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Die Spionin im Kurbad

Die Spionin im Kurbad

Titel: Die Spionin im Kurbad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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einiges mit ihm zu bereden, nach dem, was ich alles am Vortag erfahren hatte. Aber er begleitete den Freiherrn nicht bei seinem Verdauungswandeln.
    » Er geht seiner Wege, Sina. Und ich mag ihn nicht wieder seiner Freiheit berauben. Man muss Vertrauen zu seinen Freunden haben, nicht wahr?«
    » Mau!«
    Aber ein bisschen wunderte ich mich dennoch. Schon gestern hatte ich keine Gelegenheit gehabt, meine Erfahrungen mit dem Stopfen auszutauschen. Er fehlte mir. Also beendete ich recht hurtig meine Revierrunde und kehrte zur Germania zurück, in der Hoffnung, ihn hier anzutreffen. Und wirklich, er war da gewesen, eine kleine Nachricht fand ich wieder am Zaun. Aber im Garten weilte er nicht. Meine Kinder hatten sich ebenfalls auf Exkursion begeben. Sie waren in den Wald gelaufen, zu unserem alten Lagerplatz. Ich folgte ihnen, fand eine ältere Spur von Bouchon, aber nichts, was darauf schließen ließ, dass er vor Kurzem hier gewesen war. Mein kleiner Kater hingegen tobte wie wild im Laub herum, hatte eine Maus gefangen und auf korrekte Weise getötet. Er legte sie mir vor die Nase. Ich erlaubte ihm, sie selbst zu verzehren.
    » Mama, kann ich hierbleiben?«, fragte er, als er sich geputzt hatte.
    Ich betrachtete ihn. Schwarz, mit weißen Pfoten, kräftig im Nacken, gesund blitzende Augen, scharfe Krallen und Zähne. Er hatte viel von Romanow. Er würde eine stattliche Figur bekommen.
    Es war an der Zeit.
    Mit leiser Trauer im Herzen ging ich auf ihn zu und flüsterte ihm seinen Namen ins Ohr. Der braucht Sie nicht zu interessieren. Er aber richtete sich stolz auf und stieß ein lautes Brummen aus.
    Ja, er würde sich sein Revier erobern, hier im Wald. Es war nicht schlecht für einen jungen Kater. Und sollte es dennoch Probleme geben, wusste er, wo die Menschen lebten, bei denen man Futter bekam. Das Klauen hatte ich ihnen ja beigebracht.
    Ich leckte ihm also noch einmal über die Nase, bat ihn, Bouchon freundlich zu begegnen und ihm, sollte er sich im Wald einfinden, auszurichten, dass ich mit ihm zu konferieren habe.
    » Aber der darf nicht sein Revier hier einrichten.«
    » Nein, aber er hat Zugangsrecht. Regelt das unter euch.«
    » Mal sehen.«
    » Junior!«
    » Ist jetzt meins.«
    » Nein, das ist es noch nicht. Und ich habe euch gelehrt, dass man Wegerechte und Zeiten verhandelt. Bouchon mag träge und dick sein, aber ich fürchte, er kann noch immer einen Jungkater vermöbeln, dass die Fetzen fliegen. Also befleißige dich der üblichen Höflichkeit.«
    » Mal sehen.«
    So ganz anders als Filou war dieser Sprössling. Als Mutter war ich jetzt abgeschrieben. Aber so geht das im Leben.
    Die Kätzin hatte sich mit einem Tannenzapfen vergnügt und trottete gutmütig auf ihren Bruder zu. Der fauchte sie an.
    Sie jaulte und kam zu mir gelaufen.
    » Lass ihn, er hat sein Leben gewählt. Und du wirst es auch bald tun.«
    » Ja, Mama.«
    Weiß, der Schwanz geringelt, einen kleinen schwarzen Fleck auf der Nase, wunderschöne schwarz umrandete grüne Augen. Sie war die hübschere Ausgabe von mir. Keine Kuh-Katze. Und von einer erstaunlichen Sanftmut.
    Wir kehrten zurück, ich schnüffelte hier und da, aber von Bouchon keine Spur.
    Ich machte mir ein wenig Sorgen.
    Er hatte offensichtlich mit Billigung des Freiherrn das Hotel verlassen, war aber weder im Park noch im Garten oder im Wald zu finden. Hoffentlich war er nicht wieder über die Brücke gelaufen, um vergiftete Ratten zu jagen.
    Am Schuppen fanden wir eine Portion Schabefleisch vor, auf der Terrasse saß Mama mit Altea und General Rothmaler. Ich hockte mich gesättigt auf das Mäuerchen und leistete ihnen Gesellschaft, um mich von diesem kleinen Verlustschmerz abzulenken, den mir der Weggang des Katerchens verursachte. Mama hatte die Zeitung aufgeschlagen und las einen Artikel vor, der die Ausstellung bei Tigerstroem beschrieb. Ihre Stimme klang ganz gerührt, als sie von den Lobeshymnen sprach, die darin auf Alteas Konterfei gesungen wurden. Und natürlich wurde auch der Eklat beschrieben, den das ehemalige Malermodell Bette Schönemann ausgelöst hatte. Hier schwang eine leise Boshaftigkeit in ihrer Stimme mit.
    » Sie ist eine traurige Gestalt, die schöne Bette«, meinte Altea. » Es muss ihr zu Kopf gestiegen sein, dass sie einst Göttinnen und Heilige verkörpert hat.«
    Der General brummte.
    » Was meinten Sie, General?«
    » Nichts. Ach, nichts.«
    » Ah, da fällt mir eben ein, dass wir uns gestern gefragt haben, woher Ihre Großnichte wohl Bette kennt. Sie

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