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Die Spionin im Kurbad

Die Spionin im Kurbad

Titel: Die Spionin im Kurbad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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Blick, gnädiges Fräulein. Wenn Sie noch etwas Zeit erübrigen mögen, führe ich Ihnen nachher eine kleine Kostprobe vor.«
    » Pfui über dich, Rudolf. Ich bilde nur die Natur ab.«
    » Die menschliche, in all ihren Facetten. Und nun scheint die Neugier über die Furcht zu siegen.«
    Altea schnurrte.
    Mutig erklomm der kleine Kater ihren Schoß. Sie umfasste seinen mageren Hintern und versank in seine Betrachtung.
    Er betrachtete sie.
    Das gläserne Auge betrachtete beide.
    Tigerstroem bewegte sich bedächtig und leise, sein Freund ging ihm behände zur Hand. Altea schien ins Träumen versunken, und der Kater krabbelte zu ihrer Schulter hoch und blickte versonnen in die Welt.
    » Er scheint von philosophischer Gelassenheit zu sein«, murmelte Tigerstroem. » Erstaunlich für einen solch jungen Kater.«
    Aha, er hatte angefangen, ihnen seinen Namen zu übermitteln. Ich wusste doch, dass er ein gewitzter Kerl war.
    » Hat er eigentlich einen Namen, gnädiges Fräulein?«, wollte Oppen dann auch schon wissen.
    » Nein – oder besser –, er hat ganz gewiss einen, doch hat Sina ihn mir noch nicht mitgeteilt.«
    Es wäre beinahe gut gegangen. Beinahe hätten sie sich um einen Namen für ihn bemüht, nur kam dämlicherweise die schwüle Bette samt Duftwolke, grünem Hut und Töle in den Garten. Der kleine Kläffer wurde beim Anblick des Katers hysterisch und wollte ihn anspringen. Damit zerrte er an der Leine, Bette machte einen Satz zu Tigerstroem, der stolperte und fiel auf Altea. Der Kater schoss die Geißblattlaube hoch, Oppen rettete die Weinflasche vor dem Umfallen, und Bette ließ die Leine los. Die Töle kam auf mich zu.
    Ich blieb sitzen.
    Starrte.
    Der Köter verschluckte sich an seinem Gebell.
    Ich starrte.
    Er kam auf mich zu.
    Ich holte aus.
    Blut quoll aus seiner Nase.
    Er jaulte.
    Bette kreischte.
    Tigerstroem entschuldigte sich.
    Oppen lachte keuchend.
    Altea kicherte.
    Und oben in der Laube jammerte mein Katerchen: » Mama! Mama!«
    Gut, ich war ja doch noch für ihn verantwortlich. Ich rief zu ihm hoch, dass er hinunterklettern sollte. Aber er blieb sitzen und beobachtete das Chaos um uns herum.
    Bette hatte ihre Töle unter den Arm geklemmt und schmollte. Tigerstroem hatte sich aufgerappelt und sein Barett wieder auf seinen oben kahlen Kopf gestülpt. Altea ergriff ihren Stock und stand auf. Sie musterte die schmollende Bette mit einem recht abschätzigen Blick. Die nölte rum: » Tigerstroem, das ist ja unmöglich bei euch. Da bin ich extra hergekommen, um Ihnen mitzuteilen, dass ich mich doch entschlossen habe, Ihnen Ihre Unhöflichkeit zu verzeihen und Ihnen weiter als Modell zur Verfügung zu stehen. Und dann wird mein armes Zuckerschnäuzchen von einer bösartigen Katze angefallen. Das müssen Sie jetzt aber wiedergutmachen.«
    Tigerstroem zeigte eine sehr abweisende Miene.
    » Bette, ich habe Ihnen schon mehrfach gesagt, ich verbitte mir Ihre Überfälle. Ich habe für Sie keine Verwendung. Verlassen Sie also den Garten, ich bin beschäftigt.«
    » Was, mit dem Hinkebeinchen da?«
    Oppen stand auf, ging auf sie zu, wies auf das Gartentor und fauchte einmal kurz: » Raus!«
    » Aber, aber, aber …!«
    Jetzt machte sie auf schelmisch. Widerwärtig!
    » Möchten Sie morgen einen Artikel über sich lesen, Madame? Über Ihre nächtlichen Umtriebe, Madame? Mit einer Photographie, die Sie in volltrunkenem Zustand zeigt?«
    Mit jeder Frage war er einen Schritt weiter auf sie zugegangen, und sie war mit wutverzerrtem Mund zurückgewichen. Aus dem Mund quoll Unflat.
    » Und das von den Lippen einer Heiligen«, murmelte Altea. Tigerstroem hörte es und gab einen leisen Grunzlaut von sich. » Seltsame Heilige.«
    Immerhin, jetzt war sie fort, und die beiden Herren entschuldigten sich noch einmal bei Altea.
    » Sie hatte einmal eine große Zeit, die schöne Schönemann, gnädiges Fräulein.«
    » Schon gut, meine Herren. Wenden wir uns dem Wesentlichen zu – dort oben sitzt ein schwarzes Tier im Geißblatt und will gerettet werden.«
    Tigerstroem trat an die Laube und schaute nach oben. Er gab einige lockende Laute von sich, aber der Kleine hangelte sich nur einen Ast weiter, und als der unter ihm zu wippen begann, maunzte er empört.
    » Komm runter, Katerchen. Ich helfe dir!«
    Die ausgestreckten Hände ignorierte er.
    » Eine Leiter vielleicht? Sein Korb?«, schlug Altea vor.
    Tigerstroem drehte sich zu ihr um und wollte antworten. In dem Augenblick nahm der Kleine seinen Mut zusammen und sprang.
    Er

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