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Die Spinne (German Edition)

Die Spinne (German Edition)

Titel: Die Spinne (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olen Steinhauer
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schaut man nicht hinter die Fassade von Milo Weaver. Und selbst dann kann man sich nicht sicher sein.«
    Das war das größte Kompliment, das sie je über Milo gehört hatte, größer noch als Jewgenis Eingeständnis, dass Milo als Teenager sein korrumpiertes Wesen richtig eingeschätzt hatte. Vielleicht steckte wirklich mehr in ihm, als auf den ersten Blick zu erkennen war.
    Oskar hing wieder am Telefon. Dann schaltete er ab. »Sie nehmen ein Taxi zum Flughafen.«
    Francisco wartete bereits am King Abdulaziz International Airport und rief Alexandra an, während sie mit Oskar dorthin unterwegs war. »Sie haben Tickets nach Hongkong gekauft«, berichtete er. »Ein Zwischenstopp in Dubai.«
    »Sind sie schon am Gate?«
    »Noch nicht.«
    »Ruf wieder an, wenn sie dort sind.«
    Als Alexandra den Flughafen betrat, bestätigte Francisco, dass sie am Flugsteig für die Maschine nach Hongkong warteten, doch wie sich herausstellte, war der Flug 746 von Cathay Pacific bereits voll. Sie und Oskar buchten für eine Maschine von Qatar Airways, die vier Stunden später abhob. Oscar telefonierte, damit in Dubai jemand aufpasste, falls Milo und Leticia sich bei der Zwischenlandung absetzten. Alexandra hatte zwei Agenten in Hongkong, die sie zum Flughafen beorderte. Oskar bestand darauf, auch noch zwei von seinen Leuten hinzuschicken. »Das ist Overkill«, protestierte Alexandra. »Jones wird es sofort sehen.« Sie einigten sich auf je einen von ihr und ihm.
    Vor und nach der Sicherheitskontrolle blieb sie in telefonischem Kontakt zu Francisco. Schließlich meldete er, dass Milo und Leticia die Passagierbrücke zum Flug 746 betreten hatten. »Sie steigen tatsächlich ein, aber sicherheitshalber warte ich noch.«
    Als Alexandra und Oskar in der Luft waren, erreichte sie ein Anruf aus Dubai: Flug 746 war gelandet und wieder gestartet. Einer von Oskars Leuten, ein Schwede namens Gunnar, schaffte es an Bord und bestätigte kurz darauf, dass Milo und Leticia nebeneinander in der Economy-Klasse über dem Flügel saßen.
    Während ihres kurzen Zwischenhalts in Doha, der Hauptstadt von Katar, befand sich Flug 746 über Indien, und als Alexandra und Oskar am Sonntagmorgen um sechs Uhr den indischen Luftraum fast hinter sich hatten, landete Flug 746 gerade in Hongkong. Oskar verfolgte Gunnars Bericht über ihren Weg zu den Taxischlangen, während auf Alexandras Telefon SMS von einem Agenten namens Dachshund piepten, der ihre Fahrt Richtung Innenstadt beschrieb. Bald darauf beugte sich eine stark geschminkte Stewardess über Alexandra und Oskar und mahnte sie flüsternd, ihre Handys auszuschalten. Sie deutete auf die Rückseite der Sitzlehnen vor ihnen, in deren Kopfstützen Funktelefone eingelassen waren. »Benutzen Sie bitte diese Geräte.« Aber weder Alexandra noch Oskar wollten mit Kreditkarte zahlen. Nicht auf dieser Reise.
    Schließlich fanden sie eine Lösung. Immer abwechselnd, um keinen Verdacht zu erregen, schlichen sie nach hinten zu den Toiletten, wo sie Nachrichten tippten und Antworten lasen. Als sie sich schließlich dem Flughafen von Hongkong näherten, hatten sie bereits genug Material für erste Spekulationen.
    Nach ihrem elfstündigen Flug hatten Milo und Leticia ein Taxi direkt zum großen Peninsula Hotel genommen. Leticia bezahlte den Fahrer – nur sie hatte eine Tasche dabei. Als sie das Hotel betraten, war ihnen einer von Oskars Leuten auf den Fersen. Er meldete, dass sie schon kurz vor den Aufzügen waren, als Milo Leticia die Hand auf den Arm legte und ihr etwas zuflüsterte. Anscheinend waren sie verschiedener Meinung, denn Leticia drängte weiter zum Lift, während Milo ihren Arm umklammerte, um sie zurückzuhalten. Am Ende gab Leticia nach, und sie verließen gemeinsam das Hotel. Draußen (von dort berichtete Alexandras Agent Dachshund) winkten sie nicht nach einem Taxi, sondern liefen zu Fuß zur Nathan Road und dann zum nächsten Hotel an der Kreuzung mit der Middle Road, dem Kowloon, um sich dort unter den Namen Gwendolyn Davis und John Nadler ein Zimmer zu nehmen.
    »Sie haben was gesehen, das ihnen nicht gefallen hat«, stellte Alexandra fest, als ihre Maschine sich der Insel näherte.
    »Sie meinen, Ihr Bruder hat was gesehen. Jones war sich nicht sicher. In der Lobby war es voll – irgendwas hat Milo erschreckt.«
    »Vielleicht Ihr Mann.«
    »Unmöglich.« Oskar kaute an der Oberlippe und spannte dabei seinen dünnen Schnurrbart.
    Sie überlegte kurz. »Sie haben sich nicht angemeldet. Also wollten sie

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