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Die Spionin im Kurbad

Die Spionin im Kurbad

Titel: Die Spionin im Kurbad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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Mutter. Meine Schnurrhaare sanken nach unten.
    » Sina!« Kathy stupste mich an. » Sina, du kümmerst dich nicht nur um drei Kinder, sondern auch noch um eine traurige, hinkende Menschenfrau und einen dicken, unbeholfenen Kater«, schnurrte Kathy. » Du kannst es nicht lassen, nicht wahr?«
    » Was soll ich tun? Ich habe ja versucht, mich als Streunerin unabhängig zu machen. Aber ich kann mich meiner Veranlagung nicht entziehen.«
    » Nein, das kannst du vermutlich nicht, Seraphina.«
    Ich legte das Kinn auf die Pfoten.
    Verantwortungslosigkeit war gegen meine Natur – wenn ich spürte, dass mich ein Mensch brauchte, dann musste ich helfen. Und Altea brauchte mich.
    » Ich muss wieder rüber, sonst kreuzt Romanow mein Revier«, sagte Kathy und stupste ihre Nase an meine. » Sieh zu, dass du deine Kinder gut unterbringst. Wenn du magst, komm mit ihnen mal zu uns rüber.«
    » Ja, ich denke darüber nach. Danke, Kathy.«
    Lautlos verschmolz meine Schwester mit den Schatten, die das Mondlicht warf. Ich blieb noch eine Weile liegen und dachte über meine Bestimmung nach. Und die Gründe dafür, dass ich dieses und kein anderes Leben gewählt hatte.
    Ich lag im Widerstreit mit mir und fühlte mich unzufrieden. Das war kein angenehmer Zustand, also schob ich ihn beiseite und trottete heim. Dort legte ich mich in die weiche Kuhle zu meinen Kindern. Ihr friedlicher Schlaf betäubte mein Missbehagen.

In den Wandelhallen
    » Hören Sie mit Ihren Anwürfen auf, Frau Wennig. Die Sahne habe ich aus eigener Tasche bezahlt.«
    » Um lästiges Viehzeug anzufüttern. Bezahlt oder nicht, das dulde ich nicht. Ich habe vornehmere Gäste als Sie, Fräulein. Und denen kann ich keine verflohte Streunerkatze zumuten.«
    » Nicht? Aber Mäuse unter den Dielen wissen Ihre Gäste zu schätzen, ja?«
    » Es gibt hier keine Mäuse, Fräulein!«
    » Und als was würden Sie dieses hier bezeichnen?«
    Ich hatte Altea eine Spitzmaus unter den Stuhl gelegt, Resultat meines morgendlichen Mausespiels mit den Kindern. Spitzmäuse sind nicht genießbar, hatten wir dabei durchgenommen. Aber als ein Zeichen der Wertschätzung konnte man sie noch immer verwenden.
    Und wie sich zeigte, war der kleine Kadaver höchst nützlich. Die Wirtin gab ein Quieken von sich und machte ein angeekeltes Gesicht.
    » Also, Frau Wennig, seien Sie froh, dass eine geübte Jägerin sich Ihres Problems annimmt. Wie ich hörte, gibt es hier am Lahnufer auch Probleme mit Ratten, nicht wahr?«
    Frau Wirtin schnappte nach Luft. Dann machte sie den Mund zu und sandte mir einen giftigen Blick. Altea legte die Maus auf ihren Frühstücksteller und erhob sich, die Schale Sahne in der Hand.
    » In der Mansarde hört man es nachts verdächtig rascheln und nagen. Sollte mir auch nur eine einzige lebende Maus dort über die Füße laufen, werde ich die Katze mit nach oben nehmen.«
    Damit stand sie auf und gurrte mir leise zu. Sie verstand sich auf die kätzische Lautsprache. Ich folgte ihr, als sie zielstrebig zum Schuppen ging. Der leise kollernden Wirtin schenkten wir beide keine Aufmerksamkeit mehr.
    Die Kleinen fielen über die Sahne her, und ich musste sie unsanft mit der Nase zur Seite drängen, um auch ein paar Zungen voll abzubekommen.
    » Ich bringe euch heute Mittag Schabefleisch mit«, versprach Altea, und ich rieb kurz meinen Kopf an ihrem Bein. An ihrem guten, um ihr nicht wehzutun. Meine Rippen schmerzten noch ein bisschen, aber es war auszuhalten. Darum machte ich mich nach dem Morgenmahl auch wieder auf in den Kurpark. Natürlich in der Hoffnung, Bouchon dort anzutreffen.
    Dem war auch so. Er hielt sich dicht an den Beinen des Freiherrn, der heute wieder ganz gesund aussah. Als er mich wahrnahm, lief der dicke Stopfen auf mich zu und streckte mir seine samtige schwarze Nase entgegen. Ich erwiderte seinen Gruß, indem ich ihm sacht meinen Atem entgegenblies.
    » Alles in Ordnung in deinem Revier?«
    » So weit ganz gut. Ich hatte Sahne zum Frühstück.«
    » Ich ein aufgeschlagenes Eigelb in weißer Soße.«
    » Sicher sehr bekömmlich.«
    » Ja, und gut für das Fell. Solltest du auch mal versuchen.«
    » Muss ich erst wieder in Bäume klettern, um Nester zu plündern. Das ist mir immer etwas zu mühsam.«
    » Oh, ach, entschuldige.«
    » Macht ja nichts. Und dass mein Fell so herunter ist, wird sich vermutlich mit der Zeit legen.«
    Der Freiherr hatte uns erreicht und begrüßte mich freundlich.
    » Sehr nett von dir, Sina, dass du dich um meinen Bouchon gekümmert

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