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Die Spinne - Niederrhein-Krimi

Die Spinne - Niederrhein-Krimi

Titel: Die Spinne - Niederrhein-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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herausgefunden, was es damit auf sich hat?«
    Conny hielt das Couvert wedelnd in die Höhe. »Nein, keine Ahnung. Es ist jedenfalls keine Einladung von Sting auf sein Landgut in der Toskana und auch kein Flugticket zu der karibischen Insel von Johnny Depp, der Brief hat eine deutsche Briefmarke zu achtundfünfzig Cent und ist im Duisburger Briefzentrum abgestempelt worden. Wie immer.«
    »Lass mich raten, die Adresse ist auf einem Etikett aufgedruckt und selbstklebend aufgebracht, der Umschlag selber musste wie die Marke nicht angeleckt werden, und im Inneren kann man einen Schnipsel mit ungleichmäßig abgerissenem Rand fühlen.«
    Conny nickte und stellte ihr Telefon auf den zentralen Anrufbeantworter um. Vera klaubte die leeren Kekspackungen aus ihrer Schublade und beförderte sie in den Papierkorb. Danach schloss sie den Container ab und versteckte den Schlüssel in ihrem Stiftständer.
    »Willst du ihn nicht aufreißen? Vielleicht ist ja diesmal eine zusätzliche Botschaft dabei statt fröhlich lachender Gesichter von Jugendlichen, die du nicht kennst.«
    »Mein unbekannter Verehrer wird sich schon irgendwann outen. Vielleicht war er ja in meiner Parallelklasse und will sich erst mit dem letzten Puzzlestückchen zu erkennen geben.«
    »Du glaubst auch immer an das Gute. Hast du die Blumen gegossen? Bei der Heizungsluft verdunstet das Wasser so schnell.«
    »Hab ich gemacht, und die Kaffeemaschine ist auch okay, morgen bist du wieder dran.« Der Brief landete in Connys Tasche, die Handschuhe aus schwarzem Leder nahm sie im Gegenzug heraus.
    »Ist gebongt, wenn du die Kaffeesahne nicht vergisst.«
    »Hat der Chef etwas zu der neuen Zimmerpalme neben der Tür gesagt?«
    »Nur, dass sie den Eingang zur Agentur um ein Vielfaches aufwertet. Das war ja ein Schnäppchen bei Aldi.«
    »Auf so eine Lobessalve kannst du dir was einbilden, Vera. Ich schaffe noch eben die Papierkörbe zur Tür, damit die Putzfee sie nicht vergisst, und dann ist Feierabend.«
    Gemeinsam fuhren sie aus der dritten Etage der Trappzeile am Großen Markt in Wesel ins Erdgeschoss. Es war bereits dunkel draußen, und der Marktplatz wirkte heimelig im frisch fallenden Schnee.
    »Ich muss noch schnell zum Kaufhof, meine blaue Strumpfhose hat ein riesiges Loch, ich brauche Ersatz, sonst kann ich das Wollkleid nicht anziehen«, sagte Vera und machte sich auf den Weg in Richtung Fußgängerzone.
    Conny lachte ihrer modebewussten Kollegin nach. »Grüß mir Johnny Depp, wenn er dir begegnet, und sag ihm, ich hätte nichts gegen Post von ihm.«
    Sie betrat den Flur in Haus Nummer fünf. Aus der Löwenapotheke wedelte ihr der ungarische Hirtenhund mit Rastalocken, ein reinrassiger Puli namens Emma, bellend entgegen. Conny öffnete die Tür zum Laden einen Spaltbreit und kraulte das aufmerksame Tier kurz unter dem Kinn.
    »Na, meine Gute, macht dein Frauchen noch nicht Schluss? Kann nicht mehr lange dauern.«
    Sie betrat die geschwungene Treppe zur Tiefgarage. Die Agentur bezahlte einen Stellplatz, den sie bei dem Wetter gern in Anspruch nahm. Auf der Treppe zog sie die Handschuhe aus, kramte den Autoschlüssel aus ihrer Tasche, förderte dabei den ominösen Briefumschlag wieder zutage. Sie hielt ihn noch immer in der Hand, als sie per Knopfdruck die Autotür öffnete. Auf dem Boden der Garage stand das Tauwasser, das den ganzen Tag lang von den angepappten Schneeklumpen unter den Fahrzeugen getropft war. Um diese Zeit war sie fast allein in der Garage, das erschien ihr immer ein wenig unheimlich. Sie umging im Slalom große Pfützen, die sich im Bereich nahe des Doms besonders zu sammeln schienen, und stieg in ihren Wagen.
    Hinter dem Steuer riss sie nun doch den Umschlag auf und entnahm den erwarteten Inhalt. Sie starrte auf den Fotoschnipsel, es war zu dunkel, um wirklich etwas zu erkennen. Sie fingerte an der Innenbeleuchtung. Bei diesem Licht hatte der jugendliche Kopf auf der neuesten anonymen Botschaft eine gewisse Ähnlichkeit mit ihrem Ehemann. Ja, so musste er in jungen Jahren ausgesehen haben. Das würde sie ihm sofort zeigen, wenn sie sich am Abend sahen.
    Sie legte alles in der Mittelkonsole ab und zog sich mit der Rechten den Gurt über den Körper. Er berührte ihren Hals, scharf und schmerzhaft. Was das nun wieder zu bedeuten hat, dachte sie, und tastete den Bereich knapp oberhalb des Schals ab. Als sie ihre Finger zurückzog, sah sie eine dünne Spur Blut auf den Kuppen. Etwas geschah an ihrem Hals, etwas, das sie beunruhigte. Was Conny

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