Die Spinnenfrau
fühle mich immer wohler in meiner neuen Existenz. Kann sein, dass ich die neue Sorte von Mensch bin. Schon ein Vorgriff auf die ferne Zukunft. Wer kann das wissen? Noch müssen wir uns mit den profanen Dingen beschäftigen, aber wer weiß, was passiert, wenn sich mal die Tore zu allen Menschen geöffnet haben. Dann wird das große Umdenken stattfinden müssen.«
Hatte sie recht? War das hier tatsächlich schon einer der Wege in die Zukunft? Sie glaubte daran, ich nicht, und so lautete auch die von mir gegebene Antwort.
»Nein, die Menschen werden immer Menschen bleiben. Monster wie du sind eine Ausnahme.«
Sie keifte mich an. »Monster nennst du mich?«
»Ja.«
Sie sprang auf die Beine. »Das wird dir noch leid tun!«, rief sie und brüllte dann: »Los, hol ihn dir! Saug ihn aus wie ein Vampir, der Blut trinkt!«
Das Wort schwebte noch als Echo in der Luft, da traf mich bereits der dritte Faden, und der wuchtete in meinen Nacken …
***
Suko hatte es zunächst nicht gefallen, als Deckung zurückbleiben zu müssen. Wenig später allerdings hatte er eingesehen, dass es besser für beide war.
John war in die Falle gelaufen. Die andere Seite war so leicht nicht zu täuschen. Es war ein dicker Spinnenfaden, der John zu Boden geschleudert hatte, ein zweiter erwischte ihn auch noch.
Und die Spinnenfrau hatte ihren Spaß. Sie kniete vor dem Geisterjäger und sprach mit ihm. Das kam Suko sehr zupass, denn so war sie abgelenkt und er hatte freie Bahn.
Er stieg auf das Dach. Nach zwei Schritten war seine Sicht besser geworden. Er schaute auch in die Höhe, sah den Himmel und noch etwas anderes darunter.
Es war ein Schatten. Aber das sah er nur bei einem flüchtigen Hinschauen, denn als er sich konzentrierte, da stellte er fest, dass der Schatten Konturen hatte. So etwas wie ein Oberkörper war zu sehen, und der bildete ein halbes Rund.
Das war sie. Das war die Monsterspinne.
Suko überlegte, wie er am besten an sie herankommen konnte. Ihm fiel im Moment nichts ein. Das mörderische Ding war zu weit von ihm entfernt, und ob es mit einer Kugel zu töten war, war mehr als fraglich. Außerdem gab es da noch seinen Freund und Kollegen John Sinclair, dem es nicht so besonders ging. Er hörte auch das Gekeife der Spinnenfrau, die wollte, dass die Monsterspinne John Sinclair leer saugte, was immer darunter zu verstehen war.
Agneta hatte den Satz geschrien. Suko wusste jetzt Bescheid, und die Antwort kam von ihm.
»Hier wird niemand ausgesaugt, das schwöre ich dir …«
***
Plötzlich war alles anders. Die Szene schien einzufrieren, denn niemand bewegte sich mehr. Das war bei Suko nicht der Fall, denn nach einem kurzen Stillstand schritt er dorthin, wo die Musik spielte. Und damit ging er direkt auf die Spinnenfrau zu, wobei er eine besondere Waffe in der Hand hielt, seine Dämonenpeitsche.
Agneta hatte ihn jetzt gesehen. Sie zögerte noch einen Moment, dann wich sie zurück und bewegte wild den rechten Arm mit dem Messer.
Suko ging weiter, was sie störte. Er wusste, dass er nicht so viel Zeit hatte und beschleunigte seine Schritte. Er vergaß auch nicht, dass er es mit zwei Gegnern zu tun hatte, aber zunächst musste er die Spinnenfrau aus der Welt schaffen.
Er sprach sie an. Seine laute Stimme wehte über das Dach. »Für dich, Agneta ist es zu Ende, bevor es noch richtig angefangen hat. Das schwöre ich dir.«
Agneta duckte sich leicht. Vielleicht überlegte sie auch, ob es richtig war, den Mann mit ihrem Messer anzugreifen.
Suko hörte hinter sich das Stöhnen seines Freundes und den mühsam hervorgebrachten Satz.
»Verdammt, Suko, du musst dich beeilen. Die schießen mich hier sonst noch ab!«
»Geht klar.«
Agneta lachte. Sie hatte wohl alles gehört und sie fühlte sich auf der Siegerstraße. Und deshalb rannte sie los. Sie brauchte nur geradeaus zu rennen, dann traf sie auf Suko, dem sie das Messer in den Leib rammen wollte.
Suko wusste genau, was er zu tun hatte. Er lief der Spinnenfrau plötzlich entgegen, was diese überraschte. Sie stand plötzlich auf dem Fleck, und dann war der Chinese vor ihr.
Er schlug zu.
Und er war schneller als sie.
Agneta wollte zustechen, doch es blieb beim Ansatz. Dafür sah sie drei Riemen auf sich zufliegen – und wurde auch von ihnen getroffen. Das alles brachte sie aus dem Rhythmus. Sie fing sich nicht mehr, bekam das Übergewicht und fiel hin.
Beinahe erreichte sie noch den auf dem Boden liegenden Geisterjäger, der zwar seinen Kopf etwas angehoben hatte,
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