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Die Spionin im Kurbad

Die Spionin im Kurbad

Titel: Die Spionin im Kurbad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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landete weich.
    Auf Tigerstroems Barett.
    Altea gluckste.
    » Ganz, ganz langsam in die Knie gehen, Herr Tigerstroem. Ja, und jetzt in diese Richtung schauen. Und lächeln!«
    Sie betätigte die Kamera, just in dem Moment, in dem sich der Kater feixend die weiße Pfote leckte.
    » Ich hatte vorhin schon fast vermutet, er sei ein kleiner Philosoph, doch ich muss meine Meinung revidieren«, meinte Tigerstroem und griff nach seiner Kopfbedeckung. Langsam nahm er sie ab und hielt den Kleinen vor sein Gesicht. » Philo ging mir als Name durch den Sinn. Aber ich denke, dazu wird noch einige Zeit ins Land gehen. Bleiben wir besser bei Filou, was?«
    » Mau!«, quiekte Filou. Und grinste mich an.
    So war das, wenn Kinder selbstständig wurden.
    Man stieß auf die erfolgreiche Rettung und die Namensgebung an, dann baten die beiden Herren Altea ins Haus, um ihr die Photographien zu zeigen, die Tigerstroem bisher gemacht hatte. Ich folgte ihnen und sah mich ein wenig um. Filou hingegen hatte es sich auf dem Polster gemütlich gemacht und war nach der Aufregung eingenickt.
    Die Menschen unterhielten sich über die Porträts und nannten Namen. Die meisten waren mir unvertraut, aber einmal erwähnte Altea: » Oh, Olga Petuchowa. Sie haben ihr aber eine berechnende Miene entlockt.«
    » Sie ist ein berechnendes Weib, Fräulein Altea. Und ich bin mir ganz sicher, dass sie sich mit geübter Hand aus den Schminktöpfchen bedient.«
    » Das wird für eine Dame, die auf der Bühne zu stehen pflegt, vielleicht zur Gewohnheit.«
    » Ja, das wird es wohl. Und sie nutzt auch Bad Ems als ihre Bühne. Welche Rolle sie jedoch hier spielt, habe ich noch nicht durchschaut.«
    » Sie kuriert ihre Stimme.«
    » Unter anderem. Aber das sind müßige Spekulationen.«
    Aha, noch einer, der Olgas Maskerade durchschaut hat. Der Tigerstroem hatte wirklich einen scharfen Blick.
    Das Bild, das Altea dann zur Hand nahm, zeigte den Chevalier de Mort. Düster, gefährlich, hintergründig – und in einem weißen Anzug.
    » Auch eine seltsame Gestalt, nicht wahr?«
    » Ein Spieler, gnädiges Fräulein. Und hat großen Zulauf, wie man munkelt.«
    » Der Name …«
    » Man möchte ihn für gesucht halten, wenngleich er eine geradezu tödliche Ausstrahlung hat.«
    » Woher stammt er?«
    » Er hat sich mir nicht anvertraut. Und jene, die seine Gesellschaft suchen, fragen nicht viel.«
    Altea hielt die nächste Photographie in der Hand und legte sie sehr schnell wieder weg.
    » Der Major gefällt Ihnen nicht, Fräulein Altea?«
    » Hübsche Uniform.«
    » Ja, wieder gereinigt und auf Glanz poliert, der junge Herr de Poncet. Sie haben sicher gehört, dass er hervorragende Aussichten hat, nicht wahr?«
    » Hat er die?«
    » Der Kaiser selbst ist auf ihn aufmerksam geworden, sagt man. Sein herausragender Einsatz ist wohlwollend vermerkt worden. Seiner militärischen Karriere steht nichts mehr im Weg.«
    » So er sich denn von seiner Kopfverletzung erholt hat.«
    Tigerstroem hob eine Augenbraue.
    » Hat er das noch nicht? Mir schien er vollkommen gesund und von schnellem Verstand.«
    » Wie schön für ihn.«
    Es kam knurztrocken. Man brauchte kein scharfsichtiger Photograph zu sein, um zu erkennen, wie verschnupft Altea war.
    Tigerstroem wechselte geschickterweise das Thema.
    » Kommen Sie mit in meine Hexenküche. Der Wirt hat es mir gestattet, im Keller eine Dunkelkammer einzurichten, in der ich meine magischen Künste wirke.«
    » Das Entwickeln der Bilder? Ja, zeigen Sie es mir. Ich habe schon gehört, dass es ein erstaunlicher Vorgang ist.«
    Wir gingen die Treppe hinunter in einen Raum, der äußerst streng nach allerlei unappetitlichen Sachen roch. Chemikalien nannte Tigerstroem das Zeug, was in braunen Flaschen auf einem Bord aufgereiht war. Wasserbehälter standen bereit, an zwei Leinen trockneten mit Klammern befestigte Bilder. Er erläuterte das Verfahren, wie man aus der Photoplatte das Lichtbild herauszauberte und dann auf Papier bannte.
    Menschenkram.
    Ich hingegen fand eine fette Spinne und jagte sie.
    Und dann roch ich es.
    Bittersüß.
    Hier war es auch wieder.
    » Sie verwenden aber allerlei gefährliche Stoffe, Herr Tigerstroem. Säuren und Laugen und – mein Gott, Zyankali! Gibt es Ratten hier im Keller?«
    Altea stand vor dem Bord und las die Etiketten auf den Flaschen.
    » Aber nein, nein. Zyankali ist eines der Mittel, die die Bilder auf Papier bannen. Ohne die Chemie geht es nun mal nicht, Fräulein Altea. Die Aufnahmen müssen entwickelt und

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