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Die Spionin im Kurbad

Die Spionin im Kurbad

Titel: Die Spionin im Kurbad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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gehen.«
    Ich krabbelte unter dem Tisch hervor, um mir Mama genauer anzusehen. In ihrer Stimme schwang ein eigenartiger Ton mit. So hatte ich sie noch nie erlebt. Irgendwie entschlossen. Und zwar stählern entschlossen.
    Doch ihre Miene war sanft, und sie lächelte den General liebevoll an.
    » Meine Liebe, Sie haben völlig recht, Sie sind eine Dame, über jeden Tadel erhaben.«
    » Danke, Herr General. Und nun, da Sie selbst offensichtlich darüber nachgedacht haben und einer neuerlichen Ehe nicht abgeneigt gegenüberstehen, wage ich … Nun, sehen Sie, ich habe nichts mehr zu verlieren, Herr General. Nicht einmal mehr meinen Stolz. Darum frage ich Sie, ob Sie mich heiraten würden.«
    Ich glaube, der Aufprall einer Kanonenkugel mitten auf den Magen hätte den General nicht mehr aus dem Gleichgewicht bringen können. Er ließ die Hand mit der Kaffeetasse ganz langsam sinken.
    » Ähm«, sagte er dann und lief dunkelrot an.
    Mama saß kühl wie eine Morgenbrise auf ihrem Platz, doch ihre Finger waren miteinander so verknotet, dass sie fast weiß waren.
    Ich musste den General bewundern.
    Nach zwei weiteren Räusperern meinte er: » Ein Vorschlag, der nicht von der Hand zu weisen ist, Gnädigste.«
    » Dennoch bitte ich um Aufrichtigkeit, Herr General. Wenn Sie eine Abneigung irgendeiner Art verspüren, sagen Sie es ehrlich. Dieses Gespräch wird ausschließlich unter uns bleiben, und ich werde es schlicht vergessen, wenn Sie jetzt einfach den Kopf schütteln.«
    » Es ist … ungewöhnlich, Gnädigste, und soeben erschließt sich mir das Dilemma vieler unserer jungen Damen. Auf eine solche Überraschung zu reagieren, ohne jemanden zu verletzen, ist fast unmöglich. Mein Respekt für Euch Frauen wächst ins Unermessliche. Ihr erspart uns Männern einen Haufen schwieriger Situationen.«
    » Und ich habe Sie jetzt in eine solche gebracht.«
    Er lachte plötzlich auf.
    » Ja, in der Tat. Allerdings haben Sie mich auch zum Nachdenken gebracht, Teuerste.« Dann ergriff er ihre Hand und führte sie an seine Lippen. » Ich bin ein Mann von schnellen Entscheidungen, meine Liebe. Das lernt man als Offizier. Ich nehme Ihren Antrag an. Er wird mich von solchen bêtisen wie die schöne Bette abhalten und erlaubt mir zudem, Ihrer störrischen Tochter, wenn auch nicht als Schwiegervater, so doch als Stiefvater meine Hilfe aufzudrängen. Und zusätzlich wird meinem Heim nun wieder eine elegante, gewandte Gattin Glanz verleihen.«
    Nun errötete auch Mama zutiefst und schaute in die Kaffeetasse.
    » Sie lachen nicht über mich?«
    » Nein, Hermine, ich lache nicht über Sie. Aber wir beide sollten anderen gegenüber noch ein paar Tage über unsere Vereinbarung schweigen.«
    » Oh ja, auf jeden Fall. Ich bin jetzt ganz zitterig!«
    » Nun, das passiert uns allen, wenn wir schwerwiegende Entscheidungen treffen. Gestatten Sie, dass ich uns beiden nun einen Augenblick der Besinnung schaffe. Wir wollen uns wiedertreffen, wenn wir unsere Contenance zurückgewonnen haben.« Er stand auf, und bei seiner Verbeugung küsste er noch einmal Mamas Hand. » Heute Abend wollen wir gemeinsam dinieren. Ich hole Sie um sechs Uhr ab.«
    » Ja. Ja, danke.«
    » Madame, ich bewundere Sie.«
    Ich sprang auf Mamas Schoß. Sie brauchte mich jetzt. Dringend.
    Mein Schnurren beruhigte sie, ihre kalten Finger wurden in meinem Fell wärmer und wärmer, und als Altea zurückkam, war sie wieder ganz gelassen.
    » Nun, was sagt der Apotheker?«
    » Ich werde heute Nachmittag Ergebnisse haben. Ist Vincent noch bei Olga?«
    » Ich weiß es nicht, Liebes. Ich werde jetzt einfach eine kleine Promenade machen. Alles war so aufregend heute.«
    » Hat der General dich nicht beruhigen können?«
    » Doch schon, aber … Lass mich einfach eine halbe Stunde nachdenken.«
    » Natürlich. Ich habe auch noch etwas zu erledigen.«
    Mama wollte offensichtlich nicht mit Altea plaudern. Die hingegen ging hoch in ihr Zimmer und kehrte mit ihrem Heft zurück. Sie setzte sich an den Tisch und krakelte wieder hinein. Dabei zwinkerte sie mir verschwörerisch zu.
    » Diesmal, Sina, wird Kattenvoet das befremdliche Treiben der Kurgäste aus Sicht einer Streunerkatze schildern. Ich glaube, das wird sehr erhellend. Manchmal wünsche ich mir, ich könnte für ein paar Stunden in deinen Körper schlüpfen. Wer weiß, dann hätten wir vermutlich diese mörderische Geschichte bereits aufgeklärt.«
    Na, auf jeden Fall wüsstet ihr schon ein paar Dinge mehr. Ich rieb mich an ihrem Bein, und

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