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Die Spinne - Niederrhein-Krimi

Die Spinne - Niederrhein-Krimi

Titel: Die Spinne - Niederrhein-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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begab, der war nie vor ihr sicher. Und dann kam sie nach Hause, küsste ihren Mann und die Jungs und machte Bratkartoffeln, als wäre nichts Besonderes geschehen.
    So etwas hättest du nie gemacht, ich weiß das.
    Was sind das für Briefe? Mist, alles in Englisch, da brauch ich ein Übersetzungsprogramm. Wenn ich die einscanne, müsste es funktionieren. Und die Firmenlogos, das sieht nach chinesischen Schriftzeichen aus. Das passt zu den Lieferungen, die ich manchmal beobachtet habe. Alles kam per UPS , und von Weitem sah man die Schriftzeichen auf den Flanken der Pakete.
    Nichts Gescheites, lauter unwichtiger Kram, nur was ich suche, ist nicht dabei, verdammt! Verdammt! Verdammt, ich hab dir doch mein Wort darauf gegeben.
    Warum geht es immer wieder mit mir durch? Jetzt muss ich alles wieder aufheben. Immer diese sinnlosen Wutausbrüche, ich werde das irgendwann in den Griff kriegen. Danach. Wenn alles erledigt ist, was ich dir damals versprochen habe.
    Ich muss die Tischbeine neu richten, sonst klappt er noch zusammen. Ich sollte mich über das viele Geld freuen, aber was bedeutet das schon? Ich komme aus mit dem, was ich habe. Na, was ist denn da unter den Schrank gerutscht? Das sieht ja interessant aus. Ich hab’s doch gewusst! Volltreffer. Genau das werde ich der Polizei zum Fraß vorwerfen. Die brauchen eindeutige Zeichen, sonst kapieren die nichts.
    Aus der Spinne am Xantener Kreisel haben sie einen Ulk gemacht, haben wochenlang nach jugendlichen Tätern gesucht, nur in eine Richtung gedacht. Sie verstehen es nicht, sehen keine Zusammenhänge. Und meine großartig durchdachten Ankündigungen sind ebenfalls zu kompliziert für diese Welt.
    Dabei ist es doch so offensichtlich.
    * * *
    »Alfons?«
    »Ja. Wer ist denn da?«
    »Ich bin’s.«
    »Ach, du. Lange nichts von dir gehört.«
    »Ey, altes Haus, wo steckst du?«
    »Bin unterwegs, die Geschäfte. Warum flüsterst du?«
    »Meine Frau schläft, die muss das nicht mitkriegen.«
    »Und warum weckst du mich?«
    »Ich habe Post bekommen.«
    »Jetzt mach es nicht so spannend, was willst du von mir?«
    »Der dreht durch. Der verschickt Drohbriefe. Heute hatte ich so einen im Briefkasten.«
    »Drohbriefe, so ein Quatsch. Hast du zu viel ›Tatort‹ geguckt?«
    »Ehrlich, ein Foto von dieser Spinne in Xanten, die auf dem Tor gestanden hat. Und darunter stand, die Spinne sei zurück und so.«
    »Mach dir nicht ins Hemd, Mensch, geh schlafen.«
    »Ich mach mir aber ins Hemd. Wenn der durchdreht, ist keiner von uns mehr sicher.«
    »Was will er denn machen? Dieses Weichei kriegt doch nichts auf die Kette. Mann, ich muss jetzt schlafen.«
    * * *
    Carola Mertesacker walkte durch den Park, nur wenige Menschen bewegten sich zur gleichen Zeit an der Xantener Stadtmauer entlang durch die Grünanlage, der Mann mit dem schwarzen Labrador, die Frau mit dem Yorkshire, das ältere Paar mit den Rollatoren. In Höhe der Skaterbahn waren Wege und Rasenfläche von den Fahrzeugen des »Wintercircus« durchpflügt, der bis vor Kurzem hier gastiert hatte. Sie wich dem hart gefrorenen, unebenen Untergrund aus.
    Am Kreisel vorbei strebte sie auf den Hafen zu, verharrte ungeduldig an der Ampel, nutzte die erzwungene Pause, um einige widerspenstige Haarsträhnen zurück unter das Stirnband zu stopfen. Vor ihr lag der See. Blesshühner und Wildgänse schwammen träge auf dem stillen Wasser, die Anlegestege der Segelboote waren verwaist, nur ein beleuchteter Tannenbaum belebte die Szenerie ein wenig. Sie lief an der Boule-Anlage vorbei und passierte das Hafenrestaurant mit dem überdimensionierten Namen »Plaza del Mar«, bog kurz vor dem Ortseingang von Lüttingen links auf den Weg ab, der fünf Kilometer weit um den südlichen See führte. Den Kopf freilaufen, nichts mehr denken, nur noch wahrnehmen. Die Silhouette des Hafentempels ragte aus dem Park, die Domuhr schlug halb zwölf, das Rotkehlchen hüpfte zutraulich über den Weg, die beiden Walkerinnen mit den lauten Stöcken kamen ihr laut schwatzend entgegen. Die waren immer früh durch mit ihrem Programm, man grüßte sich kurz.
    In Höhe der Fischerhütte spielte ein Mann mit einem Hund, der sich in einen starken Ast verbissen hatte, den er offensichtlich nicht wieder loslassen wollte. Carola sah mit Wohlwollen, dass der Hund angeleint war, das war ihr ganz recht. Die frei laufenden Exemplare kamen ihr manchmal zu nah und scheuten sich auch nicht davor, mitten auf die Wege zu kacken. Und dieses Tier gehörte ihres Wissens nach zur

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