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Die Spinne - Niederrhein-Krimi

Die Spinne - Niederrhein-Krimi

Titel: Die Spinne - Niederrhein-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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Stimmen zu vernehmen. Er schaute Johanna fragend an.
    »Nikolas hat Besuch von Yasmins Familie«, flüsterte sie. »Sehr viele Menschen, die ihre Schuhe ausgezogen haben und mit Töpfen und abgedeckten Körben nach oben gegangen sind. Kleine Feier unter dem Dach, ich kriege noch raus, was da los war.«
    Er flüsterte übertrieben zurück. »Trau ich dir glatt zu. Hast du mir eigentlich schon von deiner Geheimdiensttätigkeit in den Sechzigern berichtet, oder habe ich das geträumt?«
    »Ach du … bist unmöglich.«
    Henner prostete seiner Lebensgefährtin zu. »Das nehme ich mal als Kompliment.«
    * * *
    Na, sieh mal einer an. Selbst diese kleinen Tresore für den Hausgebrauch kommen aus Fernost. Was auf dem Markt ist, wird dort einen Tacken billiger hergestellt und exportiert. Wie war das mit dem Slogan für einheimische Wertarbeit? »Kauf nichts aus Damm Ping« oder so ähnlich. Hier stellt sich höchstens die Frage, ob mein alter Tisch das Gewicht aushält. Jetzt leistet er mir schon so lange gute Dienste, und ein Plagiat bringt ihn ins Wanken. Dieses simple Metallding kriege ich in null Komma nichts auf. Ich leg besser eine Zeitung drunter, dieser Ruß setzt sich an allem fest. Ich sollte den Stapel mal wieder entsorgen, das Zeug brennt so leicht.
    Da schau her, »Zivilisationskrankheit Rückenleiden«, der Fachmann antwortet auf Leserfragen, da habe ich ja was Passendes erwischt. Schlagzeilen über Schlagzeilen. Und die haben wieder mal den wichtigeren Artikel in die Nebenspalte versenkt. Unwichtig, völlig abwegig für eine Schlagzeile. Passt aber zu diesem gewichtigen Plagiat, die fälschen einfach alles in Asien. Egal ob Bagger, Bilder, Tresore oder Medikamente. Rauf mit dir, du Blechkästchen, du bist in bester Gesellschaft.
    Mensch, war das ein Kraftakt, das Ding aus dem Fenster zu werfen und zum Auto zu schleppen. Ist echt ekelig, dieser Brandgestank. Ich dachte für einen Moment, jetzt versengt mir dieser schwarze Schutt auf dem Boden die Schuhe. Es war alles gelöscht. So ein ausgebranntes Haus wirkt irgendwie skurril, die verrußten Decken, die Wände, von denen die Tapeten abgeflämmt wurden, die verkohlten Türzargen, und überall auf dem Boden die schwarzen Reste, Holzkohle mit geschmolzenen Metallpartikeln und Glasscherben, durchsetzt von hellem Putz, der von den Wänden gebröckelt ist. Es hatte in die Fensterhöhlen geschneit. Weiße Flocken vor schwarzen Wänden, das war so unwirklich. Stunden nach dem Brand gefror das Löschwasser bereits zwischen dem Schutt.
    Was nehme ich denn am besten, um dich zu knacken, du kleines widerborstiges Schätzchen? Ich denke, ein, zwei gezielt gesetzte Hebelbewegungen werden reichen. Warte nur, ich krieg dich. Wo habe ich den Kuhfuß, ich sollte mal wieder richtig aufräumen. Die hatten tatsächlich ein Siegel an die Pressspanplatten geklebt, ich dachte, ich seh nicht richtig, heilige deutsche Ordnung im Chaos. Da hab ich das Teil, jetzt aber los. Na warte, ich krieg dich. Hoffentlich hört man oben nichts, ich mach besser Musik an. WDR   2 bietet immer das passende Geschrammel, um andere Geräusche zu übertönen.
    Da, geschafft. Sag ich doch, miese Qualität zum kleinen Preis. Und der gute alte Tisch hält. Sesam öffne dich. Lass sehen, was Fortmann alles in Sicherheit wissen wollte. Sieh mal einer an, ein Umschlag mit Kohle, ’n ganzer Batzen Geld, zähl ich nachher. Eine Speicherplatte von Core, da passt eine Menge an Informationen drauf, ein, zwei, drei Speichersticks, der musste einiges an Daten sichern, so viel steht fest. Da werde ich nachher reinschauen. Papiere über Papiere und, ach, ein Stammbuch. Frank und Lena Fortmann mit den Kindern Linus und Lucius, eingetragen und in Leder abgeheftet. Da stecken auch noch die Ultraschallaufnahmen von den Ungeborenen in der Umschlaglasche, so viel Sentimentalität hätte ich ihm gar nicht zugetraut. Das war bestimmt seine Frau.
    Von dieser unglaublich aufgetakelten Schlampe hätte ich solche Erinnerungsstücke allerdings noch weniger erwartet. Ich dachte, die sammelt nur erotische Erinnerungen. Auf dieses Weib müssen die echten Kerle zukünftig verzichten, die steht nicht mehr für das kleine Abenteuer auf dem Schreibtisch zur Verfügung. Es hat Spaß gemacht, sie zu beobachten. Zugegeben, ich wäre an manchen Tagen vor Neid fast erblasst, wenn einer der abgeknutschten Jungs mit roten Ohren nach ihr aus dem Auto ausstieg oder das Hotel vor ihr verließ oder lechzend auf sie wartete. Wer sich in ihre Nähe

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