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Die Spionin im Kurbad

Die Spionin im Kurbad

Titel: Die Spionin im Kurbad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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begleitete. Feinde, so versicherte man rundum, habe der Mann sich nicht gemacht.
    Vielleicht irrte man da, ging mir durch den Kopf. Denn von allein war der Bisconti nicht gestorben. Oder vielleicht doch? Wenn das Bittersüße ihn nicht niedergestreckt hatte, wie Bouchon vermutete, dann möglicherweise der lange Aufenthalt im Wasser. Andererseits – gebadet hatte er auch zuvor schon etliche Male.
    Ich erhob mich und streckte mich. Der Schmerz war erträglich geworden. Und was kümmerte mich eigentlich dieser tote Bisconti? Ich sollte mich meinen Kindern widmen. Allerdings war mir der Rückweg durch den Garten etwas zu gefährlich. Noch immer saßen die Leute an den Tischen herum, und die vielen Füße in Stiefeln und Schuhen mit spitzen Absätzen galt es unbedingt zu meiden. Also besser an der Hauswand entlang zum Grundstücksende und von dort durch den Durchschlupf zu unserem Ruheplatz.
    Es gelang mir, unbemerkt auf den Pfad zu kriechen, der Gärten und Wald voneinander trennte. Tagsüber benutzten ihn wagemutige Wanderer oder auch Lieferanten. Nun aber, in der Dämmerstunde, war er völlig unbelebt.
    Oder zumindest fast. Der feine Duft einer dünnen Zigarre wehte mich an, warm und würzig.
    Richtig, der steife Neffe, der nicht sprechen konnte oder wollte, stand an der Hecke und schaute zu den Fenstern hoch. Er verhielt sich ganz still, vielleicht lauschte er dem Gesang der Nachtigall in den Büschen. Dennoch war seine Miene unbewegt, aber plötzlich strich er sich mit der Hand über das Gesicht. Eine sonderbare Geste, fast als ob er einen Gedanken fortwischen wollte. Einen traurigen Gedanken. Ja, Menschen sind schon eine bemerkenswerte Rasse, und es bedurfte eingehender Studien, um sie richtig einschätzen zu können. Wo solche wie die schmachtende Bette Gefühle in großer Geste vorführten, verbargen andere sie hinter ausdruckslosen Mienen. So als ob die einen die Welt ihrer nicht vorhandenen Emotionen versichern mussten, die anderen aber, die tief empfinden konnten, bei ihren Mitmenschen den Eindruck erwecken wollten, dass sie gar keine hatten. Wir Katzen durchschauten die einen wie die anderen, natürlich. Nicht nur, weil wir schärfere Augen haben; unsere Schnurrhaare nahmen auch die Vibrationen auf, die die Gefühle auslösten. Oder eben nicht. Einzig was ich immer wieder schwierig finde, ist zu ergründen, warum die einen Gefühle vorspielen, die anderen sie unterdrücken. Aber das macht es ja so aufregend, sich mit ihnen zu beschäftigen.
    War vielleicht doch keine so ganz gute Entscheidung, sich in diesem Leben gänzlich von ihnen fernzuhalten. Sie sind unterhaltsame Studienobjekte.
    Und manche sehr nett.
    Der steife Neffe bemerkte mich nicht, er war versunken in den Anblick des Gartens oder den Gesang der Nachtigall. Ich humpelte an ihm vorbei.
    Altea hatte den Kindern einen Napf mit Ragout hingestellt. Ein Happen war noch übrig.
    Ich schlappte ihn auf, und da Altea mit Mama im Licht einer Kerze noch auf der Terrasse saß, wollte ich mich bei ihr bedanken.
    Sie waren in ihre Unterhaltung vertieft, also blieb ich zunächst einmal still unter dem Tisch sitzen. Der tote Bisconti war auch hier Gesprächsthema.
    » Tja, Mama, da siehst du mal, wie gefährlich das Baden ist.«
    » Meinst du wirklich, Altea? Sollte ich besser nur vom Brunnen trinken? Ich werde gleich morgen den Arzt konsultieren.«
    » Auf die Idee werden viele kommen. Der Vorfall beschert den Badeärzten ein reichliches Honorar, vermute ich. Sie werden alles daransetzen, weitere kostspielige Therapien zu empfehlen.«
    » Du nimmst das nicht ganz ernst.«
    » Nein, Mama, das tue ich nicht. Wenn Bisconti in der Wanne einen Herzanfall erlitten hat, so wie die Gerüchte es sagen, dann deutet das nur darauf hin, dass er eine Herzkrankheit hatte. Die aber hätte ihn auch mitten auf der Promenade niederstrecken können oder beim Essen. Oder beim Flirten mit dir.«
    » Oh Gott, das wäre mir aber peinlich gewesen.«
    » Ja, nicht? Wenn dein feuriger Verehrer vor dir auf die Knie sinkt und, statt dir sein Herz vor die Füße zu legen, sein Leben aushaucht, ist das doch etwas degoutant. Gut, dass es nicht passiert ist. Und gut, dass er nun nicht mehr mein Stiefpapa werden kann.«
    » Aber Altea! Du weißt ganz genau, dass ich nicht auf einen Gatten aus bin.«
    » Ja, Mama. Weiß ich. Du bist nach einem Gatten für mich aus. Aber ich hätte Bisconti auch nicht genommen. Er hatte so etwas – mhm – Schleimiges an sich.«
    » Fandest du?«
    » Zumindest

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