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Die Spinne - Niederrhein-Krimi

Die Spinne - Niederrhein-Krimi

Titel: Die Spinne - Niederrhein-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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Gattung der Kampfhunde, so einen hatte sie hier noch nie gesehen. Der Hundebesitzer schien eine Trainingsstunde zu absolvieren, »Aus«, hörte Carola, und »Sitz«, »Platz«. Der braucht bestimmt eine harte Hand, eine konsequente Führung, dachte sie.
    Scharf drang kurz darauf der irritierende Befehl aus der Ferne an das Ohr der Frau. »Fass!«
    Die Walkerin schaute sich um, sah das muskulöse, mittelgroße Kraftpaket auf vier Beinen in ihre Richtung rennen. Sie hörte das Hecheln des Tieres, immer lauter, die Füße setzten energiegeladen auf dem hart gefrorenen, beschneiten Sandweg auf, Carola schaute sich nach wenigen Schritten wieder um. Das Tier kam näher, der Besitzer schien keine Veranlassung zu sehen, ihn zurückzupfeifen. Aus dem schnellen Schritt der Walkerin wurde ein rasantes Renntempo. Das ist ein Kampfhund, ging es ihr durch den Kopf, da rennt ein Kampfhund hinter mir her. Die normale Reaktion bei renitenten Hunden wäre, stehen zu bleiben. Sie schaute noch einmal über die Schulter. Das war kein normaler Hund.
    Schneller, immer schneller, ihre Beine waren in Höchstform. Niemand sonst war unterwegs, links und rechts unscheinbare Sträucher, kein Baum, nicht einmal ein Wegweiser, ein Schild zum Hochklettern. Links erstreckte sich das Seeufer, und rechts trennte ein Zaun das Seegelände von der Deichstraße. Hilferufe würden im Nichts verhallen. Unaufhaltsam kam das entfesselte Tier näher, Carola rannte um ihr Leben. Sollte sie sich ins Wasser flüchten? Der Zaun würde kein Hindernis für das Tier bilden. Was, wenn er sie im Wasser angreifen würde? Rennen, rennen, vielleicht kam hinter der nächsten Kurve ein Sportler auf sie zu, ein Radfahrer, eine Spaziergängerin, eine Hoffnung.
    Keine Menschenseele, sie hörte die scharrend aufsetzenden Füße des Tieres, immer näher, immer deutlicher, das Hecheln, ein Knurren, ihre eigenen Füße, die noch nie so schnell hier langgelaufen waren. Hilfe! Pulsschlag bis zum Hals, kribbelndes Adrenalin in den Gliedmaßen, scharf drang die heftig eingeatmete kalte Luft in ihre Lungen. Das Knurren nahm an Bedrohlichkeit zu. Höchstgeschwindigkeit. Sie zog sich die Jacke aus, wickelte sie mehrfach und fest um den rechten Unterarm. Hecheln hinter ihr. Sie verließ den Weg, rannte zum Ufer, Kieselsteine spritzten an der Wasserkante zur Seite. Der Hund blieb ihr auf den Fersen. Carola keuchte vor Anstrengung, blieb am Ufersaum abrupt stehen, drehte sich um. Fünf Meter zwischen ihr und den gebleckten Zähnen. Sie hielt der Gefahr den angewinkelten, umwickelten Arm entgegen. Auge in Auge. Kräftige Beine setzten zum Sprung an.
    Knurren.
    Beißen.
    Ein Schrei.

DREI
    Gero von Aha meldete sich per Skype aus Oslo, Karin Krafft sah ihren Kollegen live auf dem Bildschirm ihres PC s und neben ihm eine Frau, die eine gewisse Ähnlichkeit mit der jungen Wencke Myhre auf den alten Plattencovern ihrer Mutter aufwies.
    »Ich wusste, dass du im Dienst bist, guten Morgen aus dem hohen Norden.«
    »Guten Morgen vom Niederrhein, und Sie müssen Mette sein.«
    »Ja, aber wir sagen hier du.«
    »Und? Was macht die Bohrinsel?«
    »Sie schwankt weiterhin in der stürmischen Nordsee, kein Flug möglich. Aber wir haben dennoch mit Mona Derxen konferiert.«
    »Wie das?«
    »Na, so eben.«
    Beide grinsten breit in die Webcam, die am Laptop montiert war.
    »Per Skype, schließlich sind die Plattformen mit der neuesten Technik ausgestattet. Wir haben sie am Morgen gesprochen, sie hat die Plattform seit ihrer Ankunft nicht verlassen, das Wetter war durchgehend zu schlecht für Helikopterflüge. Ihr Mann hatte sie in der vorigen Nacht bereits informiert, er hätte sich nach einem Bombenjob bei ihr gemeldet. Das würden sie immer so halten, erst die Arbeit, dann das Private. Zunächst sei sie sauer auf ihn gewesen, dann habe er ihr die Bilder von einer Bombenentschärfung in Duisburg gemailt. Da habe sie verstanden, dass er sie nicht früher hatte informieren können. Sie wirkte echt betroffen über den Tod der besten Freundin.«
    »Hat sie eine Vermutung darüber geäußert, was geschehen ist?«
    »Nein, erst nicht.«
    »Was heißt das?«
    »Dann fiel ihr ein, dass Lena-Schatz ein richtiges Luder gewesen ist und dass es bestimmt eine Reihe von Frauen am Niederrhein gäbe, die echt sauer auf sie gewesen sind, weil sie deren Männer vernascht hat. Vielleicht sei auch der eine oder andere Mann tief getroffen, sie habe schließlich immer nur mit denen gespielt.«
    Mette meldete sich neben von Aha zu

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