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Die Spinne - Niederrhein-Krimi

Die Spinne - Niederrhein-Krimi

Titel: Die Spinne - Niederrhein-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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Alles ist dunkel, sie scheint nicht zu Hause zu sein.«
    Karin dachte einen Moment nach, bis sich die E-Mail mit dem Foto ankündigte. Sie öffnete die Datei.
    »Angekommen. Ich sehe, was du meinst. Ganz eindeutig hat dieses Urviech eine große Ähnlichkeit mit der Zeichnung auf der Mauer. Was halten wir davon?«
    Burmeester schnatterte ins Telefon. »Wir sollten uns dafür interessieren, ob Fortmann und Verfürth sich kennen.«
    »Guter Gedanke, aber jetzt ab mit dir ins Haus. Ich kann dein Schlottern nicht länger ertragen, was ist los?«
    »Mir ist plötzlich so kalt.«
    »Dein Kreislauf sackt ab, mach, dass du in die Wärme kommst, und dann trinkst du einen Tee. Soll ich meine Mutter zu dir schicken?« Sie konnte sich sein entsetztes Gesicht vorstellen.
    »Bloß nicht, ich kriege doch Besuch von Yasmins Familie, die werden mich bis zum Abwinken bedauern und verhätscheln, die Vorstellung ist schon halbwegs beängstigend.«
    »Die Zeichnung ist schon älter, da wird die Spurensicherung nichts mehr finden, das kann alles bis morgen warten. Machst du das vor Ort?«
    »Jaja, der freie Samstag ist passé.«
    »Nur ein Stündchen, und jetzt ab hinter den Ofen.«
    Karin druckte das Foto aus und platzierte es an der Infowand neben der Zeichnung auf der Garage. Eindeutig. Da verschandelte jemand die Umwelt mit naiven Spinnenzeichnungen. Das Zeichen des Täters? Würde eine Täterin dieses mit Furcht und Ekel belegte Tier als Motiv an einem Tatort hinterlassen? Und was hatten die Familien miteinander zu schaffen?
    Der morgige Samstag würde laut Dienstplan anstatt ihrer Familie der Kreispolizeibehörde gehören, und sie würde nicht über Langeweile klagen können.
    * * *
    Johanna Krafft schaute Henner Jensen mit neugierigem Blick entgegen. Er kam gerade von seinem Freitagsstammtisch zurück, rieb sich die Hände warm.
    »Es zieht an draußen. Du wirst sehen, der Winter ist noch lange nicht vorbei.«
    Sie reagierte unwirsch. »Das kann ganz schnell wechseln, das weißt du.«
    Henner kannte diesen Unterton, eine Mischung aus unbefriedigter Neugier und einer Spur zu viel Stolz, um dies zugeben zu können. »Haben wir etwa schlechte Laune?«
    »Du weißt genau, worauf ich warte.«
    Henner ging in die Küche und kam mit einer Flasche Veltins zurück, goss sich das Bier genüsslich langsam in ein Glas, bis eine ordentliche Blume auf dem Getränk stand. »Ich weiß gar nicht, was du meinst.«
    Endlich erzählte er ihr von seinem Ausflug in die Schützenbruderschaft des Ortes, der ihr Nachbar Verfürth angehörte. Ein klasse Kerl sei er, da waren sich die anwesenden Schützenbrüder einig gewesen. Der ließe keine Gelegenheit aus, wenn es darum ging, eine Runde zu schmeißen, habe auch schon für die neue Beflaggung gehörig gespendet. Man sei richtig froh, ihn dabeizuhaben. Und feiern könnte er auch.
    »Sie halten sich bedeckt, wenn es um die wirklich deftigen Geschichten geht. Die Schützen prahlen untereinander damit, aber nicht vor anderen.«
    Johanna saß kopfschüttelnd am Tisch und hatte das frische Blatt bereits in ihre Schreibmaschine eingespannt.
    »Ach, die prahlen doch sonst auch öffentlich mit allem, ihren Eroberungen, den Holzsplitterchen, die sie von der Stange schießen, den Runden, die sie vertragen. Und auf einmal geben sie sich bedeckt? Merkwürdig.«
    »Wenn du mich fragst, der gibt da seit Jahren das Alphamännchen, bleibt aber in der zweiten Reihe, weil sein Beruf im Vordergrund steht. Mit einem Quäntchen mehr Zeit hätte er entweder den Vorsitz des Vereins übernommen oder wäre neuer Schützenkönig. Ein potenzieller Anwärter ist er allemal, da werden sie ihn nicht in Verruf bringen. Blöde gegrinst hat der eine oder andere, wenn Alfons zur Sprache kam. Man könnte glauben, der hat schon die halbe Weiblichkeit des Ortes abgeschleppt.«
    »Mit wem hast du gesprochen?«
    »Mit Heinz und Udo, und mit dem Dicken vom Deich und dem Glatzkopf mit der langen Frau.«
    Johanna musste laut lachen. »Soll ich das etwa so notieren? Du musst schon präziser werden.«
    »Kann ich nicht, ich kenn die Namen nicht alle. Da gibt es Spitznamen wie ›Tüte‹ und ›Speedy‹, die reden sich seit der Schulzeit so an und werden diese Namen später auch noch in die Todesanzeigen schreiben.«
    »Gut, dann werde ich ›Schützenverein allgemein‹ drüberschreiben.«
    Henner gab sich erstaunt über ihren Aufwand. Sie zeigte ihm stolz ihre getippten Aufzeichnungen, und er schüttelte den Kopf. Von der Treppe her waren

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