Die Spiele des Herrn (Johann Von Der Morgenpforte) (German Edition)
alle Menschen gleich. Also doch auch Frauen und Männer. Sollten sie dann nicht auch die gleichen Rechte haben?“
„ Ich kann nicht glauben, was ihr das sagt. Das ich das einmal hören würde! Ich sehe es auch so. Es ist ein Kreislauf. Da wird der Frau der Zugang zum Wissen und zum Lernen verwehrt und sie bleibt Zeit ihres Lebens dumm. Aus dieser Dummheit wird von den Männern die Rechtfertigung abgeleitet, dass Frauen ja nichts wissen und es sich ergo bei soviel Dummheit auch nicht lohne, Frauen zu unterrichten.“
„ Nun, ich sehe es so. Frauen sind doch auch der gesprochenen Sprache mächtig. Warum nicht auch der Schrift? Es ist doch vielmehr die Angst der dummen Männer, von den klugen Frauen beherrscht werden zu können. Aber kann es in Gottes Sinne sein, das die eine Hälfte seiner Schöpfung von der anderen aus vielen Teilen des Lebens ausgegrenzt wird?“
„ Ihr könnt also eine Frau lieben, die nicht das ist, was alle Welt von ihr erwartet?“, fragte Ida und hing an Johanns Lippen.
„ Könntet ihr einen Mann lieben, der auch nicht der ist, den alle in ihm sehen?“, fragte Johann zurück. Wieder wünschte er sich, er könnte Ida einfach die Wahrheit sagen, wer er war. Aber den Unterschied zwischen Mann und Frau in Frage zu stellen, war eine Sache, Idas Ständedenken in Frage zu stellen war eine ganz andere.
„ Ja, Dietrich, ich kann. Ich will euch nehmen wie ihr seid!“, sagte sie und sah ihn verträumt an. Sie schenkten einander einen langen Blick, der erst aufhörte, als die Tür zum Hof geöffnet wurde. Walram und Gottfried traten ein.
„ Guten Morgen Herr Gottfried und Herr Walram.“, grüßte Johann. Auch Ida grüßte. Die beiden Männer schwiegen. Gottfried streckt seine Hand aus.
„ Ida, komm her zu mir.“, Ida sah ihn fragend an. Ob sie ihr Gespräch belauscht hatten? Hatten sie gesehen, wie sie heimlich Händchen hielten? Aber es sah ihrem Onkel nicht ähnlich, darüber erzürnt zu sein. Verwirrt stand sie auf.
Walram trat vor und zog sein Schwert. Auch Johann sah die beiden Männer nun mit einem fragenden und verwirrten Blick an.
„ Was ist los?“, fragte er.
„ Herr Dietrich von Plettenberg. Ihr steht unter Arrest im Namen des Landesfürsten Eberhards von der Mark, der euch des Mordes an seinem Vetter anklagt.“
Johanns Herz schlug augenblicklich bis zum Hals. Das konnte doch nicht ernst gemeint sein.
„ Spielt ihr hier ein Spiel mit mir?“, fragte er. „Das ist Verleumdung.“
„ Nein, Herr Dietrich.“
„ Onkel Gottfried, das kann nicht euer Ernst sein.“, sagte Ida verzweifelt. Sie konnte es nicht glauben, dass der Mann, der ihr gerade noch feinsinnig seine Zuneigung gestanden hatte, nun ein Mörder sein sollte. Idas Gedanken gingen weiter. Das sie ihn so unter Arrest stellten kam einer Verurteilung gleich. Und die Strafe auf Mord war der Tod. Aber es konnte doch nicht sein, dass Gott ihr den Mann wieder nahm, dem sie sich gerade anvertraut hatte. War dies die Strafe für ihr gottloses Verhalten und ihre Auslegung der Welt und der Schriften?
Walram legte die Klinge an Johanns Brust.
„ Herr Dietrich.“, sprach er ihn an und zog das Namenswort gekünstelt in die Länge. „Da staunt ihr? Ihr wisst, dass euch der Tod erwartet.“
„ Habt ihr uns etwas zu gestehen?“, fragte Gottfried.
Johann zögerte.
„ Nein, ich habe nichts zu sagen.“
Was sollte er auch sagen? Dafür hatte Walram etwas zu sagen. Er lächelte. Dann legte er mit großer Genugtuung den
Siegelring des echten Plettenbergers vor Johann auf den Tisch.
„ Was hat das zu bedeuten? Was ist das für ein Ring?“, fragte Ida aufgeregt.
„ Nun, wollt ihr es nicht aufklären?“, sagte Gottfried.
Johann nahm den Ring auf und sah ihn genau an. Zwei Türme waren in die Oberfläche eingraviert. Er erkannte das stilisierte Wappen derer von Plettenberg.
„ Das ist der Plettenberger Siegelring.“
„ Nun, das stimmt. Und wo ist der eure?“, fragte Walram.
„ Ich habe ihn verloren. Was soll dieser Ring beweisen?“
„ Walram, Gottfried, was soll das Spiel?“, fragte Ida wütend. Die beiden sollten mit der Sprache herauskommen, wenn sie etwas zu sagen hatten.
„ Nun, dies ist kein Spiel. Es ist ernst. Sehr ernst. Denn Herr Dietrich hat uns noch mehr zu sagen.“
Wieder zog Walram das Namenswort in die Länge. Johann war sich auf einmal sicher, dass Walram mehr wusste und auf etwas Bestimmtes hinaus wollte.
„ Ihr sagt also, dass ihr diesen Ring verloren habt? Wann und wo
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