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Die Spionin im Kurbad

Die Spionin im Kurbad

Titel: Die Spionin im Kurbad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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fuhr auf, knallrot im Gesicht.
    » Ich?«
    » Du. Du schaust ihn mit Wohlgefallen an. Vielleicht gibt es das kleine verschwiegene Häuschen noch, das er für seine Mätresse kaufen wollte.«
    » Altea«, keuchte Mama.
    » Siehst du, so ist das, wenn man ständig verkuppelt werden soll.«
    Auch Altea stand auf und verkündete, sie brauche etwas Bewegung für ihre lahmen Knochen.
    Ich hingegen brauchte etwas Ruhe für die meinen und schlenderte zu meinem Schlafplatz am Schuppen.

Entführung
    Bouchon war auch am Nachmittag nicht aufgetaucht, und ich begann, mir wirklich Sorgen zu machen. Mochte ja sein, dass er zu dem Freiherrn ins Hotel zurückgekehrt war, aber er hätte doch bestimmt noch einmal hier vorbeigeschaut. Neugierig war er ja auch, und die Entwicklungen überschlugen sich in der letzten Zeit förmlich. Ich kontrollierte noch einmal Zaun und Gartentörchen und machte mich dann auf, den Freiherrn zu suchen. Wie man in das Hotel hineinkam, wusste ich ja, und wo sein Zimmer war, ebenfalls.
    Etwas abenteuerlich war es schon, ich lief nicht gerne mitten am Tag die Straßen entlang. Und ich musste auch einen passenden Augenblick abwarten, bis es mir gelang, an dem Türsteher vorbeizuschlüpfen. Wieder verdankte ich es einer Dame, die einen voluminösen Rock trug, der mich verdeckte. Sie sagte auch nicht » Huch«, als ich sie streifte, sondern raffte nur die Volants. Ich fand also Schutz hinter Portieren, Blumenkübeln, Kommödchen und anderem Krimskrams, bis ich die obere Etage erreicht hatte. Dann den langen Gang hinunter, an den Türen schnuppern, einem Zimmermädchen ausweichen, und schließlich hatte ich die Tür erreicht, unter deren Ritze der Duft von Vincents Zigarillo herausdrang. Der Freiherr wohnte nebenan, und dort maunzte ich. Erst leise, dann immer vernehmlicher. Ich bekam keine Antwort.
    Weder von Mensch noch von Tier.
    Wo war der dicke Stopfen abgeblieben?
    Wieder flog mich das ungute Gefühl an, er könne sich zu Kathys Seite der Lahn aufgemacht haben.
    Ich flutschte aus dem Hotel – was leichter war, als hineinzukommen, denn ich fand einen großen Raum voller Tische, dessen Fenster zur Kolonnade geöffnet waren. Die Promenade hoch zur Brücke – auch das ging ohne Probleme –, über die Brücke, ein kritischer Blick in die Umgebung, ob Romanow hier irgendwo lauerte. Aber seine Markierung gab mir zu verstehen, dass er erst gegen Abend hier kontrollieren würde. Runter zum Lahnufer, Witterung suchen.
    Nichts von Bouchon.
    Immerhin hatte er sich das mit den Ratten wohl gemerkt.
    Also nahm ich mein nächstes Ziel in Angriff. Kathys geheimen Einschlupf in den Garten des großen Hotels, das sich Panorama nannte, kannte ich. Er lag ein wenig versteckt, und wieder musste ich eine Straße überqueren. Kathys Revierkennzeichnung war deutlich – sie war erst vor ganz kurzer Zeit vorbeigekommen. Also nichts wie rein und Ausschau halten.
    » Hatte ich dich eingeladen?«, fauchte es mir von einer Gartenbank entgegen.
    » Nein, hattest du nicht. Aber ich bin in Sorge, Kathy. In großer.«
    » Ist ja nichts Neues bei dir.«
    Ich knurrte leise. Um Hilfe bitten war nicht immer leicht, und Kathy hatte so eine spöttische Art. Aber egal.
    » Ich suche Bouchon, so einen dicken grauen Stopfen.«
    » Oh! Sicher?«
    » Kater, Kathy, Kater!«
    » Mhm. Grau, Samtpelz, goldene Augen. Riecht nach Mensch.«
    » Genau.«
    » Der hat jetzt einen neuen Menschen.«
    » Waas?«
    » Eine Frau. Ziemliche Zicke. Sie hat ihn in ihr Tuch eingewickelt hergetragen. Es schien ihm zu gefallen.«
    Mir schwante Böses.
    » Lila Kleider?«
    » Ja, ständig. Und eine Nörglerin.«
    » Wo ist sie?«
    » Vorn raus.«
    » Danke!« Und weg war ich.
    Vorn raus hieß Menscheneingang. Und richtig, dort stand eine Kutsche, die eben mit allerlei Gepäckstücken beladen wurde. Eines davon maunzte kläglich.
    Ich hin.
    Ein Korb, fest verschlossen. Roch nach Baldrian.
    » Bouchon!«
    » Sina. Sina, die will mich mitnehmen«, jammerte er.
    » Rattenscheiße!« Ich überlegte kurz. » Schrei. Schrei, so laut du kannst. Und so lange du kannst. Hau sie! Zieh Blut! Beiß sie! Ich versuche zu helfen.«
    Bouchon hob ein Geheul an, das den Kutscher erstarren ließ.
    Ich raste los. Altea!, war mein erster Gedanke. Aber dann sah ich am anderen Ende der Brücke Vincent und den Freiherrn.
    Noch einen Zahn zulegen.
    Riesensprint.
    Sprung.
    Hoch!
    An der Uniform festkrallen.
    Schreien. SCHREIEN ! SCHREIEN !!!
    » Sina, spinnst du?«
    Vincent hielt mich fest an

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