, die selbst ein Kind verächtlich von sich gewiesen hätte.
    »Solche Dinge helfen dabei, neues Land zu schaffen«, sagte Ferbin. »Oh, und die Berge schwimmen und können offenbar nach oben wachsen. Ganze Länder stoßen gegeneinander, und dabei entstehen Gebirge. Es gab noch mehr, aber den Anfang jenes Unterrichts habe ich leider verpasst, und außerdem klang ohnehin alles ziemlich weit hergeholt.«
    »Ich denke, man hat sich einen Scherz mit Ihnen erlaubt, Sir. Vielleicht wollte jemand herausfinden, wie leichtgläubig Sie sind.« In Holses Stimme erklang so etwas wie vager Schmerz.
    »Das habe ich ebenfalls gedacht, um ganz ehrlich zu sein.« Ferbin zuckte mit den Schultern, was sein Diener nicht sehen konnte. »Oh, und wahrscheinlich habe ich es falsch verstanden, Choubris. Sagen Sie besser nicht, dass Sie so etwas von mir gehört haben.«
    »Bestimmt nicht, Sir«, erwiderte Holse.
    »Angeblich braucht man deshalb dort keinen Silse-Regen.«
    »Wenn auch nur ein Zehntel von dem wahr ist, Sir, dürften wir ein ganzes Stück besser dran sein.«

    »Das glaube ich auch.«
    Silse schuf neues Land. So wie Ferbin es verstand, gab es in den Seen und Meeren kleine Tierelemente, die sich etwas Schlick schnappten und dann eine Art Gas schufen, mit dem Geschöpfe und Partikel aufstiegen, aus dem Wasser sprangen und hoch in der Luft zu Wolken wurden, die dann übers Land zogen und alles in Form von schmutzigem, klebrigem Regen abluden. Silse-Wolken waren relativ selten, zum Glück: Eine große konnte einen Bauernhof, ein Dorf oder sogar einen ganzen Landstrich ebenso überschwemmen wie eine Flut. Sie ließ Getreide in knietiefem Schlamm verschwinden, riss Bäume nieder oder nahm ihnen die Äste und Zweige, zermalmte allzu flache Dächer, legte sich auf Wiesen, bedeckte Straßen und staute Flüsse auf, meistens nur zeitweise, was dann eine echte Überflutung nach sich zog.
    Der schmutzige Regen erreichte sie selbst durch die dichten Baumwipfel, tropfte von schwer werdenden Ästen.
    Überall um sie herum knirschte und knackte es, oft gefolgt von raschelnden und brechenden Geräuschen, und zum Schluss von einem lauten Schlag.
    »Wenn Sie das über uns hören, sollten Sie besser davonspringen, Sir«, sagte Holse.
    »Das werde ich zweifellos«, erwiderte Ferbin und versuchte, seine Augen von dem Dreck zu befreien. Das Silse stank wie etwas ganz unten aus

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