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Die Spionin im Kurbad

Die Spionin im Kurbad

Titel: Die Spionin im Kurbad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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Angelegenheit verlangt Ernst in der Sache.«
    » Jawohl, Herr Major.«
    » Ja, wir sind vom Thema abgekommen. Berichten Sie, welches Verbrechen jenem Bisconti oder Schuster vorgeworfen wird, und warum gerade Sie mit seiner Entlarvung beauftragt wurden.«
    Sehr gut, Altea, das möchte ich auch wissen. Ich drückte mich an ihre Beine und bekam ein wenig Schlagsahne vor die Nase gehalten.
    Abgeschleckt, Ohren gespitzt.
    » Der Verdacht lautet auf Landesverrat. Es sind Angriffspläne an die Franzosen verkauft worden, die unter anderem dazu führten, dass ein Lazarettzug überfallen worden ist.«
    Schrecklich tonlos klang Vincents Stimme.
    » Im August 1870.«
    » Ja, Altea. Ebendieser Zug, in dem Sie und Ihr Verlobter die verwundeten Soldaten von Metz zurückbegleiten sollten. Eine völlig sinnlose Attacke. Aber nachweislich aufgrund der von Bisconti zugetragenen Informationen geplant und durchgeführt.«
    » Woher wissen Sie das?«
    » Meine Aufgabe im Krieg war es, die Gefangenen zu verhören. Spionage aufzudecken, Verräter zu finden. In jenem Lazarett, Altea, in das Sie die Verwundeten dieses Überfalls brachten, waren auch einige blessierte Franzosen. Einer ihrer Offiziere gestand schließlich, dass sie Informationen von einem Deutschen erhalten hatten, der sie über die geplanten Truppenbewegungen in Kenntnis gesetzt hatte. Dass es sich um eine Fahrt handelte, um Verletzte zu evakuieren, wusste er nicht. Es hat ihn so sehr erschüttert, dass er sich das Leben nahm.«
    » Wie viel Elend …«, murmelte Mama.
    » Ja, unsäglich viel Elend.«
    » Sie waren dort. In dem Lazarett. Ich habe Sie gesehen. Aber Sie haben weggeschaut«, sagte Altea.
    Ich schnurrte und schnurrte, weil das so tieftraurig klang. Alteas Hand legte sich auf meinen Kopf. Ich drehte ihn hin und her.
    » Ja, ich war dort. Ich … Sie hatten eben den Mann verloren, den Sie heiraten wollten. Ich …«
    » Nehmen Sie es meinem Neffen nicht übel, Altea. Wir Männer sind gegenüber der Trauer der Frauen so erbärmlich hilflos.«
    » Ja, Onkel Dorotheus. Vielleicht können wir es Feigheit nennen. Unverzeihlich sicher. Und schäbig.«
    » Schon gut. Sie hatten Aufgaben.«
    » Die hatte ich, Altea. Aber deren Erfüllung habe ich wissentlich vorgeschoben.« Vincent schwieg, holte dann tief Luft und fuhr mit festerer Stimme fort: » Jedenfalls fand ich dort den ersten Hinweis auf den Handelsvertreter Ludwig Schuster. Einige weitere Nachforschungen brachten zutage, dass er mit einem Angebot von optischen Geräten die Lande bereiste. So auch Frankreich vor dem Krieg. Das Militär hat überall Bedarf an guten Fernrohren. Daher kannte er also einige hochrangige Offiziere auf beiden Seiten.«
    » Und besserte sein Gehalt durch den Verkauf militärischer Geheimnisse auf.«
    » Was sich recht schnell herausfinden ließ. Unseligerweise, Altea, war er auch mit General Rothmaler in Kontakt. Ich nehme an, dort haben Sie ihn getroffen.«
    » Bei einer Gesellschaft, zu der er auch eingeladen war. Es mochte ihm wohl gelungen sein, sich unbemerkt in das Arbeitszimmer des Generals zu begeben. Rothmaler hat sich oft Unterlagen mit nach Hause genommen, um spätabends daran zu arbeiten. Möglicherweise waren einige davon für Bisconti brauchbar.« Dann seufzte Altea. » Auf jeden Fall aber konnte er dort von dem Lazarettzug gehört haben, denn Levin und ich wollten ja mitfahren.«
    » Ja, aus diesem Grund ist auch der General höchlichst an der Aufklärung dieses Falls interessiert.«
    » Nur – Bisconti ist tot.«
    » Ja, Bisconti ist tot. Und das wirft ein neues Licht auf die Angelegenheit.«
    » Demnach stimmt es, dass er umgebracht wurde?«
    » Ja. Der Kurarzt ist ein Trottel. Ich habe darauf gedrungen, dass ein weiterer Mediziner zurate gezogen wurde. Der Mann ist vergiftet worden.«
    » Rache?«
    » Könnte sein. Oder Angst vor Verrat, Erpressung, ein persönlicher Grund. Es gibt viele denkbare Szenarien. Ich bin noch nicht viel weitergekommen. Bisconti – nennen wir ihn hier so – wechselte nach dem Krieg seine Namen schneller als die Hemden. Er war vor etwas oder jemandem auf der Flucht. Immer wenn ich ihn gerade aufgespürt hatte, entwischte er mir in einem neuen Hemd. Bis ich im Juni die Nachricht erhielt, dass er sich als Bisconti nach Bad Ems zur Kur begeben habe. Freundlicherweise zwickte meinen Onkel die Galle, und so hatte ich einen hervorragenden Vorwand, ihn zu begleiten, ohne offizielles Aufsehen zu erregen.«
    » Wobei Sie dann auch das Gedächtnis

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