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Die Spionin im Kurbad

Die Spionin im Kurbad

Titel: Die Spionin im Kurbad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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da hatte er also anders gehandelt, als er fühlte.
    Pah! Er fühlte auch heute noch für sie. Sonst hätte er die Rose und das Bild nicht aufgehoben. Sonst hätte er nicht nachts am Gartentörchen gestanden und sich eine Sehnsucht aus dem Gesicht gewischt.
    Große Bastet, in was für Verwicklungen hatte ich mich hier begeben.
    Ich lauschte in den Wald hinein. Ein Specht klopfte, ein Kuckuck rief, zwei äsende Rehe wanderten langsam an uns vorbei. Für mich allein würde das Revier ausreichen. Meine Kinder waren in der Germania gut aufgehoben und würden bald ihr eigenes Territorium erobern. Vielleicht sogar zu ihrem Bruder Filou ziehen. Nichts hinderte mich mehr, mein freies, ungebundenes Leben aufzunehmen. Den Tag mit Grenzgängen, Jagen und Dösen zu verbringen, um im Frühjahr vielleicht wieder einen Blick auf Romanow zu werfen, weitere Kinder zu bekommen – dafür sorgfältiger die Versorgungslage absichern. Ja, was ging mich das Liebesleid zweier Menschen, der Tod eines Verräters, die Geheimnisse einer Operndiva und ein dicker grauer Stopfen an?
    Nichts, nicht wahr?
    Mäusemist.
    Ich konnte nicht gegen meine Natur.
    Und meine Natur war Neugier.
    Und Barmherzigkeit.
    Rattenscheiße.
    Menschenliebe.
    Bouchon brummelte im Schlaf.
    Ich kuschelte mich an ihn.
    Mochte ihn. Mochte ihn so sehr, diesen dicken Stopfen. Weiß auch nicht, warum.

Bettes Umtriebe
    Die lila Viola mochte ich nicht.
    Als wir wieder aus dem Wald zurückkamen, saß sie wieder im Garten, und als sie Bouchon sah, säuselte sie sofort los, was für ein schöner Charmeur er sei. Mich übersah sie. Ich sie auch. Zumal sie mit Olga zusammensaß. Deren spitze Hacken waren zwar unter dem Tisch verborgen, aber das hatte nichts zu sagen. Sie waren da und konnten jederzeit auskeilen.
    » Komm her, mein Hübscher. Du magst doch bestimmt ein Häppchen Buttercreme.«
    » Mag ich leider sehr, Sina.«
    » Dann geh. Lass dich beschleimen.«
    Er leckte ihr die gelbe Masse von den Fingern und schnurrte dabei wie verrückt.
    » Ein Rassekater, Frau Petuchowa. Ein blauer Kartäuser. Wissen Sie, zu wem er gehört?«
    » Dem Freiherrn de Poncet, glaube ich. Zumindest begleitet er ihn dann und wann bei der morgendlichen Wasserkur. Kann aber auch Zufall sein.«
    » Mein Gott, wer würde denn ein solches Schmuckstückchen einfach draußen herumlaufen lassen?«
    » Ist er das? Nun, ganz nett sieht er aus. Besser als diese abgerissene Streunerin, die Fräulein von Lilienstern hier angefüttert hat.«
    » Die da? Grässlich, nicht wahr? Kss, kss, weg hier!«
    Lila Viola flatterte mit den Händen in meine Richtung.
    Ich setzte mich auf meinen Hintern und starrte sie an.
    Bouchon starrte sie ebenfalls an. Dann stand er auf, kam zu mir und setzte sich an meine Seite.
    » Da kommt einem ja die Buttercreme wieder hoch«, knurrte er.
    » Weg, weg, weg!«, zischte die Violette. » Schrecklich, wenn er sich mit einer solchen Gossenmischung paaren würde!«, erklärte sie Olga.
    » Versuchen Sie es mit einem Fußtritt, das versteht das Streunerpack.«
    » Charmant, die olle Olga!«, murmelte ich und spannte die Muskeln an. Liletta erhob sich tatsächlich und kam drohend auf mich zu.
    Die Warnung in meinen Augen übersah sie.
    Mein gesträubtes Fell übersah sie ebenfalls.
    Mein Fauchen überhörte sie.
    Die Kralle im Violetten konnte sie nicht ignorieren.
    » Verdammtes Mistvieh!«, zeterte sie, als ich mit der Hälfte des hauchzarten Volants, die in meiner Tatze hängen geblieben war, das Weite suchte.
    Bouchon an meiner Seite brummte vergnügt, als sie uns nachsetzte.
    » Keine gute Näherin«, bemerkte er und sprang auf den langen Stoffstreifen. Er löste sich von meiner Pfote, Viola stolperte und schlug lang in die lila Stiefmütterchen – Violettas eben.
    Mochte nun die Halbtrauer in Ganztrauer übergehen.
    Wir verkrochen uns hinter dem Schuppen, wohin sie uns sicher nicht folgen würde.
    » Das also meintest du mit unbarmherzig?«
    Bouchon war immer noch auf das Höchste erheitert.
    » So ungefähr. Pass ein bisschen auf, Bouchon. Sie hat einen gierigen Blick.«
    » Hab ich kapiert. Keine Leckerchen mehr aus ihrer Hand.« Und dann betrachtete er seinen Latz und das Bäuchlein, das sich darunter wölbte. » Bin sowieso zu dick. Muss das mit den Bäumen weiter üben.«
    » Na, du weißt ja, wo du sie findest.«
    » Mhm. Aber jetzt gehe ich zum Freiherrn zurück. Mal hören, was es Neues gibt.«
    » Bis morgen dann.«
    » Ja, bis morgen.«
    Ich blieb hinter dem Schuppen, bis

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