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Die Spinne - Niederrhein-Krimi

Die Spinne - Niederrhein-Krimi

Titel: Die Spinne - Niederrhein-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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und Chrissis, die Lenas dieser Welt hat er gehabt und hat sich für keine einzige geschämt. Ich bin zur Therapie gegangen. Nicht er, ich! Ich habe das Gefühl gehabt, etwas stimmt nicht mit mir, ich sei völlig verklemmt und eine Spaßbremse für meinen Gatten, der zusätzlich bestimmt noch jede rote Laterne im Umkreis von fünfzig Kilometern kennt.«
    Johanna hatte sich eine gelegentliche Affäre ihres Nachbarn zusammenphantasiert. Mit so viel Herzeleid hatte sie nicht gerechnet. In dem desolaten Zustand traute sie dieser verzweifelten Frau alles zu. Sie stand auf und nahm Louise die Karaffe aus der Hand.
    »Komm, setz dich. Betrinken erleichtert für den Moment, hilft aber gar nicht, glaub mir. Louise, wo ist Alfons?«
    Schluchzend brach sie zusammen und rollte sich auf dem Sofa wie eine schlafende Katze ein. »Ich weiß es nicht. Er sagt es mir nicht. Am zweiten Weihnachtstag hat er sich aus dem Staub gemacht, und seither ruft er manchmal an, mehr nicht. Angeblich ist er in Frankfurt, aber das glaube ich ihm nicht.«
    »Was meinst du denn, wo ist er?«
    Louise richtete sich auf und ordnete ihr Haar. »Ich glaube, der sitzt in einem Luxushotel im Schnee zusammen mit seiner neuen Maus.«
    »Wer könnte das sein?«
    »Die aktuelle Tippse, die dem armen Mann den Kaffee wahrscheinlich immer mit zu tiefem Ausschnitt serviert. Und ich sage dir noch was. Ich werde den Kerl verlassen, das klingt lustig, oder? Wo er doch weg ist. Vielleicht hat er mich ja verlassen, und wenn ich morgen aufwache, ist diese Seifenblase geplatzt, die ich bisher für mein Leben hielt. Mir ist so schlecht.«
    Johanna half ihr auf. Das hier konnte dauern. Henner wusste, wo sie war, er würde sich nicht sorgen, aber sie machte sich Gedanken um die weinende, bebende Frau, die sich in der Gästetoilette übergab.
    Wo war ihr Nachbar? War er wirklich abgetaucht, verschwunden?
    Drinnen rauschte das Wasser, sie schien sich das Gesicht zu waschen.
    Oder hat diese Frau ihn von der Bildfläche verschwinden lassen? Gab es hier etwa eine Leiche im Keller? Johanna wurde nervös. Die Tür neben ihr öffnete sich. Louise hielt sich am Rahmen fest.
    »Danke für deine Hilfe. Ich muss dir noch etwas sagen.«
    Oh Gott, dachte Johanna, jetzt kommt ein Geständnis, was mache ich nur?
    »Ich werde ihn verlassen, und ich habe auch schon die Fühler ausgestreckt. Schließlich bin ich noch lebendig.«
    Johanna nickte nur. Ja, du bist lebendig, aber was ist mit deinem Mann?

VIER
    Gero von Aha wirkte sichtlich geschwächt, als er sich am späten Abend die Treppen zum K1 hinaufbewegte. Mette Olsen hingegen lief munter plappernd vor ihm her und amüsierte sich über das angejahrte Gebäude. Zumindest kam ihm ein lang entbehrter Schwall warmer Luft entgegen, das Problem mit der Heizung war anscheinend gelöst.
    »Wo bleibst du denn? Hier kann man ja glatt von Nierentischchen träumen und von Bleistiftanspitzern zum Kurbeln, die an der Schreibtischkante klemmen. Gero, das hier ist allen Ernstes deine Dienststelle?«
    »Warte ab, hinter den Türen schlummert der technische Fortschritt, man muss ihn nur wecken.«
    Im Besprechungsraum fuhr er die Computersysteme hoch, kochte für Mette einen seiner exquisiten Kaffees und suchte einen besonders schönen Becher für sie aus. Mette betrachtete die Infowand aus der Entfernung, verschaffte sich einen Überblick.
    »Ihr arbeitet gleichzeitig an zwei Fällen?«
    Von Aha war erstaunt. »Nicht, dass ich wüsste.«
    »Schau, dahinten sind Fotos von einer Frauenleiche am Wasser. Ihr hattet doch eine Brandleiche, oder?«
    Da hatte sich einiges getan in seiner kurzen Abwesenheit. »Aha!« Er las sich ein und brachte sich auf den aktuellen Stand.
    »Eine Leiche am Baggersee. Offensichtlich ist eine Walkerin von einem Hund angefallen worden, die Todesursache war jedoch ein Herzinfarkt.«
    Mette hörte ihn nicht. Sie stand vor den Fotos der dick vermummten Kinder, das eine schlafend an das andere gelehnt. »Du hast mir nicht erzählt, dass Kinder mit in dem Fall sind. Ihr habt sie so gefunden?«
    Von Aha berichtete, was sich in der Nacht zugetragen hatte und dass die Kinder momentan bei den Großeltern in Bislich lebten. Mette wurde zunehmend unruhig.
    »Traumatisierte Kinder nach Unfällen oder Gewalteinwirkung, Gero, das war einer meiner Schwerpunkte in der Ausbildung. Ich weiß, auf was ich achten muss, wie Körper, Seele, nebensächliche, alltägliche Handlungen, Zeichnungen, ach, all ihr Handeln und Fühlen von dem Erlebten geprägt

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