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Die Spiele des Herrn (Johann Von Der Morgenpforte) (German Edition)

Die Spiele des Herrn (Johann Von Der Morgenpforte) (German Edition)

Titel: Die Spiele des Herrn (Johann Von Der Morgenpforte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Huelsmann
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dass etwas nicht stimmte. Das Gefühl blieb aber eine unbestimmte Ahnung. Er fand kaum Zeit, seine Eindrücke zu ordnen.
    „ Herr Walram sagte es. Ein Unfall. Wir gingen die Hirsche an und sind in unserem Jagdeifer und in unserer Unvorsicht ineinander galoppiert!“
    „ Ihr hättet tot sein können!“
    „ Dann danken wir dem Herrn, dass wir es nicht sind!“
    Johanns Herz klopfte wie wild. Seine rechte Schulter war nach dem Aufprall wie betäubt, jetzt begann sie stechend zu schmerzen. Auch der Rücken drückte und zog schmerzvoll bei jedem Atemzug. Er holte tief Luft, kämpfte gegen die Pein an und rieb mit der linken Hand seine Schulter. Dem Herrn sei es gedankt, es schien, als hätte er sich nichts gebrochen. Er sah sich um und versuchte, in seinem Kopf das Geschehen zu begreifen.
    Hundert Schritte von ihnen stand Johanns Stute, die sich inzwischen auch beruhigt hatte und nun zu grasen begonnen hatte. Nur wenige Schritte entfernt steckte die Saufeder schräg im Boden. Johann musterte den Schaft der aus dem Gras ragenden Waffe für einen Augenblick. Langsam kehrten die Bilder des Zusammenstosses zurück. Hatte Walram die Waffe nach den Hirschen oder nach ihm geschleudert? Johann war verwirrt.
    Verdammt, es sieht so aus, als will mir dieser Walram ans Leder!
    Johann reckte sich und drücke seine Hände in seinen schmerzenden Rücken. Egbert war losgeritten, um Johanns Pferd zurück zu holen. Er stieg ab und bekam nach beruhigenden Worten die Zügel des Schimmels zu fassen. Er führte beide Pferde zu Fuß zurück.
    „ Verzeiht mir, Herr Dietrich. Es war wohl meine Unachtsamkeit, die zu diesem Zusammenprall führte.“, sagte Walram und schaute Johann mit starrem Blick an. Johann wurde dieser Mann langsam unheimlich.
    „ Nun, Herr Walram, ich trage euch nichts nach. Im Eifer und im Fieber der Jagd kann so etwas passieren. Auch ich habe nicht gut aufgepasst. Und es ist ja nichts weiter geschehen.“, sagte Johann, aber je klarer seine Gedanken wurden, desto mehr wusste er, dass es allein Walrams Schuld war, dass es zu dem Unfall gekommen war. Wenn man es denn einen Unfall nennen konnte!
    Johann nahm sein Tier von Egbert entgegen, dankte und stieg wieder auf. Die vier Männer traten den Heimweg zur Isenburg an. Johann beschloss, Walram besser nicht mehr den Rücken zuzukehren.
    Wäre ich der echte Dietrich, so wäre ich nicht so milde mit ihm umgegangen. Aber ich kann ihn doch nicht angreifen oder verurteilen! Lieber lasse ich ihn ungesühnt davon kommen. Aber ich werde mich hüten müssen!
     
    Der Abend begann mit einer gemeinsamen Andacht. Die Männer hatten niemandem von dem Zwischenfall auf dem Ausritt etwas berichtet. Johann hatte als Dietrich Walram jedwede Schuld vergeben und so gab es keinen Grund, weitere Worte darüber zu verlieren. Schließlich ging es auch sowohl um Walrams und als auch um Dietrichs Ruf als guter Reiter und Jäger, den niemand durch Berichte oder Gerüchte in Frage stellen wollte.
    Allein Gottfried widmete seine Gedanken in der von Bruder Conradus geführten Andacht nicht seinem Herrn, sondern seinem unehelichen Sohn. Gottfried ahnte, dass der Unfall keiner war. Aber sollte er Walram des Mordversuchs bezichtigen? Auch Gottfried hatte die Saufeder im Boden gesehen. Er kannte Walram. Das sah einfach nicht nach ihm aus. Dafür war er als Reiter und Jäger zu gut und abgebrüht, als dass er im Jagdfieber einen Reiter übersehen konnte. Und dann noch seine Beute bei einem Speerwurf verfehlte. Aber das Wort von Herrn Dietrich galt. Herr Dietrich hatte Walram keiner Schuld bezichtigt! Gottfried war sich auf einmal nicht mehr sicher, ob er diesen Mann richtig eingeschätzt hatte. Dietrichs Ruf war der eines grobschlächtigen Mannes, eines Haudegens und eines eher einfältigen Adeligen. Aber es konnte nicht sein, dass dieser Mann so einfältig war, dass er einen Angriff auf sich selbst nicht bemerkte. Was steckte aber dann dahinter, wenn es, wie Gottfried glaubte, kein Unfall war? Kein Adeliger hätte diesen Zwischenfall so auf sich beruhen lassen, wie dieser Dietrich es tat. Noch dazu bei der äußerst knappen Entschuldigung Walrams! Allein dies war mehr eine Beleidigung als eine wahre Bitte um Verzeihung. Gottfried öffnete die Augen einen Spalt. Sie hatten sich alle in   Ermangelung einer eigenen Burgkapelle im Palas versammelt und knieten im gemeinsamen Gebet. Neben ihm kniete Ida in Andacht versunken, daneben Dietrich. Beide hatten den demütig den Kopf gesenkt und Bruder Conradus

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