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Die Spinne - Niederrhein-Krimi

Die Spinne - Niederrhein-Krimi

Titel: Die Spinne - Niederrhein-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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ein paar Wochen dabei, wie alle anderen Perlen von ihm auch.«
    »Und Sie selber?«
    »Ich bin außen links, mich nannten sie Flip, als Wortspiel aus dem Bienenmann Flip und flippig. Ich hatte doch Nena an meiner Seite, mit der war das Leben wie Ausflippen pur.«
    Fortmanns Vater horchte auf. »Die hast du uns aber nie vorgestellt, wir wussten nur, wie du sie genannt hast.«
    »Damals habt ihr vieles von mir nicht mitbekommen. Ihr wolltet immer alle kennenlernen und alles kritisieren, um letztlich alles besser zu wissen. Ich hatte mir, seit ich fünfzehn Jahre alt war, vorgenommen, euch die wesentlichen Erfahrungen meines Lebens zu verschweigen. Ich wollte sie selber machen, und ich hatte keinen Bock auf eure Kommentare. Nena war eine klasse Erfahrung, die war total offen und so.«
    »Und wie heißt sie?«
    »Nena? Astrid Claaßen, ich habe sie nach den Ferien aus den Augen verloren. Leider.«
    »Bleibt noch Alice Cooper, der vermutlich mit Maja unterwegs war, die eigentlich Petra Winter hieß, richtig?«
    »Genau, die irre Petra. Mann, mit der gab es immer was zu erleben. Die hat alle aufgemischt, wenn sie die kleinste Spinne entdeckte. Die schrie dann das halbe Lager zusammen. Meine Spiderman-Comics konnte sie nicht ertragen, und weil Alice Cooper sie loswerden wollte, kamen wir auf die Tätowierungen an den Handwurzeln. Eine Stelle, die nicht sofort auffiel, aber gezielt eingesetzt werden konnte.«
    »Also nichts mit heldenhaften Taten oder dem Mut des Spiderman? Einfach ein Spaß, um eines der Mädels zu vergraulen?«
    Fortmann nickte. Man sah seinem Vater an, dass er seinen Sohn am liebsten sofort übers Knie gelegt hätte.
    »Wer ist Alice Cooper?«
    »Sie kennen den nicht? Der hat sich kaum verändert.«
    Karin blickte in das knabenhafte Gesicht, rund, freundlich, mit einer dunkelblonden Vokuhila-Frisur, diesem kurzen Stufenschnitt auf dem Haupt mit langen Haaren im Nacken, der damals »in« war, und schüttelte den Kopf.
    »Sie erkennen ihn wirklich nicht? Der trägt fast die gleiche Frisur heute noch, schön eingefärbt. Ich glaube, der hat drei Jahre nach der Freizeit einen riesigen Stapel Autogrammkarten drucken lassen und muss immer noch in den gleichen Klamotten mit dieser dämlichen Frisur rumlaufen, weil er noch nicht alle verteilt hat. Das ist doch Gunter Bertram. Ein viertklassiger Schlagerfuzzi, der lange auf Mallorca gelebt hat, bekannt als der Partymacher vom Ballermann. Seit ungefähr fünf Jahren versucht er, den deutschen Schlagermarkt zu erobern. Ich weiß nicht, wer den immer wieder finanziert.«
    »So weit okay. Das Foto hier zeigt Sie alle zu Beginn der Freizeit. Es ist zwar schon vergilbt, aber man kann trotzdem erkennen, dass Sie noch ziemlich helle Haut haben.«
    Karin suchte zwei andere Ausdrucke hervor und legte sie auf Fortmanns Bettdecke. »Hier sind alle Abgelichteten schön braun, bloß, in den Gesichtern der jungen Leute ist keine Freude mehr. Was war geschehen?«
    Frank Fortmann schaute auf die Bilder und schien nachzudenken. Karin sah ihm die Unentschlossenheit an, wollte nachsetzen, entschied sich, die Strategie zu ändern. Sie wandte sich an seinen Vater. »Seien Sie so gut und lassen uns eben mit Ihrem Sohn allein.«
    Er wollte protestieren, Burmeester stand auf und legte ihm eine Hand auf die Schulter. »Kommen Sie, wir testen mal den Cappuccino in der Cafeteria, sie wird Ihrem Sohn nichts antun.«
    Widerwillig verließ der Vater den Raum, und Karin rückte ihren Stuhl näher an Frank Fortmanns Kopfende.
    »Was ist da geschehen?«
    * * *
    Der Chef der privaten Arbeitsvermittlung in der Trappzeile, dem modernen Gebäudetrakt am Weseler Markt, hatte sich bereits verabschiedet. Seine beiden Vorzimmerdamen bereiteten sich auf den Feierabend vor. Durch die großen Fenster blickten sie auf das Schneegestöber, die wilden weißen Wirbel im Laternenlicht.
    »Der Winter hält sich hartnäckig in diesem Jahr.« Conny Wuttke schaute in ihre Schublade, unschlüssig, was sie als Nächstes machen wollte.
    Kollegin Vera hatte es mit einem Blick erfasst. »Hast du etwa schon wieder so einen Brief gekriegt?«
    Sie lugte ihrer Kollegin über die Schulter. Der  PC war runtergefahren, der Aktenschrank bereits geschlossen, und aus der privaten Lade des Schreibtisches holte Conny den Umschlag, den sie in ihre Handtasche hatte stecken wollen, ohne dass die Kollegin es bemerkte.
    »Sag schon, das ist doch wieder so ein bekloppter Brief mit einem Fotoschnipsel, oder? Hast du inzwischen

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