Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Spionin im Kurbad

Die Spionin im Kurbad

Titel: Die Spionin im Kurbad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
Vom Netzwerk:
weil sie ihr gefiel? Oder barg sie auch ein Geheimnis?
    So viele Möglichkeiten!
    Ach, ich kam zu keinem Ende.
    Unruhig stromerte ich durch den Garten und schärfte dann meine Krallen an dem Birnbaum. Man wusste ja nie, wofür es gut war, nicht wahr?
    Dann aber hörte ich von oben Alteas aufgebrachte Stimme.
    Ich kletterte den Stamm hoch und erklomm einen Ast, der mich näher an das Dach brachte.
    » Ich kann das nicht glauben, Mama.«
    » Mach mir keine Vorwürfe, Kind. Ich bin schließlich deine Mutter!«
    » Das ist richtig, und ich liebe dich, Mama. Aber mir ist unverständlich, wie du in dieser Situation hingehen und mir ein solches Kleid kaufen kannst. Wir haben unser Budget genau eingeteilt.«
    » Ja, ja. Aber ich habe ein bisschen was gespart. Und du sollst doch hübsch aussehen auf den Photographien.«
    » Sie sind keine bunten Gemälde. Ich brauche dazu kein gelbes Kleid.«
    » Doch, das brauchst du.«
    » Was ich brauche oder nicht, bestimme ich selbst. Und verrat mir doch bitte mal, wovon du eine solche Summe zusammengespart hast. Ich weiß zufällig, was Kleider dieser Qualität kosten.«
    » Ich hab es eben gespart.«
    Mama klang ungemein trotzig. Ich war überrascht. Bisher hatte ich sie für eine sanftmütige, nachgiebige Dame gehalten.
    » Mama, wir haben nichts, wovon wir etwas abknapsen könnten. Hast du das Kleid auf Kredit gekauft?«
    » Nein, nein, nein. Ich mache keine Schulden. Das weißt du doch.«
    » Woher hast du das Geld dafür? Hast du dich etwa an den idiotischen Wetten unten an der Promenade beteiligt?«
    » Bei Lord Jamie? Halt mich nicht für blöde, Altea.«
    » Woher dann?«
    » Das brauchst du nicht …«
    » Oh doch, Mama. Das brauche ich sehr wohl. Von wem hast du Geld angenommen?«
    » Von niemandem. Ich … ich hab es ehrlich gewonnen.«
    Alteas Stimme wurde ganz leise und sehr, sehr böse.
    » Ehrlich gewonnen«, zischte sie. » Wo gewinnt man denn hier in diesem Nest etwas ehrlich?«
    » In einem sehr respektablen Kreis, Altea. Mach mir bitte keine Vorwürfe. Ich habe es für uns getan. Du sitzt ja auch für Geld Modell, oder?«
    Einen Moment herrschte Schweigen. Dann war Alteas Stimme wieder ganz sanft.
    » Ich verstehe. Ja, Mama, ich versuche ebenfalls, unsere magere Apanage aufzubessern. Aber – verstehe ich das richtig, dass du dich an einem Glücksspiel beteiligt hast?«
    » Nicht richtig Glücksspiel. Nur ein bisschen Karten …«
    » Kartenspiel in einem vornehmen Kreis. Aha.«
    » Sei nicht so misstrauisch. Ich habe ganz vorsichtig gespielt. Und jedes Mal gewonnen.«
    » Wie nützlich.«
    » Ich bin nicht wie dein Papa. Ich habe nur kleine Beträge gesetzt. Aber ich hatte immer gute Karten.«
    » Und wo fanden diese erfolgreichen Spiele statt, Mama? Und warum hast du mir nie davon erzählt? Oh … ja, ich verstehe. Deine Besuche bei der Kommerzienrätin, nicht wahr?«
    Mama gab einige unartikulierte Laute von sich, die mir andeuteten, dass sie ein entsetzlich schlechtes Gewissen hatte. Mir fiel ein, dass ich sie am Abend zuvor im Hinterzimmer der Goldenen Traube hatte sitzen sehen. Zusammen mit einigen Damen und Herren. Darum kletterte ich noch etwas weiter auf dem Ast nach vorn und spitzte die Ohren. Würde sie das gestehen?
    » Also nicht nur die Besuche bei der Kommerzienrätin«, stellte Altea trocken fest.
    » Nnnaja. Weißt du, es ist eben wirklich so warm hier in meinem Zimmer.«
    » Weshalb du dich rausgeschlichen hast.«
    » Ja, habe ich getan. Und ich habe eine sehr höfliche Einladung angenommen. Und ich habe gewonnen!«
    » Wann und wo und wessen Einladung? Mama, wir können uns keine solchen Geheimnisse leisten.«
    » Ja, du hast ja recht. Es war aber die Kommerzienrätin, die mich darauf gebracht hat. Und deshalb bin ich nebenan zur Traube gegangen. Dort hat der Chevalier de Mort ein kleines Spielchen organisiert.«
    » Seit wann besuchst du diese Runde?«
    » Seit wir hier sind. Nicht jeden Abend. Ich war nur dreimal da. Und jedes Mal habe ich gewonnen. Und darum habe ich dir das Kleid gekauft. So. Und nun ist Schluss mit den Vorwürfen.«
    » Der Chevalier de Mort… Mama, der französischen Sprache bist du mächtig.«
    » Er ist ein ehrenwerter Herr.«
    Schneidend kam es von Altea: » Kein Mann, der sich selbst als der Ritter des Todes bezeichnet und illegale Glücksspiele organisiert, ist ein ehrenwerter Mann.«
    » Aber ich habe gewonnen.«
    » Um welchen Preis, Mama?«
    Mama schluchzte.
    Altea schwieg. Dann sagte sie: » Ist schon gut. Schon gut,

Weitere Kostenlose Bücher