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Die Spionin im Kurbad

Die Spionin im Kurbad

Titel: Die Spionin im Kurbad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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hatte Vincent herausgefunden. Und zusätzlich war er ein Heiratsschwindler, der Frauen übel mitspielte. Ja, eine ganze Reihe von Menschen mochten ihn für eine Ratte halten.
    Aber wer hatte ihm das Gift verabreicht?
    Und wie? Freiwillig hatte er es bestimmt nicht zu sich genommen.
    Und hier kam das Döschen ins Spiel!
    Es musste ihm irgendeiner das Gift in die Pastillen gemischt haben. Menschen haben ja so stumpfe Nasen, er hat es gewiss nicht gerochen.
    Das Döschen hatte Olga an sich genommen.
    Warum? Hatte sie das Zyankali hineingetan?
    Ich putzte mir heftig den Schwanz, um auf eine Erklärung zu warten.
    Sie kam nicht.
    Olga war eine undurchsichtige Gestalt. Sie spielte Opernsängerin, aber einige Leute bezweifelten das schon. Sie hatte das Auftreten einer vornehmen Dame, aber sie erging sich auch in Heimlichkeiten.
    Vincent und sie kannten sich. Ja, sie gingen sogar recht vertraut miteinander um und spielten sich gegenseitig nichts vor.
    Da sollte einer was draus machen.
    Ich legte meinen Schwanz über die Nase und döste weg.

Waldeslust
    Ein leises Brummeln drang an mein Ohr. Ein nettes Geräusch. Es vibrierte durch meinen ganzen Leib. Außerdem bürstete es zwischen meinen Ohren.
    Als ich die Augen öffnete, war es grau um mich. Plüschig grau.
    » Bouchon?«
    » Mhrrr.«
    Das Graue hob sich, und ich sah, dass die Schatten schon die Nachmittagslänge hatten. Eine zerteilte Frikadelle lag ganz in meiner Nähe. Ich stand auf und putzte sie weg. Dann putzte ich mich. Und dann sah ich den Stopfen an, der geduldig die kleine Kätzin putzte.
    » Weiß dein Freiherr, dass du hier bist?«
    » Glaub schon. Du, Sina …«
    » Ja, Bouchon?«
    » Du hast heute Morgen versprochen, mir den Wald zu zeigen.«
    » Hatte ich das versprochen?«
    » Na ja, zumindest hast du das erwähnt.«
    Ich streckte meine Nase in den Wind – ein schwüler, gar träger Tag. Es würde bald anderes Wetter geben, die Luft wurde schwer von Feuchte. Die Gerüche verstärkten sich, und bald würde das Fell zu zucken beginnen.
    Es war keine schlechte Idee, in den schattigen Wald zu gehen.
    » Dann komm, Bouchon. Aber halte dich an die Regeln.«
    » Ja, mach ich. Kein fremdes Revier betreten, nichts fressen, was nicht gesund riecht, und den Rückweg merken.«
    » Genau.«
    Immerhin hatte er es behalten.
    Hinter dem Garten, gleich nach dem schmalen Weg, begann das Unterholz. Das Gelände ging ziemlich steil bergauf. Ich zeigte Bouchon einen Pfad, der von mir und anderen wild lebenden Tieren benutzt wurde. Menschen konnten ihn kaum erkennen. Er folgte mir sehr, sehr aufmerksam und drehte sich immer wieder um.
    » Du kannst deinen Kopf an dem Stamm hier reiben, so als Erinnerungsmarke«, empfahl ich ihm. » Aber nicht gleich eine richtige Markierung setzen, das gibt nur Durcheinander.«
    Er rubbelte seine Wangen an einem Ast und beschnüffelte ihn anschließend gründlich.
    Weit wollte ich ihn aber zunächst nicht mitnehmen, also suchte ich die Baumhöhle auf, in der ich einige Zeit meine Kinder großgezogen hatte. Es war ein friedliches Plätzchen, das alte, vermoderte Holz bot eine weiche Unterlage und Schutz vor Regen und heißer Sonne.
    Bouchon beschnüffelte auch diesen Raum gründlich und meinte dann: » Riecht nach dir!«
    » Ja, noch immer. Du darfst es markieren und, wenn du willst, allein aufsuchen.«
    » Oh, danke.«
    Aber bevor er sich an die Arbeit machte, probierte er die Liegestatt aus.
    » Gemütlich. Hätte ich nicht gedacht.«
    Ich schubste ihn ein wenig zur Seite und legte mich neben ihn. Tief atmete ich die harzige Waldluft ein. Es war nicht die schlechteste Entscheidung, fern von den Menschen zu leben. Zumindest was die Gerüche anbelangte. Und die Geräusche. Hier waren sie leichter zu deuten. Waldvögel sangen, Käfer raschelten in den abgestorbenen Blättern, ein halb heruntergebrochener Ast knarrte leise, das feine Fiepsen einer Mäusefamilie traf auf mein gespitztes Ohr. Mochten sie überleben und heranwachsen. Es gab andere, die hungriger waren als ich.
    » Gibt es hier noch andere Katzen?«, wollte Bouchon wissen.
    » Ja, aber nicht solche unserer Art. Waldkatzen. Wilder, scheuer und vor allem stärker als wir. Besser, man kommt ihnen nicht in die Quere. Achte auf Markierungen – sie kratzen auch gerne ihr Zeichen in die Borke der Stämme. Aber bis hier kommen sie selten. Es ist ihnen zu nahe an den Menschen.«
    » Warum, Seraphina … ich meine, darf ich das fragen?«
    Ich gurrte erheitert. Neugierig war der Stopfen

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