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Die Spinne - Niederrhein-Krimi

Die Spinne - Niederrhein-Krimi

Titel: Die Spinne - Niederrhein-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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Wesel halbwegs entspannt aus dem Großraumwagen der Deutschen Bahn. Mette schaute sich um, bemerkte, dass zugewachsene, ungenutzte Gleise und ein modern saniertes Bahnhofsumfeld in einem gewissen Gegensatz zueinander standen.
    »Gewöhnungsbedürftig. Ich finde, der Bahnhof sieht aus wie in einem Vorort von Irgendwo. Ich bin gespannt, was die Stadt sonst noch zu bieten hat. Nehmen wir ein Taxi?«
    »Nein, es ist nicht so weit, eigentlich nur quer durch die Fußgängerzone. Komm, ich zeige dir einen Teil der Stadt. Du hast nämlich recht, ich muss auch immer wieder die schönen Ecken suchen. Es gibt sie, man ist manchmal richtig erstaunt. Weißt du, was mich hier am meisten fasziniert?«
    »Nö, erzähl.«
    »Diese Stadt lag nach dem Zweiten Weltkrieg fast komplett in Schutt und Asche. Hier musste schnell gebaut werden, damit die Menschen Wohnraum hatten. Die Innenstadt wird nie einen Preis für herausragende Architektur bekommen, aber wenn du die Augen offen hältst, kannst du auf dem Weg zu meiner Wohnung Details aus den frühen Fünfzigern entdecken, die richtig anheimelnd sind. Balkongitter, Erkerfenster, hier und da eine Tür mit halb schrägem Griff. Man kann sich in den Wohnzimmern die Nierentische und Blumenständer mit Philodendronpflanzen vorstellen und die züchtige Hausfrau mit Schürze und der neuen Dauerwelle.«
    Mette gefielen die Bilder, so hatte sie noch nie die Hausfassaden von Nachkriegsbauten betrachtet.
    »Und die Menschen, Mette, es ist das Gemüt der Leute, das mich hier einfach umhaut. Als sie mir nach der Hackebeilattacke eines durchgeknallten Mörders in unserem letzten großen Fall das Handgelenk in Duisburg wieder zusammengesetzt hatten und ich mit dem Fixateur nach Hause konnte, war klar, dass ich auf Hilfe angewiesen bin. Die Kollegen kamen und haben regelmäßig nach mir geschaut. Das wäre in dem riesigen Kommissariat in Göttingen nie passiert. Dann haben mich die Griechen aus dem Restaurant am Großen Markt unterhalb meiner Wohnung mit Essen versorgt, die Nachbarin von Gegenüber hat für mich eingekauft und eine andere geputzt. Wenn ich zur Nachbehandlung rüber ins Marienhospital ging, klopften mir wildfremde Menschen aufmunternd auf die Schulter. Hier erzählt einer dem anderen die Geschichte des Dritten, und schon hast du wesentlich mehr Freunde und Bekannte als bei Facebook. Nur, die bei Facebook kochen und putzen nicht für dich, die schreiben überschlau und pseudo-mitfühlend, wie du das am besten machen kannst.«
    Mette gab sich beeindruckt. »Das klingt sehr aufgeschlossen.«
    »Wo Hilfe nötig ist, wird geholfen. Andererseits schweigen sie sich aus, und bevor einer den anderen verpfeift, kannst du lange warten. Man redet hinter dem Rücken über Hinz und Kunz, nur offiziell hat man nichts gesagt. Frei nach dem Motto »Ich weiß kein Bescheid«.
    Mit ihren Trolleys rollten sie am Berliner Tor vorbei in die winterliche Fußgängerzone, die verlassen dalag an diesem Sonntagnachmittag.
    »Zumindest gibt es hier viele Geschäfte, gleich morgen werde ich nach Sale schauen. Wie sagst du hier, wenn etwas, was dir gefällt, besonders günstig zu haben ist?«
    »Das ist ein Schnäppchen.«
    »Dann werde ich morgen Schnäppchen jagen gehen.«
    Der Willibrordidom kam in Sicht und bot, zusammen mit der rekonstruierten Rathausfassade, die vor einen Teil der Trappzeile aus den Achtzigern gebaut worden war, das harmonische Bild eines stattlichen Marktplatzes. Von Aha wollte rechts abbiegen. »Lass uns in der Pizzeria am Kornmarkt essen, ich habe nichts Vorzeigbares im Haus.«
    »Nein, nein, schau, das ist ein schöner Platz, man hat neue Gebäude neben ein altes Haus gesetzt, das ist gewagt, aber interessant.«
    Von Aha berichtete von der Bürgerinitiative, die es genau umgekehrt geplant und durchgeführt hatte, um den alten Charme der Hansestadt wieder zu beleben. »Und an der Seite des Doms wohne ich.«
    Mette stand auf dem Platz und bestaunte die Steinmetzarbeiten der Fassade. »Zeig mir erst deine Wohnung. Und dann lass uns in dein Büro gehen, ich bin neugierig auf deine Ermittlungen.«
    »Du bist unermüdlich.«
    Sie griff seinen Schal, zog ihn zu sich hin und küsste ihn leidenschaftlich. »Man nennt mich daheim ›Mette, die Nimmermüde‹. Davon kannst du dich gleich überzeugen, wenn wir bei dir angekommen sind.«
    Gero von Aha, der Enddreißiger im Vollbesitz seiner Kräfte und Säfte, geriet ins Schwitzen.
    * * *
    Louise Verfürth öffnete ihre Tür nur einen schmalen Spalt,

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