Die Spiele des Herrn (Johann Von Der Morgenpforte) (German Edition)
betete laut. Idas Lippen bewegten sich, als spräche sie seine Worte unhörbar mit. Gottfried musterte Dietrich. Nein, dieser hier wurde seinem Ruf nicht gerecht!
„ In nomine Patris et Filii ...“, sprach Conradus laut und Gottfried horchte bei diesem Satz auf.
Im Namen des Vaters, des Sohnes. Wie der Vater so der Sohn! Wie der Sohn so der Vater!
Gottfried schloss die Augen wieder und versuchte, den Gedanken, der gerade in ihm aufgekommen war zu verdrängen. Plötzlich wurde es ihm klar. Bei all dem Wunsch nach Frieden, gab es in ihm auch den Wunsch nach einem Nachfolger mit starker Hand! Und dieser Dietrich schien es nicht zu sein. Aber auch er würde ein Auge auf Dietrich haben!
„ Amen!“, schloss Conradus sein Gebet!
Ja, so sei es.
Die Andacht und das Gebet waren beendet und die Gemeinschaft setzte sich zum Abendmahl an die fünf Hufeisenförmig angeordneten Tische. Das Mahl an diesem ersten Abend nahm alle aus der Burg gemeinsam mit ihrem neuen Herrn zu sich. Der neue Herr Dietrich hatte darauf bestanden. Zwar gab es hier die Unterschiede, dass das Fleisch, es gab Fisch, Wild und ein großes Stück gepökelten Schweineschinkens, den Adeligen vorbehalten war, aber zur Feier des Tages gab es für alle frisches Steinofenbrot und Gemüse. Die Handwerker der Burg genossen sichtlich die Abwechslung in ihrem Speiseplan, der sonst im Wesentlichen aus Rüben oder Getreidebrei bestand. Zu den festen Speisen wurde saurer, mit wasser verdünnter Wein und obergäriges Bier gereicht. Die Stimmung war gut und ausgelassen.
Gottfried sah, dass dieser Schachzug von Dietrich gut durchdacht war. Nach einem guten Einstand in die Gemeinschaft würde er es auch als ihr Führer einfacher haben. Dietrich sollte sich erst einen Namen und einen Ruf bei den Bewohnern der Burg und des Umlands erwerben. Da war eine großzügige Geste nicht fehl am Platze. Gottfried dachte nach, ob Dietrich wirklich so großherzig war, und auch die Vergebung für Walram heute Nachmittag eine solche Geste war, und nicht eine Geste der Schwäche.
Die Adeligen saßen am Kopf der Tafel. Johann hatte den Platz ganz außen, dann folgte Ida, ihr kleiner Bruder Albert und dann Gottfried, der Walram zu seiner Linken hatte. Johann blickte kurz auf und sah, dass Gottfried ihn beobachtete. Lächelnd hob er seinen Trinkbecher und prostete Gottfried zu. Der erwiderte die Geste. Johann war unruhig. Diese Unruhe hatte ihn wieder gefangen, sobald sie die Burg erreicht hatten. Johann wusste, was heute nach noch vor ihm lag. Er hatte die Stelle in der Vorburg schon ausgemacht: Die fünfte Scharte gegenüber dem Haupttor. Zur sechsten Stunde. Bis dahin war es noch eine Weile! Aber Johann wünschte, es wäre schon soweit. Je nachdem was diese nächtliche Erscheinung von ihm wollte, würde er vielleicht noch diese Nacht verschwinden können. Er hatte sich den Weg zum Hellweg gut gemerkt. Schon bei Sonnenaufgang konnte er über alle Berge sein, jetzt da er auch ein Pferd sein eigen nannte. Dass die Gesellschaft hier fröhlich bei Bier und Wein zusammen saß, konnte ihm nur entgegenkommen. Nicht ohne Grund hatte er auf das Beisammensein am Abend bestanden. Benebelte Geister schliefen in der Nacht besser und ließen ihm mehr Spielraum, die Wünsche der Erscheinung zu erfüllen. Aber er würde sehr vorsichtig sein müssen! Deshalb trank er nichts, während alle anderen heiterer wurden. Alle, außer Walram, denn auch er hatte den gefüllten Becher vor ihm noch nicht angerührt. Johann sah sich in der Runde um. Und wieder kam ihm der Gedanke.
Wie schön wäre es, wenn ich wirklich der Plettenberger wäre!
Er sah zu Ida an seiner Seite und sah, dass sie ihn schüchtern anlächelte.
„ Andreas. Zeige uns was von deiner Kunst!“, forderte Gottfried plötzlich lautstark. Andreas, der Schmied, war ein massiger Kerl mit Oberarmen, die so kräftig waren wie Johanns Beine. Johann wurde neugierig. Was konnte der Schmied besonderes? Offensichtlich etwas, dass die anderen alle schon kannten und genossen. Lautstark riefen Sie rhythmisch und im Chor seinen Namen. Albert war aufgesprungen und kurz in der hinteren Ecke des Wohnraums hinter den Feiernden verschwunden. Dann kam er zurück und legte ein paar Dolchen vor Andreas auf den Tisch. Die anderen riefen immer noch seinen Namen und klatschten inzwischen auch im Takt dazu. Der Schmied stand auf und grinste gespielt verlegen in die Runde.
„ Also gut, ihr gebt ja sonst keine Ruhe. Herr Dietrich, Vogt Gottfried, Fräulein Ida,
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