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Die Spionin im Kurbad

Die Spionin im Kurbad

Titel: Die Spionin im Kurbad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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als ich ihn kennengelernt hatte. Glaubst du, dass sich Menschen mit den Jahren ändern?«
    » Nein, Liebes, das tun sie nicht. Und wenn ich es recht bedenke – nun, er war sehr glattzüngig, das muss ich schon sagen.«
    » Ganz richtig. Und wenn du dich ernsthaft in ihn verguckt hättest, hätte ich Mittel und Wege gefunden, eine Verbindung zwischen euch beiden zu verhindern.«
    Das sagte sie sehr ernst, was mir andeutete, dass sie den Toten nicht sonderlich geschätzt hatte. Sie mochte zwar nicht seine Feindin gewesen sein, aber seine Freundin war sie offensichtlich auch nicht. Als sie einen Schluck Wein genommen und das Glas abgesetzt hatte, bemerkte sie mich. Ich machte ein paar Schritte auf sie zu.
    » Oje, du hinkst ja, Kleine.«
    Sie beugte sich von ihrem Stuhl hinunter und streichelte mir über den Kopf. Es ging eine Welle von Mitgefühl von ihr aus, und so ließ ich es mir gefallen. Es fühlte sich auch angenehm an.
    » Bist du irgendwo runtergefallen, Sina?«
    » Mirr.«
    » Nicht, nein. Katzen fallen nicht so ungeschickt, nicht wahr? Dich hat jemand getreten, was?«
    » Mau.«
    » Die grässliche Olga vermutlich. Die hat so eine gehässige Ader.«
    Sehr verständig, die Altea, sehr.
    » Der zeige ich das nächste Mal die Krallen, wenn ich sie wieder treffe!«
    Würde ich auch gerne.
    Ich drehte meinen Kopf in ihrer Hand.
    Aber dann hörte ich vom Schuppen aus meine Kinder nach mir rufen und verabschiedete mich von ihr mit einem kleinen Schnurren.

La Opera
    Die Nächte waren kurz, jetzt, zur Sommerszeit. Aber die Menschen gingen dennoch zeitig schlafen. Oder zumindest begaben sie sich in ihre Gehäuse. Und krochen früh wieder hinaus. Während der Dunkelheit war es also für alle diejenigen, die nicht mit ihnen zusammenkommen wollten, die beste Zeit, um sich zu treffen. Ich führte meine Kinder durch den Garten, zeigte ihnen Wege, die sie ungefährdet nehmen konnten, andere, die sie meiden mussten. Lehrte sie Markierungen lesen, machte sie auf nächtliche Jäger aufmerksam, die es zu meiden galt. Im Wald lebten nämlich Eulen und Uhus, die auch einer kleinen Katze gefährlich werden konnten. Vor allem aber machte ich sie auf die Beutetiere aufmerksam, die man des Nachts aufstöbern konnte. Wir untersuchten gerade ein vielversprechendes Mauseloch, als mich unerwartete Schritte und Röckerascheln alarmierten.
    » Weg hier!«, scheuchte ich die Kleinen unter einen Busch. » Die Frau ist unsere Feindin.«
    Olga Petuchowa rauschte zielstrebig zum Gartentörchen. Sie schloss es auf und wandte sich zu dem schmalen Pfad dahinter zum Nachbarhaus. Ich hinterher. Auch dort gelang es ihr mühelos, die Gartentür zu öffnen. Es gelang ihr ebenso, die Haustür aufzumachen. Das war ungewöhnlich. Die Menschen pflegten Türen und Fenster mit Mechanismen zu versehen, die es möglich machten, sie zu verschließen. Lästig, wenn Sie mich fragen. Mit Türklinken kommt eine Katze ja noch zurecht, aber mit Schloss und Schlüssel haben wir leider unsere Probleme.
    Olga nicht. Sie war im Haus verschwunden. Aber lange blieb sie nicht. Sie kam wieder heraus, machte sehr leise die Tür hinter sich zu und fummelte an dem Schloss herum. Ich hörte es klicken. Dann kam sie über denselben Weg zurück, den sie gegangen war, und schlüpfte wieder in ihre Räume unten im Haus.
    Aha, sie hatte Geheimnisse.
    Aber die zu ergründen lag mir fern. Mir taten die Knochen von unserer letzten Begegnung noch immer weh.
    Trotzdem war es an der Zeit, zumindest eine kurze Runde an den Reviergrenzen entlang zu machen. Langsam hinkte ich also zur Straße, überquerte sie und betrat den Kurpark. Unter einer Bank fand ich ein angebissenes Brot mit Wurst darauf. Die schmeckte noch einigermaßen frisch. Unten am Wasser verharrte ich wieder und beobachtete den Mond auf den Wellen. Er wanderte ein Stückchen weiter, und als er hinter einem Kirchturm verschwand, nahm ich die Gegenwart einer anderen Katze wahr.
    Wurfgeruch.
    Keine Bedrohung.
    » Kathy«, brummte ich erfreut.
    » Sina. Schön, dich zu sehen. Warst lange nicht mehr drüben.«
    » Hatte zu tun, Kathy. Kinder, da sind lange Ausflüge nicht angebracht.«
    » Ah, ich hatte auch drei. Sind gut durchgekommen und haben inzwischen nette Lebensumstände gefunden.«
    » Schön für dich. Ich hab eins verloren.«
    Kathy blickte verständnisvoll drein.
    » Ist Mist. Du hättest meinem Rat folgen sollen.«
    » Hätte ich. Immer noch ein gut geführtes Haus?«
    » Oh ja. Wir haben vornehme Gäste im Haus

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