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Die Spinne - Niederrhein-Krimi

Die Spinne - Niederrhein-Krimi

Titel: Die Spinne - Niederrhein-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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sind und gedeutet werden müssen. Es findet tagtäglich die Verarbeitung statt. Gero, die beiden sind gerade dabei, man muss sich mit ihnen befassen, ohne sie zu bedrängen. Wo sind sie, sagst du? Ich möchte sie kennenlernen.«
    Von Aha fühlte sich überrumpelt. Wie sollte er seiner ihm gerade wieder vertrauenden Chefin verklickern, dass die Kollegin aus Norwegen für die Arbeit mit traumatisierten Kindern prädestiniert ist? Sie würde niemals zustimmen. In ihm keimte der Gedanke an einen erneuten Alleingang auf.
    »Wieso sagst du nichts? Ist das so abwegig?«
    »Nein, aber du bist von der Osloer Polizei, und ich kann dich hier nicht einfach agieren lassen. Denk daran, wie vielen deiner Kollegen du mich vorgestellt hast, bevor wir auch nur an die gemeinsame Helikopternutzung denken konnten.«
    Das quirlige Nordlicht ließ sich nicht beirren. »Gero, dann sorge für eine entsprechende Fachkraft in der Nähe der Kinder. Jemand muss aufnehmen und dokumentieren, was sie ausleben, wie sie reagieren. Jemand muss – gerade jetzt – ihr Spiel und ihre Zeichnungen sehen und deuten. Das ist wichtig, bevor die Erinnerung verblasst. Gero, man kann sie nicht wie Erwachsene befragen, das weißt du. Sie drücken das Erlebte auf andere Weise aus. Lass mich sehen und dokumentieren, das sind kleine Zeugen. Jemand hat sie aus dem Haus getragen und sorgsam in eine Decke gewickelt. Eine Frau war am Brandort – davon geht ihr ja aus – und hat die Kinder gerettet.«
    »Die Theorie hier ist, dass die Brandstifterin sie in letzter Sekunde rausgeholt hat.«
    Mette ließ sich erneut den Brandort und die Fundstelle der Leiche erläutern. »Es ist kein Feuerteufel in der Gegend unterwegs?«
    »Nein, bislang ist nichts bekannt.«
    »War das Opfer lesbisch oder bisexuell unterwegs?«
    »Wie kommst du darauf? Du hast doch ihre Freundin Mona über Skype erlebt. Weder noch, die stand auf Männer.«
    Mette starrte auf die Fotos. »Dann war es keine Frau«, sagte sie bestimmt.
    »Kannst du das untermauern?«
    Mette sah ihn lange an. »Ich fasse mich mal kurz. Frauen töten, um jemanden für immer zu behalten. Männer töten, um jemanden loszuwerden.«
    Von Aha dachte nach. Seine schlaue Kollegin hatte mit ihrem unverstellten Blick einen neuen Aspekt eröffnet. »Dann wäre die These mit der Brandstifterin hinfällig, dann müssen wir nach einem Mann suchen.«
    Locken umwirbelten den hübschen Frauenkopf, als sie heftig verneinte. »Sucht einen Mann und eine Frau.«
    Sie wies auf das Foto der eingewickelten Kinder. »Das hier war eine Frau, garantiert.«
    Montagmorgens in der ersten Stunde, wenn alle gleichzeitig in der Dienststelle wuselten, neue Ermittlungsergebnisse austauschten, versuchten, gemeinsam wieder in den Fall zu kommen, flirrte die Luft vor Geschäftigkeit und Energie. An diesem Montag ging es in den Räumen allerdings ruhiger zu. Die berüchtigte, ohne Vorwarnung im ungeordneten Schauerverband fallende Schneeflocke am Niederrhein hatte für Verkehrschaos in Nordrhein-Westfalen gesorgt, jeder brauchte für die üblichen Wege das Dreifache an Zeit.
    Jerry Patalon und Tom Weber waren auf der Suche nach Zeugen an die Xantener Südsee gefahren, hatten sich eine Thermoskanne Kaffee und zwei Becher mit auf den Weg genommen. Burmeester holte die Ergebnisse der Pathologie ab, und von Aha wurde beauftragt, die Ergebnisse der Spurensicherung zu sichten. Karin Krafft selbst befasste sich mit der Auswertung der anonym zugestellten Dokumente.
    Die große Lage war für den morgigen Dienstag, siebzehn Uhr, anvisiert, das K1 lief trotz widriger Straßenverhältnisse auf Hochtouren.
    Karin ließ sich die neue These von Gero und Mette ausgiebig vorstellen. Die ganze Zeit hatten Zweifel an der Vorgehensweise bei der Brandstiftung und der Rettung der Kinder an ihr genagt. Die Hauptkommissarin konnte die Idee von Mette Olsen nachvollziehen, aber nicht darauf eingehen. Es erschien ihr zu riskant: Etwaige gewonnene Erkenntnisse würden nicht gerichtsrelevant verwertbar sein, da die Osloerin nur Gast war. Gero von Aha versuchte mit Vehemenz, sie von Mettes Anliegen zu überzeugen. Für einen kurzen Moment bereute Karin schon, ihm wieder das Du angeboten zu haben, da gab er sich einsichtig und zog sich zurück. Geht doch, ging es Karin durch den Kopf, er wird noch ein teamfähiger Kollege werden.
    Sie fragte bei der Polizeipsychologin an. Das Sekretariat notierte das Anliegen, die Kollegin war jedoch zur Fortbildung in Remagen. Mitten in die

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