Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Spiele des Herrn (Johann Von Der Morgenpforte) (German Edition)

Die Spiele des Herrn (Johann Von Der Morgenpforte) (German Edition)

Titel: Die Spiele des Herrn (Johann Von Der Morgenpforte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Huelsmann
Vom Netzwerk:
Gespött gemacht. Und ihre Ehre auf diesem Wege mit gerettet. Und er schien noch einen oben auf setzen zu wollen.
    „ Aber, Herr Walram, noch nicht genug der Worte. Das ich davon ausgehe, dass euch der Wortfluss im Munde wohl für heute vertrocknet sein dürfte – trinkt noch eine Schluck des Weines, das hilft – will ich es euch nun gleich tun, und meinerseits ins Wortgewand mich kleiden und der schönen Ida ein paar Zeilen vortragen.“, Johann trat nun vor,
ergriff die Laute. Er spielte den Aufgesang zu seinem Lied einmal ohne Worte.
    „ Fräulein Ida verzeiht, wenn ich mich der Worte eines anderen Mann für diesen Moment bediene.
    Owê herzelîcher leide
    die ich sender tragen muz;
    Owê liechter ougen weide,
    wenne wirt mir sorgen bûz?
    Wenne sol dîn rôter munt mich lachen an
    unde sprechen „sêlic man,
    swaz du wilt, daz sî getân!“
    Jâ mein ich den munt sô lôsen
    an dem al mîn trôsten liget.
    Sprechet alle, rôte rôsen,
    daz ein munt mit rôte siget.
    Baz dem munde zême ein liljen wîzez jâ
    denne ein nein von jâmer blâ:
    daz wort tût mich jungen grâ.
    Minne, kanstu vreude borgen,
    des gih ich dir nimmer tac.
    Swem du lachest gên dem morgen,
    zwâr dem wirt dîn afterslac.
    Dîner luste rôsen hegent scharpfen dorn;
    leit ist liebe zu geborn:
    solchen wûcher treit dîn korn.“
    Nachdem Johann mit der traurigen Weise geendet hatte, herrschte für einen Moment Ruhe. Er suchte Idas Augen und ihre Blicke vereinigten sich für Momente. Johann verlor sich für Augenblicke im dem tiefen Grün, dann zwinkerte er ihr zu. Sie lächelte.
    Wie schön wäre es, wenn ich wirklich dieser Dietrich wäre! Meine Liebe wäre kein Leid für mich.
    Dann hörte Johann das Klatschen der Leute um sich herum. Auch Gottfried sah ihn anerkennend an und nickte ihm zu. Walram aber stand Wut entbrannt auf. Johann sah sich um und schaute ihm hinterher, bis er den Raum verließ. Er wusste, dass er sich Walram zum offenen Feind gemacht hatte. Er würde ab sofort wirklich doppelt so gut auf sich aufpassen müssen wie zuvor! Aber wenn alles gut ging, wäre er morgen schon über alle Berge.
    „ Wollen wir nicht das traurige Lied wie eine düstere Erinnerung im Raume stehen lassen. Ida, lasst mich euch euer Herz mit ein paar liebevollen Worten erheitern.“, sagte Johann und verlor sich wieder für Momente in Idas Augen. Er hatte das Gefühl, dass auch Ida ihm gegenüber Sympathie empfand. Es war umso schöner, weil nur er, Johann, wusste, dass Ida ihn dann wegen seines wahren Selbst mögen würde. Auch wenn sie Dietrich sah, es war Johann, der zu ihr sprach.
    „ Lasst mich ein paar Worte eines unbekannten Dichters
zitieren.“, sprach er und freute sich darüber, dass nur er wusste, dass dies seine eigenen Zeilen waren.
    „ Dû bist mîn, ich bin dîn:
    des solt dû gewis sîn.
    dû bist beslozzen
    in mînem herzen:
    verlorn ist daz slüzzelîn:
    dû muost immer drinne sîn.,
    Diesmal sprach Johann die Verse ohne die Laute an-
zuschlagen.
     
    Walram überquerte schnellen Schrittes den Hof der Hauptburg. Wieder war alles schief gegangen.   Er hatte die Schmach auf seiner Seite. Er hatte diesen Dietrich und sein Sprachtalent offenbar völlig falsch eingeschätzt. Verdammt, erst redete der Mann den ganzen Tag lang kaum ein Wort und dann konnte er auswendig Verse zitieren. Und sich selbst noch mit der Laute begleiten. Walram ärgerte sich. Er wusste, dass er auch von seinem Vater noch einige Worte dazu hören würde. Er hatte auch den alten Mann mit seiner Liebeserklärung für Ida angegriffen. Für einen Moment lächelte er. Was hatte er schon zu verlieren? Jetzt nichts mehr!
    Walram durchquerte auch die Vorburg. Fackeln waren zwischen den Häusern aufgestellt und ihr flackerndes Licht ließ die Schatten auf den Wänden der Kotten und auf den Mauern tanzen. Hier war alles äußerst ruhig. Nebelfetzen schwebten über den Hof. Die Wolken waren im Laufe des frühen Abends noch tiefer gesunken und tauchten die Welt in ein geräuschloses Schweigen. In Walram allerdings schrie alles. Er kam am Tor an.
    „ Alles ruhig?“, fragte er den Mann, der an der geschlossenen Zugbrücke an einem Feuer stand. Der Mann hielt die Hände über die Flammen und rieb sie fest aneinander, als wusch er sie sich. Als er Walram kommen hörte und sah, wie er aus den Schatten ins Licht trat, antwortete er.
    „ Alles ruhig. Bei diesem Wetter wird es selbst den Wölfen zu kalt, Herr Walram.“
    „ Ja, die Nässe hängt in der Luft und treibt

Weitere Kostenlose Bücher