Die Sphaeren
auch kommen mochte: Es blieb eine Partnerschaft, mit der man angeblich noch immer Kindern und bösen Leuten Angst machen konnte.
Anaplian spürte ein leichtes Prickeln im Kopf und eine Art Summen im Körper. Sie versuchte, auf den Sinn zurückzugreifen, der sie Gravitationswellen wahrnehmen ließ und sie vor Verzerrungsaktivität in der Nähe warnte, aber das entsprechende System war offline und mit dem Hinweis »auf unabsehbare Zeit nicht betriebsbereit, ohne feindliche Einwirkung« ausgestattet. (Allerdings fühlte sie, wie wenigstens ein Teil der BU-verstärkten neuralen Borte protestierte, ein automatisches System, das ständig nach Schäden Ausschau
hielt; mit vorprogrammierter Entrüstung reagierte es auf alle Beeinträchtigungen ihrer Fähigkeiten und des von ihnen geschaffenen Überlebenspotenzials.)
Die Drohnenstandard-KI der Plattform ging mit Anaplians Erlaubnis langsam ihre Sammlung an Verbesserungen durch und deaktivierte jene, die den Morthanveld vielleicht nicht gefielen. Klick. Weg mit dem elektromagnetischen Effektor. Anaplian versuchte, Einfluss auf die in der Decke über ihr eingelassene Feldeinheit zu nehmen, die den eiskalten Wind von der warmen Luft fernhielt. Keine Verbindung. Sie konnte noch immer EM-Aktivität spüren, sie aber nicht verändern. Fast ihr ganzes Leben hatte sie ohne solche Fähigkeiten verbracht und sie bisher nur selten benutzt, aber jetzt von ihnen getrennt zu werden, brachte ein Gefühl des Verlustes und sogar des Kummers.
Sie sah auf ihre Fingernägel hinab. Derzeit schienen sie noch normal zu sein, aber Anaplian hatte bereits das Signal gegeben, das sie bis zum nächsten Morgen abfallen lassen würde. Der Vorgang war völlig schmerzlos, und während der nächsten Tage würden neue Nägel wachsen, doch sie waren keine Kohärenten Strahlwaffen, keine Laser.
Und wenn schon, dachte Anaplian. Selbst gewöhnliche, unverbesserte Fingernägel konnten kratzen.
Klick. Weg mit den Radio-Fähigkeiten. Keine Sendungen mehr möglich. Im eigenen Kopf gefangen. Sie versuchte, mithilfe der Borte zu kommunizieren und nach Leeb Scoperin zu rufen, ein hiesiger Kollege und ihr letzter Liebhaber. Ein direkter Kontakt ließ sich nicht herstellen – sie musste die Systeme der Plattform benutzen, wie gewöhnliche Leute. Anaplian hatte gehofft, Leeb vor ihrer Abreise noch einmal zu
sehen, aber so kurzfristig war es ihm unmöglich, die Projekte zu verlassen, mit denen er gerade beschäftigt war.
Turminder Xuss musste mit den eigenen Systemen festgestellt haben, dass etwas geschah. »Sind Sie das?«, fragte die Drohne.
Anaplian fühlte sich ein wenig beleidigt, als hätte die Maschine gefragt, ob sie gerade gefurzt hatte. »Ja«, erwiderte sie scharf. »Das war ich. Das Kommunikationssystem ist deaktiviert.«
»Kein Grund, bissig zu werden.«
Sie sah Turminder Xuss an und kniff die Augen zusammen. »Vielleicht doch«, sagte sie.
»Meine Güte, wie windig es ist!« Batra schwebte von draußen durchs Schirmfeld. »Djan Seriy, das Modul ist da.«
»Ich hole meine Sachen«, sagte Anaplian.
»Überlassen Sie das mir«, ließ sich Turminder Xuss vernehmen.
Batra sah offenbar etwas in Anaplians Gesicht, als sie beobachtete, wie die Drohne zur nächsten Tür schwebte.
»Ich glaube, Turminder Xuss wird Sie vermissen«, sagte Batra und streckte zerbrechlich wirkende Zweige und Äste, um sich abzustützen und vor Anaplian zu stehen. Er wirkte wie das Gerüst für die Skulptur eines Menschen.
Anaplian schüttelte den Kopf. »Die Maschine wird sentimental.«
»Im Gegensatz zu Ihnen?«, fragte Batra in einem neutralen Ton.
Sie vermutete, dass er Toark meinte, den Jungen, den sie aus der brennenden Stadt gerettet hatte. Der Junge schlief noch. Am Morgen war Anaplian in seine Kabine geschlichen,
um von ihm Abschied zu nehmen. Sie hatte ihm vorsichtig übers Haar gestrichen und geflüstert, weil sie ihn nicht wecken wollte. Batra hatte sich, wenn auch widerstrebend, bereit erklärt, nach dem Jungen zu sehen, während sie fort war.
»Ich bin immer sentimental gewesen«, behauptete Anaplian.
Das kleine dreisitzige Modul fiel vom Himmel, schwebte durchs Kraftfeld, das sich über dem Flugdeck der Plattform wölbte, glitt den Wartenden entgegen und öffnete die Einstiegsluke.
»Leben Sie wohl, Djan Seriy«, sagte Batra und streckte in Brusthöhe einen Ast aus, der vage an einen Arm erinnerte.
Anaplian berührte ihn kurz und kam sich dabei ein wenig lächerlich vor. »Kümmern Sie sich um den
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