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Die Spinne - Niederrhein-Krimi

Die Spinne - Niederrhein-Krimi

Titel: Die Spinne - Niederrhein-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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fast zeitgleich vor sich auf dem Armaturenbrett sah, ließ sie vor Schreck erstarren.
    Niemand bemerkte die Frau, die regungslos in ihrem Auto saß, niemand wunderte sich darüber, dass sie allein in der großen Garage die Öffnungszeit verstreichen ließ, ohne sich auch nur einen Zentimeter zu bewegen.
    * * *
    »Herr Fortmann, was ist damals auf Ameland geschehen?«
    Frank Fortmann ließ sich in die Kissen zurückfallen und starrte an die Decke. »Es war ein Spiel. Eine blöde Wette war Ursprung dessen, was uns im Endeffekt völlig überfordert hat.«
    »War Alkohol mit im Spiel?«
    Fortmann nickte. »Eine Menge Alkohol ist an dem Abend geflossen. Irgendwann kam J.   R. auf die Idee, wir könnten unsere Schwänze messen, der berühmte Mist, wer den längsten hat und so. Christian und ich hatten gar keine Lust, die anderen beiden waren richtig angeheizt. Irgendwann standen auch die Mädels um uns herum, wir saßen am Strand rund um ein kleines Lagerfeuer, und nach viel Gekicher, gespieltem Entsetzen und blöden Witzen feuerten sie uns an. ›Auspacken, auspacken‹, schrien sie, und die Flasche Genever machte die Runde. Petra und Lola fanden es schließlich albern, streiften sich die Klamotten vom Körper und liefen zum Meer. Als sie zurückkamen, hatte jeder von uns vieren eine stattliche Latte. Christian war noch nicht blau genug, um ohne Schamgefühl weiter halb nackt am Feuer zu sitzen, und zog sich wieder an. Die nackte Haut der Mädels im Feuerschein, der Genever, wir fühlten uns frei, es entwickelte sich dieses Wir-kennen-keine-Tabus-Gefühl. Wir wollten uns beweisen, dass wir schon ganz erwachsen Gruppensex machen konnten, jede mit jedem, verstehen Sie?«
    Karin ließ ihm eine kleine Pause, sah kein Lächeln der Erinnerung in seinen Gesichtszügen, etwas musste nicht in diesen lockeren, freizügigen Plan gepasst haben. »Weiter, was geschah dann?«
    »Wir haben uns über die Mädels hergemacht, aufgeheizt und angetrunken, egal welche, wir waren nur noch Körper. Bis Monika plötzlich protestierte. Die wollte einfach nicht mehr mitmachen.«
    »Die Freundin von Alfons Verfürth, die scharfe Lola?«
    »Ja, wir dachten, die hätte von allen die meiste Erfahrung, so, wie sie sich immer gab. Ich glaube im Nachhinein, dass Alfons ihr erster Mann war. Die erste Liebe, wissen Sie, das ganz besondere Erlebnis, und dann fiel er mit drei anderen über sie her. Die wollte nicht und wehrte sich.«
    Die Hauptkommissarin musste schlucken. Sexuelle Gewalt gegen Frauen konnte sie nur schwer ertragen. »Was war mit den anderen jungen Frauen?«
    »Die waren völlig blau, so richtig in Trance, die haben geholfen, sie festzuhalten.«
    Karin lehnte sich zurück, unfähig, diese entsetzliche Geschichte zu Ende zu denken. Langsam formulierte sie die nächste Frage. »Sie sind zu viert über Lola hergefallen?«
    Er nickte matt.
    »Sie haben Lola oder Monika, wie sie richtig heißt, zu viert vergewaltigt, während die anderen Mädels sie festhielten?«
    Beide schwiegen einen Moment, Fortmann schien sich seiner Schuld bewusst zu sein, da war kein Rechtfertigungsversuch, kein Herausreden, seine Betroffenheit war spürbar. »Die hielten sie am Boden und flößten ihr weiter Genever ein.«
    »Kein Gruppensex, eine Gruppenvergewaltigung. Deshalb die bedrückten Gesichter auf den Fotos.«
    Wieder nickte er. »Ich habe das erst gar nicht kapiert. Ich habe nur bemerkt, dass am nächsten Morgen nichts mehr war wie zuvor. Der Sommer am Meer, die jugendliche Unbeschwertheit, aller Zauber hatte sich aufgelöst in Wut und Leid. Und Schweigen. Die Mädels schauten uns nicht mehr an, solidarisierten sich, die Zimmer wurden wieder getauscht. Lola stand stundenlang unter der Dusche und schrubbte sich die Haut wund. Als wir wieder zu Hause waren, standen wir Jungs mit den blödsinnigen Tätowierungen an den Händen da und hatten keine Freundinnen mehr. Und es dauerte nicht mehr lange, bis wir uns auch aus dem Weg gingen. Jeder für sich hielt unter Verschluss, was geschehen war.«
    Karin sank auf ihren Stuhl zurück. »Starker Tobak, Herr Fortmann. Das ist also das Sommergeheimnis dieser Fotos. Ich muss einen Moment nachdenken.«
    Sie hielt es in diesem Zimmer nicht mehr aus, ging auf den Flur hinaus und versuchte, eines der Fenster zu öffnen, um etwas frische Luft zu schnappen. Es ging nicht, sie waren ordentlich verschlossen, wie es sich für ein amtlich zertifiziertes Haus gehörte. Sie lief ein paar Schritte den Flur auf und ab, hörte

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