Die Spinnenfrau
verrückt, was du da gesagt hast. Verrückt und völlig von der …«
In diesem Augenblick erwischte ihn die erste harte Spinnwebe wie ein Tentakel. Das Ende rammte gegen seine Brust und erstickte sein Reden. Er hatte nicht genau mitbekommen, woher ihn der dicke Faden erwischt hatte, da jagte schon der zweite auf ihn zu.
Diesmal wurde seine Schulter getroffen.
Den Fuß hatte die Spinnenfrau längst wieder zurückgezogen. Sie stand neben ihm und nickte einige Male zufrieden.
»Bist du denn wahnsinnig, verflucht? Ich habe dir doch nichts getan! Ich wollte nur meine Ruhe haben, aber das willst du wohl nicht.«
»So sieht es aus.«
»Und was geschieht mit mir?«
»Du wirst in einen Kokon eingesponnen. Du hast eben das Pech gehabt, in unseren Kreislauf geraten zu sein.«
Mario Gray wollte etwas sagen. Er öffnete den Mund, und das war ein Fehler, denn noch in derselben Sekunde huschte etwas heran und schoss in seinen Mund, der sofort verschlossen wurde. Ab jetzt konnte er nicht mehr um Hilfe rufen, und Luft bekam er nur noch durch die Nase.
Mario Gray wusste jetzt, wie es um ihn stand. Auch wenn dieses Spinnenweib eiskalt zuschaute, er wollte nicht so einfach liegen bleiben. Er wollte etwas tun.
Noch hatte er die Hände frei.
Und er griff nach einem der Tentakel, denn so kamen ihm die dicken Fäden vor. Er umschloss dieses dicke Seil mit der Hand, wollte es wegziehen und musste erleben, dass es sich zwar etwas dehnte, von ihm aber nicht bewegt werden konnte.
»Du brauchst dir keine Mühe zu geben«, erklärte Agneta. »Sie sind zu stark für dich. Bleib liegen und bereite dich innerlich auf deinen Tod vor. Es kann sich nur noch um Minuten handeln, denn ab jetzt geht alles schnell, das kann ich dir versprechen.«
Er konnte nichts sagen. Aber was er gehört hatte, war grauenhaft. Er würde gnadenlos getötet werden, obwohl es keinen Grund dafür gab. Er hatte keinem etwas zuleide getan. Mal ab und zu einen kleinen Diebstahl oder Mundraub, das war auch alles.
Und wieder schoss ein Faden heran. Er traf seinen Bauch, und dann ging es Schlag auf Schlag. Immer mehr Fäden jagten auf ihn zu, und er dachte daran, dass die Frau von einem Kokon gesprochen hatte, der jetzt um seinen Körper gelegt wurde.
Marios Nasenlöcher waren noch frei. Doch immer wieder klatschten Fäden gegen sein Gesicht, um es darunter verschwinden zu lassen.
Dann bäumte er sich noch mal auf. Sehen konnte er schon lange nichts mehr, weil ihm das Zeug die Augen verklebt hatte. Noch ein letztes Zeichen, dass er am Leben war.
Dann sackte er zusammen.
Er war tot.
Und Agneta stand neben ihm. Sie schaute auf ihn hinab und konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. Es war mal wieder perfekt gelaufen. Sie konnte sich auf ihren Mentor verlassen. Das hatte sie jetzt wieder gesehen.
Kraft brauchte sie, denn der härteste Kampf lag noch vor ihr, das stand fest …
***
Ich hatte in meiner Wohnung Besuch bekommen. Nicht nur Glenda war da, Suko und Shao hatten ihre Wohnung nebenan verlassen und waren nun bei mir.
Glenda und ich hatten berichtet, was uns widerfahren war, und warteten jetzt auf eine Reaktion der beiden.
»Die werden nicht aufgeben, John.«
»Das denke ich auch.«
»Und wir müssen damit rechnen, dass wir hier auch nicht sicher sind und sie kommen.«
»Da gebe ich dir recht.«
»Dann frage ich mich, wie wir uns darauf vorbereiten sollen«, sagte Glenda.
Wir schauten uns an. Es war uns allen klar, dass wir etwas tun mussten.
Auch Suko hatte sich mit dem Gedanken beschäftigt. Er fragte: »Wie würde denn der Angriff aussehen? Habt ihr euch darüber Gedanken gemacht?«
Das hatte noch keiner, deshalb herrschte allgemeines Kopfschütteln, an dem ich mich auch beteiligte. Dann sagte ich: »Wir haben eine Gegnerin, eine Frau, eine Spinnenfrau. Sie sieht normal aus, aber ihr Körper besteht aus Spinnen, über die eine Haut gezogen wurde. Das ist kaum zu fassen, stimmt aber. Sie kann sich in zahlreiche Spinnen auflösen und sich dann wieder zusammensetzen. Das ist auch für mich ein Phänomen. Aber sie braucht Energie, und die holt sie sich von den Menschen, indem sie ihren Kokon um die Opfer schließt.«
»Das ist aber nicht alles«, sagte Suko mit leiser Stimme. »Da gibt es noch etwas.« Jeder schaute ihn gespannt an, nur ich nicht, denn ich wusste, was kam. »Es geht um ihren Begleiter. Eine Riesenspinne, ein Monstrum, das seine Fäden abschießt, die so kraftvoll sind, dass die Menschen sie nicht mit bloßen Händen durchtrennen
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