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Die Spionin im Kurbad

Die Spionin im Kurbad

Titel: Die Spionin im Kurbad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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vorwurfsvoll an.
    Nein, nein, nein, nicht mehr meine Aufgabe!
    Ich putzte meinen Schwanz und zeigte Desinteresse.
    » Lassen Sie den Kleinen sich erst einmal austoben, Fräulein von Lilienstern. Wir werden ihn gleich mit einem Leckerbissen locken. In der Zwischenzeit werde ich meine photographische Ausrüstung vorbereiten. Und ich möchte Ihnen meinen sehr guten Freund Rudolf Oppen vorstellen.«
    Ein graugesichtiger Mann mit vorgebeugten Schultern trat zu der Liege und verbeugte sich höflich. Ein freundliches Lächeln lag auf seinem Gesicht und erfüllte seine müden Augen mit einem matten Glanz. Doch er atmete keuchend.
    » Ich bin überaus glücklich, Ihre Bekanntschaft zu machen, gnädiges Fräulein.«
    » Von der Sie mir einiges voraushaben, wie ich hörte.«
    » Ja, ich bekenne mich schuldig, bereits vor Monaten Nachforschungen über die tapfere Krankenpflegerin angestellt zu haben, die den Zug der Verwundeten begleitet hat. Ihr tragischer Verlust und Ihr selbstloser Einsatz, gnädiges Fräulein, haben viele Menschen beeindruckt. Und Dutzende von Männern verdanken Ihnen ihr Leben.«
    Altea schüttelte abwehrend den Kopf.
    » Es ist die Aufgabe von Ärzten und Krankenpflegern, den Verwundeten zu helfen.«
    » Sie unter Feindbeschuss aus den Trümmern eines brennenden Zuges zu bergen, sehen nicht alle als gewöhnliche Aufgabe für eine junge Frau an. Aber es ist Ihnen unangenehm, daran erinnert zu werden, und darum werde ich schweigen. Erzählen Sie mir also, worum es heute bei der morgendlichen Wette ging, die Lord Jamie ausgelobt hat?«
    Altea lachte auf.
    » Ein selten verrückter Kerl, nicht wahr? Man setzte einiges an Geld darauf, ob die schöne Bette Schönemann heute mit einem blauen oder einem grünen Hut zur Tränke gehen würde.«
    Oppen kicherte.
    » Grün?«
    » Grün!«
    » Haben Sie gesetzt und gewonnen?«
    » Ich enthalte mich der Glücksspiele, Herr Oppen.«
    » Daran tun Sie wohl gut. Stattdessen werde ich Ihnen lieber ein kaltes Getränk bringen. Freund Tigerstroem hortet einen vorzüglichen Moselwein, den er nur zu seltenen Gelegenheiten opfert. Ich halte den heutigen Tag für angemessen, ihn zu entkorken.«
    Der Mann entfernte sich, und ich ließ meinen Blick durch den Garten schweifen. Der Kater hatte sich ausgetobt und begutachtete die Geißblattlaube, in der unzählige Bienen um die süßen Blütenkelche summten. Ich hatte ihn gewarnt, dass wütende Bienen schmerzhaft stechen konnten. Ich würde es jetzt nicht wiederholen.
    Tigerstroem kam mit seinem Gerät in den Garten, stellte es auf und erklärte Altea, welche Art Aufnahmen er sich vorstellte. Oppen brachte ein Tablett mit Gläsern, einer Weinflasche, an der sich Wasserperlen bildeten, und einer Schale in Milch verrührtem Eigelb mit. Den Wein schenkte er für Altea, Tigerstroem und sich aus, die Schale stellte er auf den Boden.
    Ich probierte und fand es köstlich. Aber nach ein paar Schleckern hörte ich auf und legte mich unter die Liege. Der Kleine, der sich unter dem Blattwerk verkrochen hatte, bekam einen langen Hals. Seine Nase zog ihn förmlich zu der Schale. Und da sich die drei Menschen vollkommen ruhig verhielten, tapste er Schritt für Schritt zu ihr hin. Noch ein fragender Blick zu mir, den ich nicht erwiderte, und ich hörte es schlappen.
    » Ich habe die allerneuesten Photomaterialien erworben«, erklärte Tigerstroem, während er ein gläsernes Auge auf Altea richtete. » Wir sind inzwischen dank der Erkenntnisse unserer Chemiker und Optiker in der Lage, Aufnahmen mit einer Belichtungszeit von nur wenigen Sekunden zu machen, also werde ich Sie nicht mit einer starren Haltung drangsalieren und Sie auch nicht mit einem verkrampften Lächeln abbilden. Wir können ganz natürliche Momentaufnahmen machen, die selbst einem unruhigen Kätzchen gerecht werden.«
    Altea nickte und schaute in das gläserne Auge.
    » Es wirkt dennoch beunruhigend, so starr fixiert zu werden«, sagte sie.
    Wie recht sie hatte. Unbewegtes Anstarren ist eine Bedrohung.
    » Ja, ich verstehe den Eindruck, gnädiges Fräulein«, warf Oppen ein. » Doch bedenken Sie, es liegt der lebendige Blick des Photographen hinter der Linse. Es ist sein Blick, der auf Ihnen ruht.«
    » Dann kann ich nur hoffen, dass er wohlwollend ist.«
    » Das, Fräulein von Lilienstern, ist das große Geheimnis der photographischen Aufnahmen – es sind keine seelenlosen Bilder, sondern sie können erstaunlich entlarvend sein.«
    » Und Egmont hat einen verdammt entlarvenden

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