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Die Sphaeren

Die Sphaeren

Titel: Die Sphaeren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iain Banks
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ersten Oct hatte Ferbin bereits gesehen, im Transferschiff, das sie durch den Turm zur Oberfläche gebracht hatte. Die Oct-Botschaft im Palast von Pourl war erst viel später eingerichtet worden, und zu jener Zeit hatte Ferbin die gleiche abergläubische Furcht vor den Oct gehabt wie die meisten Leute. Es gab Legenden, Gerüchte und unbestätigte Berichte, nach denen die Oct in der Dunkelheit der Nacht ihre Türme verließen und Menschen aus ihren Betten holten. Manchmal verschwanden ganze Familien und sogar Dörfer. Die Oct brachten die Entführten zu ihren Türmen, um Experimente mit ihnen anzustellen oder sie zu fressen, oder um sie zu einer anderen Ebene zu bringen, aus reiner Schurkerei.
    Das Ergebnis war: Die breite Masse der Menschen fürchtete sowohl die Oct als auch die Vorstellung des Transports innerhalb eines Turms. Man hatte Ferbin immer wieder auf die Unsinnigkeit solcher Geschichten hingewiesen, aber er war trotzdem nervös gewesen und hatte es als große Erleichterung
empfunden, festzustellen, dass die Oct klein waren und zart wirkten.
    Die Oct des Transferschiffs hatten mit großem Nachdruck betont, dass sie die wahren Erben und direkten Nachfahren der Involucra waren, der ursprünglichen Erbauer der Schalenwelten. Ferbin war davon sehr beeindruckt und stellvertretend empört darüber gewesen, dass diese Tatsache nicht größere Akzeptanz fand.
    Es hatte ihn mit Ehrfurcht erfüllt, wie leicht und mit welcher Vertrautheit die Oct die Kontrollen des Schiffes bedienten, das im Innern eines Turms aufsteigen konnte, vorbei an einer ihren Augen verborgenen Ebene nach der anderen, bis hin zur Oberfläche. Ferbin erkannte, dass sie diese Welt kontrollierten. Sie erschien ihm realer und irgendwie wichtiger und beeindruckender als die Kontrolle über die Unendlichkeit des unfassbaren Raums jenseits der eigentlichen Welt. Dies, so begriff er, war Macht.
    Dann hatte er beobachtet, wie die Oct und Nariscene miteinander umgingen, und dabei die Nariscene als Herren erkannt. Sie waren die Übergeordneten, die die Oct nur gewähren ließen, ein Volk, das für die Sarl über fast magische Fähigkeiten verfügte. Wie tief mussten die Sarl stehen, wie klein und unbedeutend mussten sie sein, nur Primitive für die Oct, die ihrerseits für ihre Nariscene-Mentoren kaum mehr als Kinder waren!
    Anschließend zu beobachten, wie sich Nariscene und Morthanveld gegenseitig behandelten, war fast erschreckend: Die Morthanveld schienen wiederum in den Nariscene so etwas wie Kinder zu sehen, denen sie mit Nachsicht begegneten. Eine Ebene nach der anderen, und weit über den Köpfen der Sarl.

    In gewisser Weise waren sie die Niedrigsten der Niedrigen, begriff Ferbin. Mochte das der Grund dafür sein, warum so wenige Angehörige seines Volkes nach oben eingeladen wurden?
    Wenn alle sahen, was er, sein Bruder und ihre Freunde gesehen hatten … Vielleicht wären die Sarl dann apathisch und depressiv geworden, in dem Wissen, wie wenig ihr Dasein in den immer weiter ansteigenden Hierarchien fremder Mächte zählte. Das war Elimes Meinung gewesen. Er glaubte auch an eine bewusste Absicht ihrer Mentoren, die Mächtige und solche, die einmal Macht ausüben würden, zur Oberfläche brachten, damit sie dort all die Wunder sahen und so beeindruckt waren, dass sie nie in Versuchung gerieten, zu viel anzustreben. Sie sollten wissen: Ganz gleich, wie erhaben und glorreich sie sich selbst und ihrem Volk erschienen, ganz gleich, was sie erreicht hatten: Es spielte sich alles im Rahmen dieser größeren, weitaus mächtigeren, komplexeren und letztendlich weit überlegenen Realität ab.
    »Sie versuchen, uns zu brechen!«, hatte Elime gesagt. Er war ein großer, kräftig gebauter und energischer junger Mann, immer voller Enthusiasmus und Meinungen und immerzu versessen darauf zu jagen, zu trinken, zu kämpfen und zu bumsen. »Sie versuchen, uns eine Stimme in den Kopf zu setzen, die dauernd sagt: ›Du bist nicht wichtig. Was du machst, hat keine Bedeutung.‹«
    Elime lehnte solche Vorstellungen wie ihr Vater ab. Die Fremden konnten also in den Türmen reisen, zwischen den Sternen fliegen und ganze Welten erbauen – na und? Über ihnen gab es Mächte, die sie nicht ganz verstanden. Vielleicht setzte sich diese Verschachtelung, dieses Schale-in-der-Schale-Prinzip
endlos fort! Nahmen die Fremden das zum Anlass, aufzugeben und die Hände in den Schoß zu legen? Nein! Sie hatten ihre Dispute und Auseinandersetzungen, ihre Meinungsverschiedenheiten und

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