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Die Spiele des Herrn (Johann Von Der Morgenpforte) (German Edition)

Die Spiele des Herrn (Johann Von Der Morgenpforte) (German Edition)

Titel: Die Spiele des Herrn (Johann Von Der Morgenpforte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Huelsmann
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seltsame, beinahe dämonische Schöpfung. Ich sollte euch das bei Gelegenheit zeigen. Erinnert mich daran, Dietrich.“, sagte Gottfried und drehte sich um seine eigene Achse in die andere Richtung. Er schaute nun über die der Burg vorgelagerte Grasebene und den anschließenden dichten Wald in die Ferne.
    „ Jenseits dieses Waldes liegt noch das Damenstift zu Rellinghausen, das in seinem Zehntbezirk noch zum Essener Kloster gehört. Den Essener Stift und das Dorf findet ihr ungefähr in dieser Richtung.“ Wieder wie seine Hand in eine Richtung. Johann folgte mit seinem Blick der Geste. „Die Äbtissin zu Essen werde ich euch auf dem Markttag vorstellen. Haltet euch gut mit ihr. Sie ist wie Abt Otto euer direkter Nachbar.“
    Wieder wendete sich Otto und zeigte in eine andere Richtung.
    „ Und von dort aus wird eure Familie zu euch stoßen!“, sagte er freudig. „Ich denke es ist eine gute Nachricht für euch, nicht wahr. Ihr Bote kam heute morgen, kurz vor eurer Ankunft hier an. In zwei Tagen werden sie hier sein.“
     
    Johanns großer Zeh wackelte unruhig auf und ab. Er lag ausgestreckt auf einer ungewohnt weichen Liegestätte und war umgeben von der Stille der kleinen Kammer, die sie ihm im hinteren Flügel der Burg zur Verfügung gestellt hatten. Vor der Hochzeit würde dies sein Quartier bleiben, mit dem Tag der Heirat und der Übernahme der Vogtei würde er gemeinsam mit Ida in die Kammer des jetzigen Vogtes Gottfried wechseln. Würde er, wenn er tatsächlich Dietrich wäre. In Johanns Ohren rauschte sein Herzschlag. Er versuchte, einen klaren Gedanken zu fassen. Alles war verwirrend. Er gab vor jemand zu sein, der er nicht war. Er hatte sein Herz an eine Frau vergeben, die er niemals erreichen konnte. An eine Frau, der er nicht würdig war. Er wartete auf die Nacht, in der die Erscheinung von gestern Abend, ihm weitere Order gab oder ihn gar verraten mochte. Kurz dachte er an die Strafe, die ihn erwarten würde, wenn er auffliegen würde. Wahrscheinlich konnte er nur um einen schnellen Tod bitten. Johann verwarf den Gedanken schnell und dachte über die von ihm so bezeichnete Erscheinung nach. Wer mochte das gewesen sein? Johann tendierte nicht zum Aberglauben. Auf seinen Reisen als Bote der Raffenburg hatte er viele seltsame Dinge erlebt, aber nichts, dass ihn wirklich überzeugte, dass es Dämonen oder ähnliches gab. Außerdem, warum sollten sich Dämonen die Mühe machen, ausgerechnet seiner armen, unbedeutenden Seele nachzustellen? Allerdings war es für Johann in diesem Moment nicht weniger plausibel, warum Gott, der Herr, ausgerechnet ihn für ein solch perfides Spiel ausgesucht hatte. Johann fühlte sich wie eine dieser Figuren, in dem Spiel mit den schwarzen und weißen, wunderschön geschnitzten Figuren von Königen und Rittern, Geistlichen und Bauern, dessen Regeln er nicht kannte und dessen Name so seltsam fremd in seinen Ohren klang. Trotzdem kam ihm bei allen Überlegungen die Begegnung im Kloster gestern Nacht sehr unwirklich vor. Er könnte sich ohrfeigen, dass er auch so tief in den Becher gesehen hatte. Er hätte nüchtern bleiben sollen, aber ein Trinkspruch war dem anderen gefolgt und der Abt war ein guter Gastgeber.
    Johann drehte sich auf die Seite und starrte an die Mauer. Wenn er doch einfach woanders sein könnte. Zuhause. Er malte sich seine Heimat in seinen Gedanken aus, dachte an das Osttor der Raffenburg, auf dessen Schwelle sie ihn damals friedlich schlafend am frühen Morgen eines späten Dezembertages vor zwanzig Jahren gefunden hatten. Ausgesetzt hatte ihn wohl seine leibliche Mutter aus Not und Hunger. Es war ein harter Winter gewesen. Wer sie war, konnte Johann nicht sagen. Auch woher sie kam, blieb wohl ein Rätsel. Aber weder auf der Burg noch im Dorf zu Tal war zu diesem Zeitpunkt eine Frau in Hoffnung. Das einzige, was Johann wusste war, dass er seinen Namen dem Herrn der Raffenburg, Vogt Lambert, verdankte. Lambert war ein kluger Mann und sofort als er Johann sah, hatte er ihn wohl in sein Herz geschlossen.
    Dieses Kind soll Johannes heißen. Nicht nur, weil heute der Namenstag des Heiligen ist, auch weil es an der Pforte unter dem Schlussstein mit dem Januskopf gefunden wurde. Johannes bedeutet ´der von Gott gesegnete` und so muss es sein, denn dieses Kind hat eine Winternacht im Freien überlebt. Und da wir seine Eltern nicht kennen, soll er nach seinem Fundort, dem Osttor, den Namenszusatz ´von der Morgenpforte´ erhalten. Wir werden dieses Kind bei uns

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