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Die Spionin im Kurbad

Die Spionin im Kurbad

Titel: Die Spionin im Kurbad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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Panorama, die Wert auf gutes Essen legen. Und die Wirtsleute erkennen meine Arbeit sehr löblich an. Vor allem seit im Frühjahr die Lahn so weit über die Ufer getreten ist. Damit sind nämlich die Ratten hochgekommen. Eine echte Plage, sage ich dir. Ich komme aus dem Jagen gar nicht mehr raus.«
    Kathy war im Gegensatz zu mir eine große, sehr starke Katze. Unser Vater war ein ausgesucht kräftiger Kampfkater. Ich bin leider etwas schmächtig geblieben.
    » Mit Ratten wollte ich es nicht so gerne aufnehmen.«
    » Es sind verdammt schlaue Viecher. Und sie wehren sich. Aber das übt die Reflexe. Ich bin inzwischen recht gut darin. Und ich lege den Wirtsleuten die Biester auch immer da hin, wo sie sie finden.«
    » Du frisst sie nicht?«
    » Große Bastet, nein. Ich habe wirklich genug anderes Futter. Dieses Rindergulasch und die Fischfrikadellen – die Wirtin macht immer eine Portion extra für mich.« Und dann sinnierte sie: » In der letzten Zeit sind die Ratten träger geworden, und viele sterben von sich aus. Der Gärtner hat irgendein Zeug ausgestreut, das ihnen nicht bekommt.«
    » Gift.«
    » Vermutlich. Auch ein Grund, sie nicht anzurühren. Ich habe es meinen Kindern eingebläut.«
    » Sind sie noch in deinem Revier?«
    » Nein, die haben andere Menschen gefunden. Du weißt ja, manche geraten ganz aus dem Häuschen, wenn sie so kleine Rabauken sehen. Ich habe mir die Leute gut ausgesucht und meine drei ihnen dann vorgestellt. Eine Generalswitwe hat eines genommen, eine junge Professorengattin mit zwei Kindern eines, und das letzte hat sich einem Maler angeschlossen. Der hatte Bilder von ihnen gemalt, und eines hängt jetzt unten im Haus.«
    Das war auch so eine Eigenart von Menschen – Abbilder zu schaffen. Von allem Möglichen. Mir fiel gerade das kitschige Heiligenbildchen ein.
    » Hat der auch Menschen gemalt?«
    » Ja, natürlich. Putzig, nicht? Sie brauchen Bilder von sich. Und meistens zeigen sie sie gar nicht so, wie sie wirklich sind.«
    » Sondern?«
    » Auf den Bildern, die er malte, sahen sie immer viel edler aus. So als würden sie nur hochherzige Schwingungen verbreiten.«
    » Könnte sein, dass er nur die sieht.«
    » Nö. Der hat auch ganz andere Bilder gezeichnet. Die hat er den Leuten aber nie gezeigt. Ich habe mal ein Skizzenbuch von ihm gefunden. Da hat er die Gesichter so abgebildet, wie ich die Leute auch einschätzte. Habgierig, hinterhältig, lüstern, neidisch, hochnäsig. Oder einfach dämlich.«
    » Hast du mal diese Frau mit dem kleinen Kläffer getroffen – die immer so eine schwüle Duftwolke verbreitet?«
    » Oh, Bette Schönemann. Die meinst du sicher. Die wohnt bei uns im Hotel.« Kathy schnurrte erheitert. » Der Töle hab ich schon eins übergezogen. Der traut sich nicht mehr allein in den Garten. Die schöne Bette ist auch so ein Fall für sich. Ich kann sie nicht riechen.«
    » Verständlich.«
    » Aber sie will, dass die Männer sie riechen.«
    » Also ist sie hochgradig rollig, ja?«
    » Ich denke schon. Sie ist ja ganz allein gekommen und sucht ständig Begleiter. Aber geklappt hat es wohl noch nicht.«
    » Sie spielt ja auch nur Hingabe und Leidenschaft.«
    » Mhm.«
    Kathy betrachtete gedankenvoll den Fluss.
    » Weißt du, was ablichten bedeutet?«, fragte ich sie.
    » Mhm? Oh, ach ja, der Tigerstroem. Origineller Kerl, der. Der macht Lichtbilder. Das ist so ähnlich wie Malen. Bilder von Menschen und Landschaften und so weiter. Mit einem Gerät.«
    » Dann hat er auch von ihr ein Bild gemacht. Aber ich glaube, er hat ihr Schmachten durchschaut.«
    » Dann wird sie ärgerlich auf ihn sein. Das mag sie nämlich gar nicht. Der Tigerstroem hat gute Augen. Er beobachtet sehr gründlich. Fast hätte er auch eins von meinen Kindern genommen, aber die junge Frau hat es ihm abgeschwatzt. Aber jetzt erzähl von dir. Du hast ein neues Quartier?«
    Ich berichtete ihr von Haus Germania und Altea, von der gehässigen Olga und Bouchon. Natürlich vergaß ich nicht zu erwähnen, dass es irgendwo etwas gab, das bittersüß roch und giftig war.
    » Bouchon meinte, es sei der Geruch von Mandelkuchen.«
    » Der ist für uns nicht bekömmlich. Das ist richtig. Ich meide alles, was so riecht, aber Menschen vertragen ihn. Die Wirtin reicht ihn oft nachmittags zum Kaffee.«
    Das festigte meine Meinung, dass mein Kleines wohl aus lauter Hunger einen Rest von einem solchen Kuchen gefressen hatte.
    Ach ja, meine Schuldgefühle wuchsen wieder ins Unermessliche.
    Ich war eine schlechte

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