Die Spinnenfrau
sie.
»Ich brauche es im Moment nicht.«
»Aber du hast die Spinnen geschickt, oder?«, fuhr Glenda sie an.
»Kann sein.«
»Wer bist du? Und warum hast du das getan?«
»Ich heiße Agneta.«
»Schöner Name.«
»Und wie heißt du?«
»Glenda.«
»Aha.«
»Aber ich weiß noch immer nicht, warum du hier an unserem Tisch sitzt.«
»Ich habe euch gesucht.«
»Klar. Und gefunden.«
»Sicher.«
»Aber was willst du von uns?«, fragte Glenda.
Bis zu diesem Zeitpunkt hatte Agneta immer schnell geantwortet, nun aber presste sie die Lippen zusammen und schwieg. Dafür schaute sie abwechselnd Glenda und mich an.
Mein Kreuz reagierte nicht. Ich dachte daran, dass es besser gewesen wäre, Suko an der Seite zu haben. Seine Dämonenpeitsche hätte hier helfen können.
»Ich will euch sehen.«
»Das hast du ja jetzt.« Glenda nickte. »Und weiter?«
»Warum habt ihr euch gegen mich gestellt?«
Jetzt mischte ich mich ein. »Glenda hat sich nicht gegen dich gestellt. Das bin ich gewesen.«
»Ja, das weiß ich. Du bist auch auf dem Friedhof gewesen. Ich hatte alles im Blick.«
»Wie schön für dich.«
»Es ist nicht dein Spiel.«
»Das sagst du?«
Sie nickte. »Ja, ich sage das. Es ist besser, wenn du dich aus allem heraushältst. Wir gehen dich nichts an.«
»Ach, du bist nicht allein?«, fragte ich.
»So ist es.«
»Und wer ist bei dir?«
»Geh davon aus, dass ich zahlreiche Unterstützer habe.«
Das glaubte ich ihr aufs Wort. Da wir dicht beisammen saßen, sah ich ihr Gesicht recht gut.
Dabei fiel mir etwas auf.
In ihrem Gesicht bewegte sich etwas unter der Haut. Es war kein Zucken, wie man es oft an sich selbst spürt, hier sah ich etwas ganz anderes hinter der Haut. Unter der Haut hielt sich etwas versteckt, aber wir sahen nicht, was es war.
Ich schaute noch mal hin.
Das Zucken war geblieben. Die Haut bewegte sich, und ich ahnte, was sich darunter verbarg.
»Bist du ein Mensch?« Ich hatte die Frage bewusst gestellt und war gespannt auf die Antwort.
»Siehst du das nicht?«
»Ja, aber ich kann dir nicht glauben. Du siehst zwar aus wie ein Mensch, aber du bist etwas anderes.«
»Und was?«
»Ich weiß es nicht. Sag du es.«
Sie entspannte sich und lehnte sich zurück. »Ich bin eine Frau«, flüsterte sie uns zu. »Aber eine besondere Person, und ich selbst nenne mich Spinnenfrau.«
Aha. Jetzt waren wir schon einen Schritt weiter gekommen. Die Spinnenfrau mit dem Messer wiederholte sich nicht. Sie wollte ihre Worte wirken lassen.
Glenda Perkins hatte beide Hände flach auf den Tisch gelegt. »Was ist sie?«
»Eine Spinnenfrau.«
Glenda atmete scharf ein. So richtig konnte sie nicht folgen, und sie schüttelte den Kopf. Aber sie beobachtete die Gestalt sehr genau.
Ausgerechnet jetzt tauchte der Kellner auf, um zu kassieren. Ich übernahm die Rechnung, während er Agneta anschaute, die am Tisch saß und sich nicht bewegte.
»Möchten Sie etwas trinken?«
»Nein.«
»Wir gehen auch jetzt«, sagte ich und legte noch ein Trinkgeld auf den Teller. Der Kellner bedankte sich und zog ab.
»Ihr wollt schon gehen?«
»Ja. Was dagegen?«
»Nein, das habe ich nicht. Auch ich bleibe nicht länger an diesem Ort.«
»Wir haben noch immer nicht gehört, was du von uns willst. Sagst du uns das jetzt?«
»Nein. Es genügt, wenn du weißt, dass es für dich besser ist, wenn du mit allem aufhörst.«
»Womit genau?«
»Du solltest uns nicht mehr verfolgen.« Sie stand auf. »Bisher hast du nur eine Seite erlebt, es gibt auch eine zweite.«
»Die mich besonders interessiert.«
»Das glaube ich dir.«
»Du hast durchblicken lassen, dass du dich zu verteidigen weißt. Wie war das mit den Toten? Du hast sie ermordet, aber es war keine reine Verteidigung.«
»Nein.«
»Was war es dann?«
»Ich brauchte sie. Ich wollte meine Macht zeigen, die man mir gegeben hat.«
»Und wer tat das?«
Plötzlich funkelten ihre Augen. »Ich habe sie. Ich habe immer daran geglaubt, dass es so ist, und …«
Das war mir zu vage. So sagte ich leise zu ihr: »Wenn du mich anschaust, siehst du einen Polizisten.«
»Wie schön.«
»Warte es ab. Und wenn ich dich anschaue, sehe ich eine Mörderin. Das hast du selbst zugegeben. Was muss ein Polizist tun, wenn er einer Mörderin gegenübersteht?«
»Er muss sie verhaften. Das ist ganz einfach.«
»Und genau das werde ich jetzt tun. Du hast zugegeben, drei Menschen getötet zu haben. Das kann ich als Polizist nicht einfach so hinnehmen. Also werde ich dich
Weitere Kostenlose Bücher