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Die Spionin im Kurbad

Die Spionin im Kurbad

Titel: Die Spionin im Kurbad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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fauchte ich. » Machen wir, dass wir wegkommen.«
    » Gleich. Muss dir was zeigen!«
    » Bouchon!«
    » Doch, da – siehst du?«
    Er deutete mit der Nase auf ein braunes, großes Fellbündel.
    Ich ging hin.
    Eine Ratte!
    » Hab ich erlegt!«
    Ich roch dran. Bittersüß. Und mir ging ein Licht auf.
    » Nichts wie weg hier!«, zischte ich den Grauen an und zeigte ihm die Kralle.
    » Och, sei doch nicht so böse, Sina.«
    Ich knallte ihm eine. Mit eingezogenen Krallen. Endlich kapierte er. Mit einigen höchst unfeinen Flüchen scheuchte ich ihn über die Brücke. Etwas atemlos erreichten wir den Kurpark, und ich hieß ihn, sich unter einem Busch niederzulassen. Er gehorchte, und ich setzte mich neben ihn, um meine Wunden zu lecken. Kam schlecht dran, oben am Ohr.
    » Darf ich das ablecken?«, fragte Bouchon mit betretenem Gesicht.
    » Ja, mach mal.«
    Er tat es sehr vorsichtig mit dem weichen Rand der Zunge. Er schnurrte auch versöhnlich dabei, und mir ging es ein bisschen besser.
    » War nicht klug von mir, oder?«
    » Nein, war ausgesucht dämlich.«
    » Ich dachte, ich könnte mal auf eigene Pfote was erleben. Weil – du bist immer so mutig.«
    » Ich bin nicht mutig, Bouchon. Ich bin übervorsichtig und ziemlich feige. Es hat sich bewährt. Ich lebe noch.«
    Große goldene Augen sahen mich an. Es lag eine Bewunderung darin, die mich verblüffte.
    » Nein, Seraphina, du bist die Mutigste. Und ich ein Tropf. Verzeih mir, dass ich dich in Schwierigkeiten gebracht habe. Und danke, dass du mich gerettet hast. Der Kater wollte mich zur Bulette machen.«
    » Romanow – ja, er kann ganz schön den Macho herauskehren. Er hätte dir ein paar ordentliche Schrammen versetzt, aber mehr auch nicht. Viel schlimmer wäre es gewesen, wenn du mit der Ratte aneinandergeraten wärst. Die Viecher wehren sich nämlich. Und ein Rattenbiss kann dich umbringen.«
    » Die hat sich aber gar nicht gewehrt. Es war ziemlich einfach, sie zu jagen.«
    » So, war es das? Ratten gehören zu der schwierigsten Jagdbeute. Kathy, meine Schwester, die dort drüben auch ihr Revier hat, ist darauf spezialisiert.«
    » Sie hat sich aber nicht gewehrt, sie war ganz langsam. Und ich wollte unbedingt mal wissen, wie sie schmecken.«
    Ich schloss vor Entsetzen die Augen.
    » Bouchon …«
    » Darf man das nicht?«
    » Bouchon, ich habe dir von diesem bittersüßen Geruch erzählt.«
    » Ja, dem nach Mandelkuchen. Die Ratte roch auch so. Die hat bestimmt in dem Hotel so was gefressen.«
    » Die – hat – Gift – gefressen!«
    Bouchon zuckte zurück.
    » Woher weißt du das?«
    » Kathy hat letzthin erwähnt, dass der Gärtner Gift ausstreut, um der Rattenplage Herr zu werden.« Und ich hatte gestern in Tigerstroems Hexenküche dieses Gift ebenfalls gerochen. Altea hatte es Zyankali genannt. Meine Neugier schlug Kapriolen.
    Bouchon legte das Kinn auf den Boden, die Schnurrhaare hingen ihm traurig nach unten, und seine Ohren zuckten jämmerlich.
    » Ich geh nicht mehr aus dem Zimmer«, murmelte er. » Nie nicht mehr.«
    » Bouchon, darum geht es nicht. Du kannst deine Ausflüge machen, aber du musst ein paar simple Regeln beachten. Die erste lautet: Man betritt nicht unaufgefordert ein markiertes Revier. Die zweite lautet: Man frisst nur Beute, die gesund riecht. Und drittens: Man merkt sich die Fluchtwege zurück.«
    » Hat mir nie einer so erzählt.«
    » Bouchon, wie alt bist du?«
    » Vier. Vier Jahre.«
    » Nein, das meinte ich nicht. An wie viel von vorher kannst du dich erinnern?«
    Er senkte die Lider.
    » Nicht viel, Seraphina. Nicht so wie du. Und … und ich war … ich habe immer … also, mit Menschen …«
    » Wo, Bouchon?«
    » In einem Kloster, bei Kartäusern und so …«
    Ich hätte es mir denken können. Ein Klosterkater. Klug und erfahren im Umgang mit klugen und gebildeten Menschen.
    » Hast du den edlen grauen Pelz und die goldenen Augen gewählt, damit du wieder ein solches Leben führen konntest?«
    » Mhm.«
    » Nun, es hat ja geklappt. Dein Freiherr ist ein sanfter Gelehrter.«
    » Mhm. Aber ich … na ja, du hast mir vor Augen geführt, dass es mehr zu lernen gibt, Seraphina. Auf dem Weg zur Weisheit.«
    » In der Tat. Aber er ist nicht ohne Gefahren und oft sehr dornig, Bouchon.«
    » Hab’s gemerkt.«
    » Geh es langsam an. Weißt du was – ich nehme dich heute Nachmittag mit in den Wald. Aber jetzt kehrst du besser zu deinem Freiherrn zurück, damit er sich nicht um dich sorgt.«
    Bouchon brummelte zustimmend, und ich

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