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Die Spionin im Kurbad

Die Spionin im Kurbad

Titel: Die Spionin im Kurbad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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noch einmal den Hut.
    Einige Schritte lang schwiegen beide, dann fragte der General: » Was hat Ihnen der junge Major angetan, Altea? Solch scharfe Worte sind doch sonst nicht Ihre Art.«
    » Ach wissen Sie, General, die Umstände und das Alter lassen die weichen Formen abschmelzen. Aus mir wird nach und nach eine knochige alte Jungfer, deren scharfe Zunge jungen Schnöseln das Fell gerbt.«
    » Er hat Sie verletzt und beleidigt, nehme ich an. Leider kann ich ihn auf Grund meines höheren Ranges nicht zum Duell fordern.«
    » Es ist lange her.«
    » Wohl kaum.« Und nach einer Weile sagte der General: » Major Vincent de Poncet – als ich ihn kennenlernte, war er Leutnant. Ein mutiger, dennoch besonnener Mann. Er hat sich für einige herausragende Kommandos gemeldet.«
    » Ich will seine militärischen Tugenden und Leistungen nicht in Abrede stellen.«
    » Wohl aber seine gesellschaftlichen?«
    » Ja, die schon.«
    » Die Zieten-Husaren – allesamt haben sie den Ruf der Herzensbrecher.«
    » Ich habe Ihren Sohn getroffen, General Rothmaler.«
    Sie blieben stehen, und der General fasste Alteas Hand.
    » Er hat dein Herz geheilt. Und dann ist er gefallen. Kind, in deinen Armen gestorben. Dein Herz muss bluten. Und wenn dieser junge Stoffel alte Wunden wieder aufreißt, dann hast du alles Recht, ihn zu geißeln. Aber bedenke eines, Altea – auch er war damals in einer äußerst prekären Lage. Nicht unähnlich der deinen heute. Sein älterer Bruder starb, als er sechzehn war, und er erbte nichts als dessen Schulden. Er musste das Hofgut verkaufen und sich mit seinem Offizierssold über Wasser halten. Soweit ich weiß, lebten seine Mutter und seine Schwester von einem kleinen Wittum.«
    » Das … das wusste ich nicht.«
    » Nein, das wusste kaum jemand. De Poncet galt als verschlossen. Aber ich als sein Vorgesetzter kannte natürlich die Verhältnisse.«
    Altea blieb stumm. Doch sie drehte sich um, und beide gingen zurück zur Germania.
    » Entschuldigen Sie mich, General. Die Hitze macht mir zu schaffen.«
    » Natürlich. Ich verstehe. Darf ich dennoch hoffen, dass Sie und Ihre Frau Mutter heute mit mir zu Abend speisen?«
    » Ja, gerne.«
    Der General begleitete Altea noch bis zur Haustür, ich schlüpfte auf meinem eigenen Weg in den Garten.
    Meine Kinder tollten an dem Schuppen herum und übten sich im Krallenwetzen. Es waren ausgeglichene, gesunde Kätzchen auf dem Weg zur Selbstständigkeit. Ich beobachtete sie eine Weile, dann beschloss ich, der Ruhe zu pflegen. Die Zeit war hektisch und mit allzu vielen Neuigkeiten angereichert gewesen, die es erst einmal zu verdauen galt.
    So die Reaktion von Altea eben, als sie davon erfuhr, dass auch der steife Vincent seine Probleme gehabt hatte. Oder noch hatte. Auch er war – zumindest früher einmal – kurz vor dem Verhungern gewesen. Wobei Verhungern wohl übertrieben war, aber arm dran war er wohl schon. Ich musste Bouchon danach fragen, in solchen Sachen kannte er sich ja aus.
    Oberflächlich betrachtet konnte man an den Menschen ihren Stand an der Art und Weise erkennen, wie sie sich aufputzten. Je mehr Stoff und Glitzerkram sie an sich trugen, desto besser ging es ihnen. Aber bei den Uniformen war dieser Rückschluss nicht ohne Weiteres zu ziehen. Da konnte einer goldenen oder silbernen Klimbim tragen und dennoch um jede Mahlzeit bangen.
    Hatte Altea plötzlich Mitleid mit Vincent?
    Eine Frage, die ich durch geschicktes Umschmeicheln von ihr sicher beantwortet bekam.
    Die andere Neuigkeit war beachtenswerter – in Kathys Revier wurden Ratten vergiftet. Und ich wusste nun, womit. Nämlich mit dem bittersüßen Zeug, das Tigerstroem für seine Photographien benötigte – Zyankali.
    Altea kannte diesen Stoff und wusste um seine Gefährlichkeit.
    Interessant.
    Und es warf einen erhellenden Blick auf den Tod meines Kindes.
    Sollte es etwa Rattengift zu sich genommen haben?
    Auszuschließen war das nicht.
    Ich würde meine Kinder noch deutlicher vor diesem Geruch warnen.
    Ein weiterer Lichtstrahl fiel damit auch auf den toten Bisconti. Wenn er vergiftet worden war, dann vermutlich mit diesem Zyankali. Denn aus Alteas und Tigerstroems Reaktion ging auch hervor, dass es für Menschen gefährlich war. Jemand hatte den guten Bisconti – oder Luigi – für eine Ratte gehalten und ihm das Zeug verpasst.
    Ratten waren schlaue Tiere, doch gemein und aggressiv. Sie lebten in Schlamm und Schmutz und schleppten Krankheiten mit sich herum.
    Bisconti war ein Verräter, das

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