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Die Spinne (German Edition)

Die Spinne (German Edition)

Titel: Die Spinne (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olen Steinhauer
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ja, schon ein bisschen extrem.«
    »Vielleicht möchten Sie uns helfen, es rauszufinden.«
    »Sie brauchen meine Hilfe nicht.«
    »Sie dürfen uns nicht überschätzen und sich selbst nicht unterschätzen. Sie kannten die Abteilung besser als die meisten. Wenn er auf alte Kräfte zurückgreift, haben Sie einen Ansatzpunkt. Möglicherweise könnten Sie sie sogar aufspüren. Jemand wie Gwendolyn zum Beispiel … Leticia, meine ich. Ich glaube nicht, dass sie mich mit offenen Armen empfängt, wenn ich mit Fragen zu ihr komme. Bei Ihnen wäre das vielleicht was anderes.«
    Milo nippte an seinem Glas. Er hatte das unangenehme Gefühl, dass dieser Mann seine Gedanken las. »Wie viele von Ihren Leuten arbeiten an der Sache?«
    »Nicht viele. Ich halte die Verbindung mit jemandem vom MI5, und auch dort gibt es nur einen kleinen Stab. Zum jetzigen Zeitpunkt haben wir schließlich bloß ein paar Fragen, und niemand wird eine Riesenoperation absegnen, nur um rauszufinden, warum jemand aus einem Hotel verschwunden ist, ohne die Rechnung zu bezahlen. Ich könnte Ihre Hilfe also wirklich gebrauchen.«
    Milo überlegte, wie ehrlich Chaudhurys Bescheidenheit war. Vielleicht war in Wirklichkeit alles ganz anders, und der Mann stocherte allein im Dunkeln herum, ohne über irgendwelche Ressourcen zu verfügen. »Ich kann ein paar Anrufe machen, aber mehr nicht.«
    »Immerhin ein Anfang.«
    »Und auch schon das Ende. Ich muss mich um meine eigenen Angelegenheiten kümmern.«
    »Jobsuche zum Beispiel.« Chaudhury lächelte. »Damit Sie sich weiter den tollen Lebensstil hier leisten können.«
    Milo legte Wert darauf, dieses Lächeln nicht zu erwidern. »Nein, Dennis. Ich muss mich darum kümmern, dass meine Familie nicht in Alans Scheiße reingezogen wird, und Sie machen es mir nicht unbedingt leichter.«
    Das war die Wahrheit. Trotzdem rief er noch auf der Seventh Avenue, nachdem er Chaudhury die Rechnung überlassen hatte, die Manhattaner Nummer an, die ihm Leticia Jones eine Woche nach dem Massaker gegeben hatte. Sie hatte einen Zettel in seine Jackentasche gleiten lassen und ihm zugeflüstert: »Ruf mich an, Baby, dann machen wir es uns schön.« Er war sich nicht sicher, ob die Nummer noch gültig war, doch nach fünf Klingeltönen klickte es, und eine weibliche Computerstimme sagte: »Bitte hinterlassen Sie eine Nachricht nach dem Signalton.« Noch immer war er sich nicht sicher.
    Dennoch sagte er: »Hi, hier Milo Weaver, ich versuche, Alan Drummond zu erreichen. Ich weiß nicht, ob ich die richtige Nummer habe, aber wenn ja, soll er mich sofort zurückrufen.« Er schaltete ab und sah nach der Uhrzeit auf dem Display.
    Die Nachricht selbst war unerheblich für das Kontaktverfahren; nur der Zeitpunkt und das Telefon, von dem aus er anrief, zählten.
    Um die nächste Stunde irgendwie herumzubringen, schlenderte er hinüber zur Flatbush Avenue in Richtung Grand Army Plaza und setzte sich an einen Tisch vor der Burrito Bar & Kitchen. Er fühlte sich fehl am Platz zwischen dem gemischten Publikum aus jungen Fachkräften, die überlegten, ob sie sich an einem Dienstagabend wirklich betrinken sollten. Nachdenklich schlürfte er an der Cola, die ihm die hübsche, aber reservierte Kellnerin brachte. Von dem Zeug brannte ihm die Kehle.
    Zwar wusste er genau, was er tat, doch er fand es quälend schwer, über den jetzigen Augenblick hinauszuschauen, denn sein Handeln wurde nicht von seinen eigenen Bedürfnissen bestimmt, sondern von einem Gefühl der Verpflichtung. Ja, er hatte Leticia angerufen, und ja, er hatte vor, Penelope die Nachricht zu überbringen – die diesen Namen allerdings kaum verdiente. Alles andere war reine Spekulation. Er wollte Alan und Leticia nicht bei ihren Plänen helfen, denn Alan wurde von seinem Stolz beherrscht, und das machte ihn – falls er überhaupt noch am Leben war – unberechenbar und gefährlich. Wenn er in London einfach Milos Decknamen benutzt hatte, ohne Rücksicht auf die damit verbundenen Kriminalermittlungen, bewies das, dass er geglaubt hatte, Milo in seine Machenschaften hineinziehen zu können.
    Wie weit würde er Chaudhury unterstützen? Das konnte er noch nicht beantworten. Der Mann mochte ihm unsympathisch sein, aber wenn Heimatschutz und CIA lediglich herausfinden wollten, was Alan vorhatte, dann war das ein legitimes Ziel. Zwar suchte er nach einem Grund dafür, seine Hilfe zu verweigern, doch vornehme Zurückhaltung war eigentlich nur dann möglich, wenn Alans Operation gescheitert und

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