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Die Spionin im Kurbad

Die Spionin im Kurbad

Titel: Die Spionin im Kurbad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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– vorgestern hatte er Bouchon sehr geschmeidig aufgehoben und im Arm gehalten.
    Nein, also da war eine ganz große Sache im Gange.
    Die Neugier brodelte in mir auf.
    » Nun sei doch nicht förmlicher als Bismarck selbst, Junge. Woher soll sich Fräulein von Lilienstern denn in euren komischen Rängen auskennen? Ich habe übrigens sie und ihre Mutter, die Gräfin von Lilienstern, morgen Mittag zum Essen eingeladen und wünsche mir sehr, dass du uns begleitest.«
    » Bedaure, Onkel, aber ich habe bereits andere Dispositionen getroffen.«
    Altea stand auf, ergriff ihren Stock und verbeugte sich leicht.
    » Auch ich muss meinen Verpflichtungen nachkommen. Herr Dr. de Poncet, Major!«
    Wenn einer am Stock davonrauschen konnte, dann Altea. Kurz schwankte ich. Sollte ich ihr folgen? Oder besser horchen, was der steife Vincent noch zu sagen hatte?
    Ich blieb. Was sich als richtig erwies.
    » Onkel Dorotheus, ich möchte dir raten, zu diesen beiden Damen Distanz zu halten. Sie sind nicht das, was sie scheinen.«
    » Tatsächlich, mein Junge? So hat also dein Gedächtnis seine Lücken wieder geschlossen?«
    Vincent knurrte: » Tu einfach, worum ich dich bitte.«
    » Mitnichten, Neffe. Mitnichten. Selbstverständlich werde ich die Damen morgen zum Essen ausführen und mich für deine ausgesuchte Unhöflichkeit entschuldigen. Was ist nur in dich gefahren?«
    » Du weißt sehr gut, was mich bindet.«
    Der Freiherr erhob sich, und seine Stimme klang ungewohnt streng.
    » Das entschuldigt nicht dein unbotmäßiges Verhalten. Und nun erlöse mich von deiner Gegenwart, bevor ich deutlicher werde.«
    Vincent knallte tatsächlich die Hacken zusammen und marschierte störrischen Schrittes davon.
    » Bouchon, verabschiede dich von Sina, ich möchte ins Hotel zurück.«
    Bouchon stand auf und sah mich verlegen an.
    » Ich erzähl dir das das nächste Mal. Komm heute Nachmittag hierher, da promenieren wir wieder. Tut mir leid, Sina. Der Neffe ist ein Stoffel.«
    » Das war nicht zu übersehen. Bis bald, Bouchon.«
    Nasenküsschen und Schluss.

Sleeping Beauty
    Wir hatten zum Mittag wirklich Schabefleisch, und ein Eigelb war auch daruntergemischt. Köstlich war das, und meine Kinder fingen schon an, ein wenig verzogen zu werden. Was sich darin zeigte, dass sich einer der Kater ohne Erlaubnis davonstahl, um sich bei Altea einzuschmeicheln.
    Sie hatte sich wieder beruhigt, lag auf einer gepolsterten Liege und schrieb etwas in ein Heft. Ich beobachtete sprungbereit das Geschehen, um notfalls sofort eingreifen zu können. Der Kleine hüpfte auf das Fußende der Liege. Noch hatte Altea ihn nicht bemerkt. Er bewegte sich bedächtig, das war schon mal gut. Er zupfte auch nicht an ihrem Rock, sondern schlich sich Pfötchen für Pfötchen nach oben. Ungefähr in der Höhe ihres Heftes hielt er inne, setzte sich und gab ein ganz leises Maunzen von sich.
    Altea senkte das Heft und sah ihn an. Ein Lächeln stieg in ihren Augen auf.
    » Ein Abenteurer!«
    Er starrte sie an. Sehr unhöflich. Sie zwinkerte. Sehr höflich.
    Dann hielt sie ihm die Finger hin.
    Er machte einen Satz zurück.
    Daraufhin geschah etwas völlig Überraschendes.
    Altea schnurrte. Richtig gekonnt.
    Mein Kleiner bekam kullerrunde Augen, und wie mit einem Fädchen gezogen trottete er auf sie zu. Sie umfasste seinen Hintern und hob ihn auf ihren Schoß. Dreimal drehte er sich umeinander, tretelte ein paarmal und ließ sich dann höchst zufrieden nieder.
    » Na, gemütlich dort?«
    Unsinnige Frage, das war es ganz gewiss. Aber der kleine Frechdachs war natürlich sofort eingeschlummert. Altea streichelte ihn mit einer Hand, Stift und Heft waren zu Boden geglitten. Sie schloss dabei die Augen und summte vor sich hin. Ich ließ mich neben dem Heft nieder und legte eine Pfote darauf, damit der Wind es nicht fortwehte. Ihr leises Summen machte auch mich dösig.
    Aufmerksam wurde ich erst wieder, als hinten am Gartentörchen ein Mensch stehen blieb und uns mit großer Aufmerksamkeit musterte. Es war der Mann, der mit seinem Gerät Bilder machen konnte und auf den beinahe kätzischen Namen Tigerstroem hörte.
    Er räusperte sich leise, und Altea schlug die Augen auf.
    » Gnädige Frau«, sagte er leise. » Verzeihen Sie, wenn sich Sie so ungehörig anspreche.«
    Altea beließ ihre Hand an dem kleinen Kater, lächelte aber leicht.
    » Ein trauliches Bild, nicht wahr?«, sagte sie ebenso leise.
    » Überaus. Gestatten Sie, dass ich mich vorstelle – Egmont Tigerstroem. Ich bin Photograph

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