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Die Spinne - Niederrhein-Krimi

Die Spinne - Niederrhein-Krimi

Titel: Die Spinne - Niederrhein-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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Glitzeranzug, was die Ähnlichkeit zu dem Rockidol aus den Fünfzigern noch unterstützte. Die Frau neben ihm trug ein weit ausgeschnittenes Kleid mit einem Rock, den ein weiter Petticoat aufbauschte. Wie einst Marilyn Monroe hielt sie unter ihrer blonden Frisur einen aufreizenden Kussmund in die Kamera. Neben ihnen ein Mann und eine Frau in gediegener, dunkler Kleidung, weiße Hemden, dunkle Westen, rote Krawatten, sie wirkten wie verirrte Oberkellner, gaben sich ausgelassen und beschwingt.
    Marylin hatte also auch was mit Elvis, dachte Burmeester, bevor die Bitterkeit in Susanne Fortmanns Stimme ihn in die traurige Wirklichkeit zurückholte.
    »Die haben einfach in Las Vegas geheiratet. Wir ahnten nichts davon. Wahrscheinlich hat Frank uns nichts erzählt, weil er genau wusste, was sein Vater davon hält. Das war ihre Idee. Sie wollen herausfinden, wie Lena tickt? Schauen Sie hin. Wer selber auf keine Familie Rücksicht nehmen muss, kommt auf solche Ideen. Las Vegas!«
    »Wer sind die beiden anderen?«
    »Das sind ihre beste Freundin Mona und deren Mann. Wenn man das so nennen mag – die leben einfach unverheiratet zusammen. Wenigstens eigene Trauzeugen hatten sie mitgenommen. Man kann dort von der Kleidung bis zu den Trauzeugen alles bestellen und bezahlen. Bezahlte Trauzeugen, unglaublich, oder? Und die Sachen hatten sie bestimmt aus einer Art Kostümverleih.«
    »Wie heißen die beiden?«
    »Mona … ich glaube, Derxen. Und der Mann Karl. Wie der mit Nachnamen heißt, weiß ich allerdings nicht.«
    Burmeester notierte fleißig. »Wo sind die zu finden?«
    Susanne Fortmann schmeckte die Suppe ab und schien zufrieden mit ihrem Werk zu sein. Sie lehnte am Herd und dachte angestrengt nach.
    »Ich habe mich nie um Lenas Angelegenheiten gekümmert. Wissen Sie, als Frank diese Frau vor Jahren hier anschleppte, haben wir uns gesehen und nicht gemocht. Das beruhte auf Gegenseitigkeit. Vom ersten Augenblick an hat sie einen schlechten Einfluss auf unseren Sohn ausgeübt. Wir kannten unser Kind nicht wieder.«
    Gerald Fortmann unterbrach sie unwirsch. »Stabil. Sie sagen, sein Zustand sei stabil. Bis ich mal den behandelnden Oberarzt an der Strippe hatte, das hat gedauert. Kommst du mit den Kindern klar heute Mittag? Dann fahre ich jetzt nach Bochum in die Klinik und stelle mich da persönlich vor, damit sie wissen, mit wem sie es zu tun haben. Man muss den Ärzten auf die Finger gucken, solange er das nicht selber kann.«
    »Ich schaff das schon, fahr du ruhig. Noch schlafen die beiden, ich werde sie in einer halben Stunde wecken, sonst machen sie die Nacht zum Tag.«
    »Du hast recht, die brauchen ihren Rhythmus.«
    »Fahr bloß vorsichtig, hörst du? Eine Katastrophe reicht, und es wird glatt draußen.«
    Burmeester registrierte, wie sie sich aus der Ferne verabschiedeten, ohne Kuss oder Grußformel. So stellte er sich eine Zukunft an der Seite einer Lebenspartnerin nicht vor, ging es ihm durch den Kopf, während Susanne Fortmann ein Büschel Petersilie wusch, abtupfte und auf einem Holzbrett fein hackte.
    »Wissen Sie eigentlich, dass der Große noch immer nicht spricht?«
    In Burmeester wuchs Widerstand. Was glaubte diese Frau eigentlich? Dass ein kleines Kind so eine Brandnacht nicht innerhalb von Stunden verarbeiten würde, war ja wohl klar, schließlich ratterten selbst ihm die Eindrücke der Nacht noch durch Hirn und Herz. Beim Geräusch des Messers, das frische Blätter in Kräuterfitzel verwandelte, ließ er den Gedanken unausgesprochen vorbeiziehen.
    »Ich habe heute Morgen schon mit einem alten Bekannten telefoniert, ein pensionierter Kinderpsychologe. Der sagt, ich solle alles genau beobachten und den Jungen nicht überfordern. Er nennt es Trauma, mein Enkelsohn hat ein Trauma. Es wäre wahrscheinlich, dass es sich von selber legt. Und das in unserer Familie. Trauma! Bei uns hat es nie Schwierigkeiten gegeben.«
    Sie hackte so energisch auf das Grünzeug ein, sie würde es noch zu Brei verarbeiten, dachte Burmeester und hörte sie das Wort »Trauma« immer wieder vor sich hin murmeln, den Kopf unablässig schüttelnd. Er schaute sich um. Ein ordentlicher Haushalt, alles hatte seinen Platz, die Arbeitsfläche zwischen Küchenschrank und Herd war mit einer dicken Kunststofffolie abgedeckt, fein säuberlich zusammengefaltete Plastiktüten lagen, Kante auf Kante gestapelt, in der Nische, in der die Küchentücher am Haken hingen. Penibel und durchdacht – die Familie hatte hier alles unter Kontrolle.
    Aus

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