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Die Spionin im Kurbad

Die Spionin im Kurbad

Titel: Die Spionin im Kurbad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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begleitete ihn noch ein Stückchen zu seinem Hotel. Dann wanderte ich zu meiner Pension zurück, in der Hoffnung auf ein üppiges Frühstück.
    Das bekam ich auch, und Altea, heiterer als sonst, flüsterte mir zu, dass sie und Filou für das Modellsitzen reichlich entlohnt worden waren.
    » Es reicht für einige Wochen Futter, Sina. Für dich, deine Kinder, Mama und mich.«
    Allerdings befanden sich zwei Neuankömmlinge im Revier, und statt eines gesunden Verdauungsschläfchens musste ich sie erst einmal begutachten.
    General Rothmaler, so erlauschte ich, hatte seine Cousine Viola begleitet, die ihre diversen Maladien in einer sechswöchigen Kur lindern wollte.
    Wie ein scheues Veilchen sah die Frau allerdings nicht aus, auch wenn sie ein blasslila Gewand trug. Ihr Gesicht war scharf geschnitten, ihre Augen von kühlem Blau. Mich übersah sie. Was mich etwas stutzig machte, denn sie roch leicht nach Katze.
    Mama schien sich jedoch in der Gesellschaft beider wohl zu fühlen. Sie hörte sich gelassen die bitteren Klagen über die schreckliche Fahrt mit der Eisenbahn an, die Viola gar nicht behagt hatte. Sie beschwerte sich über Ruß und Staub in den Haaren und zugige Waggons und schwor, nie wieder einen solchen Teufelszug zu betreten. Als sie schließlich verstummte, las Mama ihnen mit Behagen die neueste Glosse von Aloisius Kattenvoet vor.
    Ich schmiegte mich an Alteas Bein und hörte zu, wie eines der Eselchen über die Kurgäste herzog, die es herumziehen musste. Ich hatte die Esel oft genug die Wege entlangtraben sehen, um großes Verständnis für die bissigen Worte zu empfinden, die dieses Tier äußerte. Übergewichtige Matronen wälzten sich in die kleinen Kärrchen und beklagten sich, dass sie trotz der verschriebenen Diäten nicht schlanker wurden, obwohl sie zusätzlich zu ihren gewohnten Mahlzeiten auch diese kargen Portionen noch verschlingen mussten. Bleichgesichtige Jüngferchen verhüllten ihre Häupter mit breitkrempigen Hüten, Schleiern und Schirmchen, um ja keinen Sonnenstrahl an sich zu lassen. Herren in steifen schwarzen Fräcken und röhrenförmigen Hüten dünsteten wie feuchte Hammel vor sich hin, wenn der Schweiß die wollenen Schichten durchdrang, die sie um sich schnürten. Besonders lästig erschienen dem Esel jedoch jene jungen Fanten, die glaubten, ihren Pferdeverstand an ihnen ausprobieren zu müssen. Genussvoll berichtete er, dass er einen von ihnen in den Hintern gebissen und einen ordentlichen Fetzen Stoff aus seiner Hose gerissen habe.
    Mama kicherte dabei und meinte, diese kleine Posse habe sie selbst beobachtet, und es sei dem grässlichen jungen Mann ganz recht geschehen.
    Auch der Oberlehrer, der sich sonst sehr für sich hielt, hatte sich an den Tisch gesellt und richtete das Wort an die lila Viola.
    » Ja, so ein Ausflug in die Umgebung ist recht unterhaltsam, meine Damen. Sie werden sehen, auch andere kleine Belustigungen bieten den Gästen allerlei Kurzweil. Wenn Ihre Anwendungen Ihnen Zeit lassen, können Sie das Kurkonzert besuchen oder eine Bootsfahrt unternehmen.«
    » Oh ja, das Kurkonzert!«
    Mama begeisterte sich milde.
    Altea fragte den General: » Wie spät ist es?«
    » Gleich halb elf.«
    » Dann Mama, solltet ihr vielleicht umgehend in den Kurpark gehen. Wenn ich mich recht entsinne, soll es heute vor dem Mittag eine musikalische Darbietung geben.«
    Der Oberlehrer machte sich erbötig, die Damen zu begleiten, der General grummelte, dass er keinen Gefallen an dem Geschrammel dilettantischer Hinterhofmusiker habe, und Altea entschuldigte sich mit Schmerzen in der Hüfte.
    Als die drei die Runde verlassen hatten, hörte ich Altea fragen: » Und was, General Rothmaler, führt Sie denn nun wirklich in diesen mondänen Kurort, wenn Ihnen noch nicht einmal die künstlerischen Darbietungen zusagen?«
    » Viola«, knurrte er.
    » Pardon, Herr General, aber ich kann mich an Frau Viola bedauerlicherweise nicht erinnern. Auch Levin hat sie meines Wissens nie erwähnt.«
    » Die Tochter einer Schwester der Großmutter meiner Gattin. Hat etliche Jahre ihre leidende Patin gepflegt, die nun vor anderthalb Jahren gestorben ist.«
    » Ah, daher die blassviolette Halbtrauer.«
    » Ist das Halbtrauer? Nun, Ihr Frauen kennt euch damit aus. Jedenfalls hat sie es nicht schlecht getroffen. Hat das Häuschen geerbt und ein nettes Einkommen.«
    » Jedoch keinen Gatten.«
    » Nein, das scheint sich nie ergeben zu haben. Aber sie besitzt fünf Katzen. Ehrlich gesagt, auch ich habe Viola

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