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Die Spiele des Herrn (Johann Von Der Morgenpforte) (German Edition)

Die Spiele des Herrn (Johann Von Der Morgenpforte) (German Edition)

Titel: Die Spiele des Herrn (Johann Von Der Morgenpforte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Huelsmann
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nicht gesehen? Oh doch, mit großem Unbill! Aber auch das wird nichts.“, Gottfried fuchtelte nun mit seinen ausgestreckten Fingern vor Walram. „Es mangelt dir an Stand. Und ich werde doch nicht meine mir anvertraute Nichte, die Tochter meines Bruders, an einen Bastard geben. Das kannst du nicht ernsthaft in Erwägung ziehen! Walram, was glaubst du, wer du bist?“, fragte Gottfried ohne eine Antwort zu erwarten.
    „ Ich weiß, wer ich bin. Vater!“, fauchte Walram wütend zurück. Er hatte sich mehr Unterstützung von Gottfried gewünscht. Und dieses Gespräch hatte sich nun genau in die andere Richtung entwickelt. Gottfried sprang auf, ballte im Sprung die Faust und holte aus. Kurz vor dem Schlag hielt er inne. Die beiden standen sich nun Nase an Nase gegenüber und Gottfried fixierte Walrams Augen.
    „ Wie kannst du es wagen, Bastard? Ich habe dir soviel mehr gegeben, als ich es hätte tun sollen. Und wir haben eine Abmachung. Halte dich daran. Sprich mich so nie wieder an!“ Gottfrieds Stimme klang kehlig, als die Wut aus der Tiefe seines Bauches heraus seine Stimme verzerrte. Langsam ließ er die Hand sinken und fand seine Beherrschung wieder. „Wir haben abgemacht, dass du mich so niemals ansprichst. Dass du nie Ansprüche geltend machst. Und dass ich dich dafür unter meine Fittiche nehme. Habe ich dir nicht mehr ermöglicht als viele andere jemals erreichen können? Was hat es dir gemangelt? Alles hattest du. Du Bastard! Ich verfluche die Nacht mit der Hure deiner Mutter!“
    Walram kochte beinahe über und fasste Gottfried mit beiden Händen fest am Kragen.
    „ Lasst meine Mutter aus dem Spiel. Nicht sie hat euch verführt!“
    Doch Gottfried hörte nicht auf zu schimpfen.
    „ Die Mauer hätte ich dich in der Nacht nach deiner Geburt hinab werfen sollen! Wie es die anderen mit ihren Bastarden machen. Aber schon damals wollte ich mich nicht noch mehr versündigen. Und so war ich Zeit meines Lebens ein guter Christ und treuer Ehemann. Ich lasse mir doch nicht meinen Namen von dir beschmutzen! Und das jetzt.“
    Walram stieß Gottfried von sich weg. Er war zu wütend um zu sprechen.
    „ Nun geh mir aus den Augen, bevor ich meinen Fehler von damals noch bereue und dich vom Bergfried werfen lasse!“, schnaubte Gottfried und wedelte wieder mit seiner Hand.
    Walram drehte sich um und lief aus dem Wohnraum. Er zitterte vor Rage und hatte ein tiefrotes Gesicht.
    „ Ich behalte dich im Auge! Und ich warne dich! Auf die Mörder von Edelmännern wartet das Rad! Und ich werde nicht zögern dich eigenhändig vor den Mauern dieser Burg auf die Speichen zu flechten, wenn du dich versündigst!“
    Walram schloss die Tür hinter sich und trat ins Freie. Die kühle Luft tat seinem überhitzten Gemüt gut.
    „ Ja, behalte mich im Auge, alter Mann. Aber das wird mich nicht hindern!“, sagte er noch laut.
    Wenn man sich auf andere verlässt, ist man verlassen. Diesmal werde ich die Angelegenheit in meine eigenen Hände nehmen. Dietrich wird nicht der Ehemann von Ida und der Vogt dieser Burg! Das schwöre ich mir.
     
    Gottfried hatte eine Stunde gebraucht, seinen Ärger hinunterzuschlucken. Aber nun galt es, sich nichts anmerken zu lassen. Er lud Johann ein, mit ihm auszureiten. Die Pferde wurden gesattelt und sie verließen die Burg. Gottfried besaß ein äußerst schönes Reittier, einen braunen Fuchs. Johanns Reittier, eine Schimmelstute, hatte ihm Abt Otto am Vormittag zum Geschenk gemacht. Die Stute war drei Jahre alt und äußerst gut zu reiten, wie Johann schon auf der Hinreise feststellen konnte. Johann verstand sich gut auf Pferde. Er spürte, dass das Tier gehorsam, aber nicht ohne Temperament war. Gerne hätte er sie einmal in den Galopp getrieben, hier aber wählten sie eine langsame Gangart, allenfalls einen Trab.
    Der Vogt erzählte über die Menschen und die Gegend, die Geschichten der Einheimischen und wo in den Wäldern der Volksmeinung zu Folge die Unholde in der Nacht ihr Unwesen trieben.
    „ In der Tat, es gibt Plätze, die eine treue Christenseele in der Nacht meiden sollte. Aber es sind doch weniger die Hexenfeuer, die mir Sorge bereiten. Ich glaube ja auch nicht, dass die Köhler an jedem Vollmond Kinder fressen! Auch Bendiths, Drachen und Chimären habe ich noch nicht gesehen!“, er lachte. „Nein, mehr Sorgen machen mir hier die weltlichen Probleme. In der Nähe des Stiftes zu Rellinghausen, zum Beispiel, wohnen die von Gott gestraften. Aussätzige, junger Herr. Kein schöner Anblick,

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