Die Sphaeren
beim Kontakt damit verbringen, Tüten zu tragen.«
»Ist dies wenigstens halb offiziell?«, fragte Anaplian. Ihr gut ausgeprägter Argwohn hatte sie nie ganz verlassen.
»Bei den Zähnen der Hölle, nein! Es ist alles auf meinem Mist gewachsen.« Die Drohne zögerte. »Man hat mich damit beauftragt, Sie zu schützen, Djan Seriy«, fügte sie ernster hinzu. »Und ich bin keine blinde, gehorsame Maschine. Ich möchte Sie auch weiterhin beschützen, insbesondere, da Sie den Schutz der Kultur verlassen und einen Ort der Gewalt aufsuchen, mit reduzierten Fähigkeiten. Deshalb biete ich Ihnen meine Dienste an.«
Anaplian runzelte die Stirn. »Bis auf die, für die du von deiner Form her bestimmt zu sein scheinst«, erwiderte sie. »Einverstanden.«
11
Nackt, Nacht
O ramen teilte das Bett mit der jungen Frau, die sich Jish genannt hatte. Er spielte mit ihrem Haar, wickelte sich lange braune Locken um den Finger und ließ sie dann wieder los.
Ihn amüsierte die Ähnlichkeit der Locken mit dem kräuselnden Rauch aus der Unge-Pfeife, die Jish rauchte. Träge stieg der Rauch zur hohen, verzierten Decke des Zimmers auf, das zu einem Haus in einem eleganten, respektablen Viertel der Stadt gehörte – im Lauf der Jahre hatten es viele Männer des Hofes besucht, nicht zuletzt sein Bruder Ferbin.
Jish bot ihm die Pfeife an, aber er schüttelte den Kopf. »Nein.«
»Oh, komm schon«, sagte Jish und kicherte. Sie versuchte, ihm die Pfeife aufzudrängen, und ihre Brüste wackelten, als sie sich auf dem breiten, zerwühlten Bett bewegte. »Sei kein
Spielverderber!« Sie schickte sich an, ihm das Mundstück der Pfeife zwischen die Lippen zu pressen.
Oramen drehte den Kopf und schob die Pfeife mit der flachen Hand beiseite. »Nein, danke«, sagte er.
Mit überkreuzten Beinen nahm sie vor ihm Platz, vollkommen nackt, und klopfte ihm mit dem Pfeifenstiel auf die Nase. »Warum will der Ora nicht spielen? Warum spielt er nicht?«, fragte sie mit komisch klingender, leicht krächzender Stimme. Hinter ihr zeigte das große, fächerförmige Kopfende des Bettes Darstellungen mythischer Halbgeschöpfe: Satyrn und Nymphen bei einer rosaroten Orgie auf flauschigen weißen Wolken. An den Rändern des Bildes blätterte die Farbe ab. »Warum spielt der Ora nicht?«
Oramen lächelte. »Weil der Ora andere Dinge zu tun hat.«
»Was hat mein hübscher Prinz zu tun?« Jish zog an der Pfeife und stieß grauen Rauch aus. »Das Heer hat sich auf den Weg gemacht, und alles ist ruhig. Alle sind weg, das Wetter ist gut, und es gibt nichts zu tun. Warum spielst du nicht mit deiner Jish?«
Er sank aufs Bett zurück und streckte sich aus. Eine Hand tastete nach dem Glas Wein auf dem Nachtschränkchen, nahm es aber nicht.
»Ich weiß«, sagte Jish, lächelte und drehte sich halb um. Die Konturen ihrer Brüste zeichneten sich im rauchigen Sonnenschein ab, der durch die hohen Fenster auf der anderen Seite des Raums fiel. Er sah, wie sie einen tiefen Zug von der Pfeife nahm, sich ihm dann wieder zuwandte, die Augen groß und glänzend. Sie hielt die Pfeife von ihnen beiden fort, drückte ihre Lippen auf seine, öffnete den Mund und trachtete
danach, den Rauch aus ihrer Lunge in seine zu pusten. Oramen atmete abrupt aus – Jish wich zurück und hustete in der unerwarteten Rauchwolke.
Die Pfeife fiel klappernd zu Boden, und Jish hustete erneut, eine Hand auf dem Mund; es sah fast so aus, als müsste sie sich übergeben. Oramen setzte sich rasch auf, ergriff ihre Hand, zog sie mit einem Ruck zu sich und drehte sie dabei, was Jish mit einem halblauten Schmerzensschrei quittierte. Ferbin hatte ihm gesagt, dass viele Frauen es insgeheim mochten, grob behandelt zu werden, und diese Theorie testete Oramen nun, so seltsam er sie auch fand.
»Ich zwinge mich dir nicht auf, meine Liebe«, sagte er. Ihr Gesicht war unschön gerötet, und Tränen schimmerten in ihren Augen. »Daran solltest du dir ein Beispiel nehmen.« Er ließ die Hand los.
Jish rieb sich das Handgelenk und starrte ihn an, schniefte dann und warf das Haar zurück. Sie suchte nach der Pfeife, fand sie auf dem Boden und beugte sich über den Bettrand, um sie aufzuheben.
»Was ist denn da los?« Tove Lomma blickte übers fächerförmige Ende des Bettes. Das Zimmer enthielt zwei große Betten, die Kopfende an Kopfende aufgestellt werden konnten, wenn jemand etwas mehr Privatsphäre wünschte. Tove teilte das andere Bett mit zwei Frauen. Sein großes, verschwitztes Gesicht strahlte auf Jish und
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