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Die Spiele des Herrn (Johann Von Der Morgenpforte) (German Edition)

Die Spiele des Herrn (Johann Von Der Morgenpforte) (German Edition)

Titel: Die Spiele des Herrn (Johann Von Der Morgenpforte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Huelsmann
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sie in die Wälder. Es wird wieder regnen in der Nacht. Trotzdem, haltet die Ohren und die Augen offen.“
    „ Ja, Herr.“
    Walram nickte und stapfte die kleine Treppe zum Wehrgang hinauf. Ein leichter Wind erfasste ihn, als er auf dem Wehrgang ankam. Er zog den Mantel enger um die Schultern. Er ließ den kleinen Wachturm zu seiner linken und schlenderte an den Zinnen der Mauer entlang. Vor ihm lag die absolute Schwärze der Nacht und für einen Moment glaubte er, dass ihn aus dem Dunkel ein Augenpaar anblickte. Er kniff die Augen zusammen und konzentrierte sich. Nichts. Keine Augen. Kein Geräusch. Er schlenderte weiter und blieb wieder stehen. Vor seinem Mund und seiner Nase blähten sich Atemwolken auf. Der Winter sendete jede Nacht nun immer kälter werdende Boten, um von seiner Ankunft zu berichten. Wieder wanderten seine Gedanken zurück zu seiner Vorstellung im Palas. Hatte er es nun endgültig zu weit getrieben? Sicher, die Leute hatten nur ein kurzes Gedächtnis. Morgen schon, würde niemand mehr über ihn lachen wie vorhin, aber er selbst konnte nichts vergessen. Und Dietrich? Konnte er vergessen? Vergeben?
    Walram, was willst du selbst? Auf dieser Burg bleiben, auch wenn Dietrich der Vogt wird? Nein!
    Walram dachte nach. Es bliebe ihm immer noch, die Burg zu verlassen und sich eine neue Bleibe zu suchen. Aber wo? Und mit welchem Gewerke? Anderswo war er ein Niemand! Trotzdem, Dietrich um Vergebung für seinen Affront zu bitten, kam nicht in Frage. Er würde sein Gesicht vor Ida und seinem Vater endgültig verlieren. Es ging hier um seinen Stolz, um die Ehre, die ihm als Niederer nicht zustand. Also bliebe nur, die Burg zu verlassen.
    Ida den Rücken zuzukehren, schien besser, als sie mit einem anderen zu sehen. Walram hielt nichts vom ritterlichen Ideal der Minne, die angebetete Herrin niemals erreichen zu können.
    Walram wollte besitzen. Alles oder nichts. So gingen die Gedanken Walrams hin und her, ohne dass er merkte, wie lange er schon in der Kälte stand. Walram begann zu frieren. Er stand immer noch auf dem hölzernen Wehrgang, der auf der Rückseite der Mauer befestigt war. Er drehte sich zum Hof der Burg um und ließ seinen Blick über die schwach erleuchteten, Stroh bedeckten Dächer der Kotten und Unterstände wandern, als er plötzlich eine Gestalt aus dem Schatten des Zwingers über die Zugbrücke in die Vorburg treten sah.
     
    Johann bedauerte in dem Moment, als er ins Freie trat, dass er keinen Mantel hatte. Es war kalt und die Nässe in der Luft begann augenblicklich, sich durch das Gewebe seiner Kleidung Wege zu suchen, ihn frösteln zu lassen. Kurz überlegte er, wie es wohl wäre, wenn er nun ohne Unterschlupf und spärlich bekleidet, wie noch vor zwei Tagen, durch die nächtlichen Wälder stapfen würden. Keine schönen Gedanken! Aber ob er es hier auf der Burg besser angetroffen hatte, musste sich erst noch herausstellen.
    Johann sah sich um. Niemand zu sehen. Gut so. Besser er traf niemanden. Johann wusste, dass nun die Zeit gekommen war, der unheimlichen Erscheinung der letzten Nacht gegenüber zu treten. Nachdem Walram sie verlassen hatte, hatte Gottfried einen Reigentanz vorgeschlagen und die Stimmung fand schnell wieder ihre Fröhlichkeit wieder. Johann wäre gerne geblieben, aber er entschuldigte sich trotzdem für einen Moment. Hatte Ida ihn traurig angesehen? Johann beschloss, nicht zu letzt wegen der ungemütlichen Kälte, so schnell wie möglich zurückzukehren. Er schlich weiter über den Hof, die Brücke, hielt kurz inne und bewegte sich dann in den Schatten der Mauer. Er zählte die Nischen ab. Die fünfte Schießscharte war schnell gefunden, schon am Tag hatte Johann die Stelle ausgemacht. Er lauschte. Nichts zu hören. Wer auch immer ihn hier hin befohlen hatte, er kannte diese Burg. Die Stelle war gut gewählt. Niemand konnte Johann hier sehen. Wieder lauschte er. Er musste es riskieren und einen Laut von sich geben.
    „ Psst!“, sagte er in die Stille und selbst das Flüstern erschien ihm äußerst laut. Keine Antwort. Wieder zischte er einen Laut.
    „ Johann von der Morgenpforte?“, flüsterte es aus dem Dunkel der Nische zurück und Johann erstarrte. Er ließ alle Hoffnungen fahren, dass die Erscheinung der letzten Nacht nur eine Einbildung oder ein Scherz gewesen sein könnte.
Innerlich erstarrte er und fühlte sich nach einem Schauer,
der seinen Rücken hinab kroch, genau so kalt, wie der Stein, an den er sich nun lehnte. Er hielt den Kopf nah an der
Nische

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