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Die Spinne - Niederrhein-Krimi

Die Spinne - Niederrhein-Krimi

Titel: Die Spinne - Niederrhein-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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Burmeester, während er ihre Finger verfolgte, die auch die kleinste Fleischfaser vom zarten Gerippe zupften und selbst die gegarten Lungenstücke im Inneren des Brustkorbs nicht vergaßen. Hühnerknochen … Burmeester überkam blitzartig die Erinnerung an den spektakulären Fall aus dem letzten Jahr, bei dem Berge von Knochen eine herausragende Rolle gespielt hatten. Sein Blick ruhte auf dem abgepulten Gerippe, er schüttelte sich.
    »Mein Mann ist Mitglied im Pfarrgemeinderat, müssen Sie wissen. Sonst hätte das bestimmt nicht so problemlos geklappt. Es ist gut, in entsprechenden Positionen Einfluss zu haben. Und Beziehungen sollte man zu schätzen wissen.«
    »Frau Fortmann, Ihre Schwiegertochter ist in der letzten Nacht auf furchtbare Art und Weise umgekommen. Wir versuchen, das Leben der Familie zu rekonstruieren, und sind auf Ihre Mithilfe angewiesen. Ihr Sohn wird erst in ein paar Tagen ansprechbar sein, so lange können wir mit unseren Ermittlungen aber nicht warten.«
    Sie gab das zerkleinerte Fleisch und eine Handvoll Fadennudeln in den siedenden Fond und wusch sich gewissenhaft die Finger. »Was wollen Sie wissen?«
    »Zum Beispiel, was die beiden beruflich machten. Wer waren ihre engsten Freunde, an welchen Stammtischen oder in welchen Vereinen traf man sich regelmäßig? Hatten sie Feinde?«
    Susanne Fortmann baute sich vor ihm auf, eine Hand in die Seite ihrer Kittelschürze gestemmt, in der anderen die Schöpfkelle wedelnd. »Herr Kommissar, es heißt, beruflich machen , wer ihre Freunde sind , und gebrauchen Sie nie wieder die Vergangenheitsform, denn mein Sohn lebt schließlich noch.«
    Da hatte Burmeester wohl kräftig ins Fettnäpfchen getreten, er fand jedoch schnell wieder heraus.
    »Verzeihung. Ich bin von der Mordkommission, da haben wir immer die Verstorbenen im Fokus. Aber Sie machen es mir auch nicht einfach. Wir müssen mehr über Lena Fortmann wissen, sie postum kennenlernen, ihr Umfeld durchforschen. Und wenn der Anschlag Ihrem Sohn gegolten hat, kann es jederzeit zu weiteren Vorfällen kommen. Das wollen wir doch verhindern.«
    Damit schien er sie erreicht zu haben. Sie schaltete die Herdplatte aus, auf der die Suppe sanft vor sich hin brodelte, und setzte sich an den Küchentisch.
    »Mein Sohn ist freier Handelsvertreter. Der hat in den letzten Jahren Beziehungen in die ganze Welt geknüpft.«
    »Wo hat er seine Niederlassung?«
    »Was denken Sie denn? Im Zeitalter von Computertechnik und Globalisierung arbeitet er von zu Hause aus. Er hat ein hochwertig ausgestattetes Büro im Erdgeschoss, Stahl und Leder und Teakholz. Der ist nur zu Meetings außer Haus oder sucht seine Handelspartner vor Ort auf.«
    »Kein Firmenlogo? Keine Lagerräume?«
    »Schauen Sie im Internet unter › FRAFO International‹ nach, Sie werden ihn finden. Er ist kein Windhund. Frank macht ehrliche Geschäfte, besonders mit den neuen Märkten in Fernost, China und so. Bescheiden ist er. Der protzt nie mit Geld. Wenn er gut verdient, ist er spendabel, ja, und die Familie fährt drei oder vier Mal im Jahr in Urlaub.«
    »Wie ist die Entscheidung gefallen, die Geschäfte vom platten Land aus zu führen?«
    »Das Haus hat er auf ihren Wunsch hin gekauft. Sie wollte es so haben. Die Kinder sollten sich völlig ungezwungen und frei entwickeln können. Hier bei uns in der Nähe wäre das auch möglich gewesen, mein Mann hätte da schon was machen können. Aber nein, sie musste ja in die Pampa aussiedeln.«
    »Seit wann lebten, pardon, leben sie dort?«
    »Der Große war gerade geboren, also seit knapp fünf Jahren.«
    »Was wissen Sie über die Freunde Ihres Sohnes?«
    Sie strich mit einer energischen Bewegung die Tischdecke glatt. »Der war schon immer wählerisch.«
    Burmeester schaute auf. Wählerisch war ein anderer Begriff für eigenbrötlerisch. »Denken Sie bitte an Familienfeste, Geburtstagsfeiern, die Hochzeit. Wer wird zu solchen Gelegenheiten eingeladen?«
    »Warten Sie.«
    Hastig stand sie auf und verließ den Raum, kehrte mit einem Fotoalbum zurück, blätterte bereits im Gehen und legte es energisch auf Burmeesters Notizblock. »Hochzeit! Das war ein gutes Stichwort. Schauen Sie sich das an.«
    Burmeester blickte auf ein großformatiges Foto. Ein Paar saß auf der Lehne der Rückbank eines alten Monte Carlo Chevrolets, dessen Verdeck zurückgeklappt war. Die Frisur des Mannes wies eine gewisse Ähnlichkeit mit Elvis Presleys Haartracht auf, der dunkle Schopf war pomadig an den Kopf gelegt. Er trug einen

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