Die Sphaeren
Oramen herab. »Es gibt doch hoffentlich keinen Krach zwischen euch, oder?« Er bemerkte Jishs Hintern, als sie die Pfeife aufhob. »Hm. Nicht schlecht.« Er sah Oramen an und deutete auf das Hinterteil der jungen Frau. »Vielleicht sollten wir für kurze Zeit die Plätze tauschen, mein Prinz.«
»Vielleicht«, erwiderte Oramen.
Eine von Toves Frauen erschien an seiner Seite und steckte ihm die Zunge ins Ohr. Oramen nickte ihr zu. »Ich glaube, du wirst begehrt, Tove«, sagte er.
»Ich höre und gehorche«, entgegnete Tove mit einem Zwinkern. Er und die junge Frau verschwanden wieder.
Oramen sah zur Decke hoch. Wie viel sich verändert hat, dachte er. Wie sehr er in dem einen Monat nach dem Tod seines Vaters gewachsen und gereift war. Er hatte Erfahrungen mir Frauen gesammelt, geraucht, getrunken und feierlich ein ganzes Heer verabschiedet. Es war ihm gelungen, einige nette Worte zu finden, sowohl für die Frauen – obwohl sie nicht überredet werden mussten; es genügte, mit einem Geldbeutel zu klimpern – als auch für die Soldaten. Die kleine Ansprache hatte er sich selbst ausgedacht; die von tyl Loesp für ihn vorbereitete Version war ihm zu hochtrabend und bescheiden erschienen. (Der Regent hatte sich alle Mühe gegeben, sein Missfallen zu verbergen.) Nun, nicht die ganze Rede stammte von ihm. Er hatte sich hier und dort etwas ausgeliehen, zum Beispiel aus Das Haus der vielen Dächer von Sinnel und aus der Rede des Henkers im dritten Akt von Baron Lepessi von Prode dem Jüngeren.
Und dann war die großartige Streitmacht aufgebrochen, unter Bannern aus buntem Stoff und wolkenweißem Dampf, mit viel Geklirre und Gewieher, lautem Zischen und Rasseln, von Jubel begleitet: auf dem ruhmvollen Weg, über die fast hilflosen Deldeyn herzufallen und schließlich König Hausks großen Plan von einem geeinten Reich in der Achten und darüber hinaus zu verwirklichen. Das Goldene Zeitalter, von dem der König immer geträumt hatte, stand kurz bevor, und
es würde einem Prinzen wie Oramen die Möglichkeit geben, noch Größeres zu erreichen.
So lautete die Theorie. Zuerst musste die Schlacht gewonnen werden. Das Heer nahm nicht die offensichtliche Route und würde länger als normalerweise unterwegs sein, was eine Garantie für das Ergebnis sein sollte – die Reste der stark geschrumpften Deldeyn-Streitmacht warteten vermutlich am offensichtlichsten Zugangsturm; sie würden also überrascht und leicht zu überrumpeln sein -, aber man wusste nie. Es war Oramen nicht gestattet worden, mit dem Heer aufzubrechen. Er wäre noch zu jung, hatte es geheißen. Nach dem, was mit Ferbin geschehen war, sollte das Leben des letzten Prinzen besser nicht gefährdet werden …
Oramen wusste nicht, ob er das Heer hatte begleiten wollen oder nicht. Es wäre interessant gewesen, und es erschien ihm bedauerlich, dass keins der verstorbenen Königskinder diesen letzten Feldzug miterleben konnte. Er gähnte. Nun, und wenn schon. Bestimmt gab es im Heer viele Männer, die lieber hier an diesem Ort gewesen wären.
Oramens Vater hatte ihn vor einer ganzen Weile gefragt, ob er ihn zu einem solchen Haus begleiten wollte, aber er hatte sich noch nicht bereit gefühlt. Völlig unvorbereitet war er dennoch nicht gewesen. Ferbin hatte ihm reichlich Geschichten über Ausschweifungen und Schwelgerei erzählt, die solche Häuser boten; er wusste also, was dort vor sich ging und was erforderlich war. Dennoch, die tatsächliche Erfahrung erwies sich als höchst angenehm. Zweifellos besser als Unterricht und Lernen. Er hatte Shir Rocasse einen zufriedenen Ruhestand gewünscht.
Und Tove … Er hatte sich als besonders gefällig, aufmunternd
und hilfreich erwiesen – einen besseren Freund konnte man sich nicht wünschen. Oramen hatte ihm das gesagt und voller Freude die Reaktion in seinem Gesicht zur Kenntnis genommen.
Jish füllte erneut die Pfeife. Oramen beobachtete sie dabei und hörte die Geräusche, die vom anderen Bett kamen. Schließlich schwang er die Beine über den Bettrand, stand auf und griff nach seinen Sachen. »Ich muss gehen«, sagte er zu der jungen Frau.
»Eigentlich willst du gar nicht fort«, erwiderte sie verschlagen und nickte. »Das will nicht weg.«
Oramen sah nach unten. Er war schon wieder hart. »Das bin nicht ich«, sagte er. »Es ist nur mein Schwanz.« Er klopfte sich an den Kopf. »Dies hier will gehen.«
Jish zuckte mit den Schultern und zündete die Pfeife an.
Oramen streifte die Hose über und stopfte das Hemd
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