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Die Spionin im Kurbad

Die Spionin im Kurbad

Titel: Die Spionin im Kurbad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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Jeder benimmt sich mal blöd. Was hast du gemacht?«
    » Ich wollte dich heute Morgen fragen, ob du mit in den Wald hochkommst, aber es war niemand hier. Also habe ich mich alleine etwas umgesehen und einen hübschen Platz am Wegesrand zum Ruhen gefunden. Es war so schön warm und sonnig und roch so schön nach Blumen und so.«
    » Auch eine Regel, die man beachten sollte, Bouchon – man ist nirgendwo sicher. Ein Ohr muss immer wach bleiben, wenn man an einem unbekannten Ort ruhen will.«
    » Ja, hab ich kapiert. Weil – da war nämlich plötzlich so eine Decke über mir. Und ich wurde hochgehoben. Ich wollte ja raus, aber ich war so gefangen in dem Stoff, dass ich noch nicht mal zappeln konnte. Und als ich endlich frei kam, war ich in einem fremden Zimmer, und diese lila Frau gurrte und schnurrte mich an. Sie hätte eine wunderhübsche Kätzin, die ganz begierig darauf sei, mich kennenzulernen. Und dass wir einen klitzekleinen Ausflug machen würden.«
    » Und das klang so verführerisch, dass du alles andere vergessen hast?«
    » Nnnja. Sie hatte auch leckeres Futter für mich. Und dann dieser Duft.«
    » Baldrian macht Kater an. Ich weiß.«
    » Ja, und dann kam sie mit dem Korb, und ich bekam mit, wie sie ihr Gepäck aus dem Zimmer schaffen ließ, und irgendwas von der Kutsche, die draußen wartete. Und da wurde mir irgendwie ungemütlich. Weil – das konnte doch kein Ausflug sein, oder? Der Freiherr braucht auch immer viel Gepäck und eine Kutsche, wenn er auf eine größere Reise geht. Also hab ich mich gewehrt, als sie mich in den Korb stecken wollte. Aber – du, die Frau hat einen gemeinen Griff. Die hat mich so fies gepackt, dass ich mich gar nicht rühren konnte.«
    » Fünf zahme Katzen hat sie, die sie offensichtlich alle im Griff hat.«
    » Grausig, ja, das ist mir auch klar geworden. Jedenfalls war ich heilfroh, dass du mich gefunden hast. Und dann habe ich genau das getan, was du gesagt hast. Ich hab mir die Lunge aus dem Leib geschrien. Das hat ihr gar nicht gefallen. Und dem Kutscher auch nicht. Aber sie konnte nichts machen. Immer wenn sie durch die Löcher im Flechtwerk gefasst hat, habe ich ihr eins mit der Kralle übergezogen. Und dann hat sie auch geschrien.«
    » Gut gemacht!«
    » Ja, aber es war scheußlich. Und dauerte auch ziemlich lange. Und ich hatte schon bald keine Stimme mehr und auch keine Hoffnung. Aber dann wurde die Kutsche auf einmal langsamer, und dann kam Hufschlag ganz nahe. Und die Tür wurde aufgerissen. Und dann habe ich wieder geschrien. Und Viola hat geschrien. Und Vincent hat gebrüllt. Und Viola hat gekreischt. Und Vincent hat den Korb aus der Kutsche gehoben. Und dann ist Viola ausgestiegen und mit den Krallen auf ihn los. Und er hat sie bei den Schultern gepackt und gerüttelt und geschüttelt, dass ihre ganzen Haarnadeln rechts und links von mir auf den Boden fielen. Und dann hat er dem Kutscher befohlen, das Gepäck der Dame abzuladen, sie würde in der Poststation bleiben. Der hat ein bisschen gemuckt, aber Vincent hat ihn angeblafft, er würde die Fuhre zurück bezahlen, und die Dame sei durchaus in der Lage, für ihren Weitertransport selbst zu sorgen. Die hat weitergezetert, und Vincent hat ihr gedroht, wenn sie nicht bald den Schnabel hielte, würde er sie wegen Diebstahls der Polizei übergeben. Das wirkte dann.
    Ich durfte den Rückweg ganz allein in der Kutsche fahren. Mit offenem Korb. Und der Freiherr hat mich in den Arm genommen und ganz dolle gedrückt und kein bisschen mit mir geschümpft …«
    » Ich schümpf dich auch nicht, Bouchon«, brummelte ich und leckte ihm das Gesicht. » Ich bin froh, dass du wieder hier bist und die Lilalotte endlich fort ist.«
    Er kuschelte sich ganz dicht an mich, und sein Schnurren durchbebte den ganzen dicken Kater. Eine Weile genossen wir das Beisammensein, dann gab ich ihm eine Zusammenfassung der Ereignisse während seiner Abwesenheit. Er lauschte angespannt. Und dann erhellte er ein mir noch nicht ganz durchsichtiges Ereignis.
    » Diese Sache mit den Umschlägen, die Altea mit dem Mann getauscht hat – davon hat Vincent dem Freiherrn erzählt. Der ist dem Mann nämlich gefolgt und hat ihn zur Rede gestellt.«
    » Aha.«
    » Er hatte Angst, dass Altea vielleicht irgendwelche wichtigen Unterlagen verkauft. Hat sie auch, aber es ist das Zeug, das sie auf Papier kritzelt. Und der Mann ist der Redakteur der Zeitung. Vincent sagt, er musste erst ziemlich direkt werden, bis der Auskunft gab, denn er sei ein Herr von

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