Die Spinnenfrau
weiß nicht, ob du es unbedingt hören willst.«
»Ja, ja, der Job.«
»Könnte sein.«
Sie lächelte. »Und was bereitet dir daran so große Sorgen? Du meinst doch sicher den letzten Fall.«
»Wen sonst.« Ich setzte mich in eine etwas andere Position. »Es ärgert mich, dass wir so viel wie nichts wissen und völlig auf dem Schlauch stehen.«
Glenda zuckte mit den Schultern. »Leider kann ich es nicht ändern. Hast du denn überhaupt eine Idee, wer dahinterstecken könnte?«
»Nein.«
»Eine Spinnenfrau.«
Ich nickte. »Ja, so könnte man es sagen.«
»Eine Frau«, murmelte Glenda, »die sich aus Spinnen zusammensetzt. Das ist hart.«
Wir bekamen noch einen Gruß aus der Küche als Vorspeise und ich konnte mich über diesen Gruß nicht beschweren. Zwei mit Pesto belegte Scheiben Brot.
»Kann man essen«, sagte auch Glenda.
Ich stimmte ihr zu. Allmählich ging es mir besser. Es war doch eine gute Idee gewesen, in weiblicher Gesellschaft ein Essen zu genießen, auch wenn Glenda Perkins nur Salat bestellt hatte. Zusammen mit ihm wurde auch mein Gericht gebracht.
Spargel, die helle Soße und das Fleisch, das medium gebraten war. Genau mein Geschmack.
Ich wünschte Glenda einen guten Hunger und freute mich über das saftige Steak. Auch der Spargel schmeckte dazu, und die Soße brachte den letzten Pfiff.
Der Wein passte ebenfalls hervorragend, und so verstrich die Zeit, ohne dass wir es richtig merkten. Das Restaurant füllte sich innen immer mehr, und selbst die Tische im Biergarten waren teilweise besetzt worden.
Der Besitzer machte an diesem Abend ein gutes Geschäft. Allmählich verschwand das Tageslicht. Die Welt machte sich bereit für den späten Abend.
Aber die Gäste wollten noch nicht gehen. Einige aßen zum zweiten Mal.
Andere tranken nur und freuten sich über den unterhaltsamen Abend.
Das war auch bei Glenda und mir der Fall. Wir reagierten beide entspannt, es gab keine Probleme zwischen uns, und wir hatten uns dem allgemeinen Tenor gut angepasst.
Bis draußen ein erster Schrei erklang. Es war eine Frau, die geschrien hatte und danach den Satz folgen ließ: »Die sind ja eklig, diese Spinnen …«
***
Glenda und ich wechselten einen Blick, der zum Schluss starr wurde. Wir sagten nichts, doch innerhalb weniger Sekunden war es mit der lockeren Stimmung vorbei.
»Spinnen?«, murmelte Glenda.
»Man hat uns nicht vergessen!«
Die Frau, die gerufen hatte, saß draußen. Wir konnten zwar in den Garten schauen, aber wir sahen nicht, wer gerufen hatte.
Jetzt meldete sich ein Mann. »Tatsächlich, ich sehe auch welche.«
»Das ist doch nicht normal.«
Ich stand auf. »Bleib du bitte hier«, wies ich Glenda an, »ich werde mich mal draußen umschauen.«
»Gut. Aber wen willst du finden?«
»Keine Ahnung. Spinnen allerdings.«
»Und keine Person, der sie gehorchen?«
»Das wäre nicht schlecht.«
Im Moment war es ruhig. Ich trat ins Freie und ließ meine Blicke streifen. Finster war es noch nicht. Die schwachen Ausläufer einer Dämmerung lagen über dem Land.
Zwei Kellner standen unschlüssig herum und suchten mit ihren Blicken den Boden ab.
Genau das tat ich auch. Ich wartete darauf, dass mir die Spinnen entgegen kamen, was sie nicht taten. Sie hielten sich verborgen und würden nur erscheinen, wenn sie es wollten.
Ich schaute auch zu den Bäumen hin. Dort standen einige Tische, die besetzt waren. In ihrer Nähe krabbelte es nicht auf dem Boden.
Wieder schrie eine Frau. Das geschah ganz in meiner Nähe. Ich schaute nach links. Dort saß ein älteres Paar an einem Tisch. Sie hatte geschrien und sah jetzt aus, als würde sie es noch mal tun, denn sie stierte auf die Tischplatte, auf der noch Getränke standen. Zwischen den Gläsern und der Flasche bewegte sich etwas.
Es waren drei Spinnen, die es geschafft hatten, die Tischplatte zu erobern. Auf ihr liefen sie hin und her, und die Frau hatte sich eng gegen die Stuhllehne gepresst. Sie sah aus, als wäre sie vereist worden.
Auch ihr Mann saß da. Er tat nichts und starrte ebenfalls nur die Spinnen an.
Ich wollte das Paar aus ihrer Starre reißen. Ich stand plötzlich am Tisch zwischen ihnen und dann reichte eine Handbewegung aus, um die Tiere von der Tischplatte zu fegen. Sie landeten auf dem Boden, was auch andere Gäste sahen, aber keine der Spinnen berührte ihre Körper. Sie fielen zu Boden, und dann waren plötzlich Füße da, die sie zertraten.
Der Mann am Tisch schaute mich an. Er nickte und bedankte sich mit
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